Schulcampus Kempen Schulleiter beklagt „unsachlichen Wahlkampf“

Kempen · In der Debatte um Schulcampus und Ludwig-Jahn-Platz kritisiert Gesamtschulleiter Hötter die Vorschläge von SPD, Grünen und Christoph Dellmans.

 Uwe Hötter ist Leiter der Kempener Gesamtschule, die unter anderem ein Gebäude an der Wachtendonker Straße nutzt.

Uwe Hötter ist Leiter der Kempener Gesamtschule, die unter anderem ein Gebäude an der Wachtendonker Straße nutzt.

Foto: Wolfgang Kaiser

Uwe Hötter ist in großer Sorge. Der Leiter der Kempener Gesamtschule kämpft seit vielen Jahren für ideale Bedingungen, für einen Neubau für „seine“ Schule. Nun schien Anfang des Jahres die Lösung ist Sicht, dass der Ludwig-Jahn-Platz ein Areal sein könnte, um dort zu bauen. Wohl nach der Kommunalwahl werden die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vorliegen, in der es darum geht, ob auf dem Platz gebaut werden kann. Und auch darum, ob ein neuer Sportplatz mit Kunstrasen und Laufbahn an der Berliner Allee errichtet werden kann. Die Kommunalwahl ist das Stichwort, denn bekanntlich ist das Thema nun mitten im Wahlkampf – und es wird heiß diskutiert. Und genau deshalb ist Hötter in Sorge. Darum, dass die Ideen nun zerredet werden.

„Mit Erstaunen und Sorge nehme ich die Auseinandersetzung auf politischer und kommunaler Ebene bezüglich der Planungen für einen Schulneubau für die Gesamtschule Kempen wahr.“ So beginnt Hötter einen offenen Brief an die Vertreter der politischen Fraktionen. „Im vergangenen Winter gab es einen in weiten Teilen großen Konsens für einen Schulneubau unter Einbeziehung des Ludwig-Jahn-Platzes. Einer partiellen  Bebauung des Ludwig-Jahn-Platzes wurde nicht ausdrücklich widersprochen. Auch viele Sportbegeisterte und Vereinsangehörige schienen einer Erweiterung der Sportanlagen an der Berliner Allee offen gegenüber zu stehen und in dieser Variante einen großen Mehrwert zu entdecken.“

Mit Blick auf die politische Meinung zu Beginn der Beratungen bezieht sich Hötter auf den Verlauf einer Ratssitzung von Ende Januar. Damals sprach Jochen Herbst (CDU) von einer „gangbaren Variante“ und Günter Solecki (Die Linke) von einer „pragmatischen und richtungsweisenden Vorlage“. Für Irene Wistuba (FDP) ging es „endlich in die richtige Richtung“. Grünen-Chef Joachim Straeten freute sich, dass der Neubau-Vorschlag der Grünen „nun endlich aufgegriffen wird“. Auch die SPD zeigte sich offen – unter der Bedingung, Schulen und Vereine im Fortgang „eng einzubinden“.

Unterm Strich folgte dann im Juni der Auftrag zur Machbarkeitsstudie – mit den Stimmen von CDU, FDP, Linken und Freien Wählern. SPD und Grüne wünschten sich eine Machbarkeitsstudie, in der auch Alternativen zum Jahn-Platz geprüft werden, und lehnten den Vorschlag ab.

„Leider ist das Thema meiner Meinung nach in unsachlicher Weise im Wahlkampf angekommen“, sagt Hötter nun – acht Monate nach der Sitzung im Januar. Ohne Frage eine deutliche Kritik an den Fraktionen von Grünen und SPD, auch wenn der Schulleiter diese in seinem Brief nicht explizit nennt. Denn Grüne und SPD sind im Wahlkampf mit dem Ziel unterwegs, den Jahn-Platz zu erhalten. So brachten die Grünen unter anderem an einem Wahlstand ins Spiel, die Fläche der Turnhalle Wachtendonker Straße für einen Schulneubau zu nutzen – verbunden mit einem Grundstück, auf dem derzeit noch Schulpavillons stehen.

„Die Gesamtschule benötigt dringend ein zusammenhängendes Schulgelände mit einem Zentrum, ,einem Herzen’ für die Schule. Und dies muss im bisherigen Schulzentrum verortet werden“, entgegnet Hötter der Idee der Grünen. Dass der Ludwig-Jahn-Platz seit Anfang des Jahres im Fokus der Planungen ist, bezeichnet Hötter hingegen als „zielorientiert und tragfähig“.

„Mit Schrecken habe ich aus dem politischen Raum vernommen, dass es Überlegungen gibt, eine neue, umfänglichere  Machbarkeitsstudie bis zum Jahr 2022 erstellen zu lassen und zwischenzeitlich ein Containerdorf am Luise-von-Duesberg-Gymnasium zu errichten“, so Hötter weiter. Diese Überlegungen hatte der parteilose Bürgermeisterkandidat Christoph Dellmans, der von SPD und Grünen aufgestellt worden ist, zuletzt bei den Podiumsdiskussionen in St. Hubert und beim SV Thomasstadt öffentlich kundgetan (die WZ berichtete). Hötters Meinung zum Container-Standort am LvD an der Berliner Allee: „Dies zeugt von verantwortungsloser Unkenntnis, da bereits – wie im Ratssystem der Stadt Kempen nachlesbar – dieser Standort aus Platzgründen verworfen wurde.“

„Auch der  aktuell wieder in die politische Diskussion eingebrachte für alle Schulen zu schaffende  naturwissenschaftliche Trakt in einem Gesamtgebäude  wurde in den bisherigen Gesprächen und Workshops von den weiterführenden Schulen einstimmig als  untauglich abgelehnt“, so Hötter weiter. „Ebenso benötigen wir nicht eine Großraumaula für alle, sondern schulbezogene pädagogische Zentren für kulturelles schulisches Leben.“

„Ich appelliere an alle Beteiligten, sich der schwierigen Fragestellung sachlich zu stellen und aus einer Gesamtverantwortung heraus den Blick über den Tellerrand zu wagen“, schreibt der Rektor der Schule am Schluss seines Briefes. „Weitere Verzögerungen im Hinblick auf die Schulsanierung und der Schaffung von neuem Schulraum – und hier schließe ich ausdrücklich die Gymnasien und die Grundschulen mit ein – können wir uns nicht leisten.“

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