Die Erfahrungen von Jan Leichsenring aus Kempen Corona macht Praktikanten das Leben schwer

Kempen. · Viele Monate hat Jan Leichsenring nach einem Praktikum gesucht. In vielen Bereichen sei das gerade besonders schwer.

 Der 15-jährige Jan Leichsenring suchte monatelang vergeblich mach einer Praktikumsstelle.

Der 15-jährige Jan Leichsenring suchte monatelang vergeblich mach einer Praktikumsstelle.

Foto: Norbert Prümen

Es kostete den 15-jährigen Jan Leichsenring viel Überwindung, mit der Bewerbungsmappe in der Hand in Kempener Geschäfte oder Betriebe zu gehen. Immer wieder bekam der Förderschüler dieselben Antworten: „Es sei derzeit keine Praktikumsstelle frei oder gerade vergeben, es wäre Corona, und die Betriebe müssten gucken, dass sie selbst über die Runden kommen“, erzählt der Jugendliche aus Kempen traurig. Dass die Situation derzeit für Praktikumssuchende nicht einfach ist, bestätigt auch Michael Metschies von der Agentur für Arbeit in Krefeld. Er berät unter anderem Förderschüler im Kreis Viersen. „Die Schüler müssen selbstbewusst und offen auftreten, die Suche jetzt ist noch schwieriger als vor der Pandemie“, sagt Metschies.

Jan Leichsenring ist eher ein schüchterner Jugendlicher. Er weiß aber, in welche Bereichen er nicht schnuppern möchte: „Im Büro, das wäre nichts für mich“, erzählt der 15-Jährige, der die Förderschule in Willich besucht. Sein Traumpraktikum: „Irgendwo, wo ich mich um Tiere kümmern könnte.“ Er selbst hat zwei Katzen und einen Hamster. Unterstützt bei der Suche wurde er von seiner Mutter Birgit Krug. Auch sie verzweifelte oft: „Ich habe selbst telefoniert und angerufen.“ Sie vermutet, nicht nur Corona sei das Problem gerade, auch hätte es ihr Sohn schwer, ein Praktikum zu finden, weil er Förderschüler wäre.

Die Zeit drängte. Denn: Anfang November starten die Neuntklässler des Förderzentrums Ost in Willich in ein dreiwöchiges Praktikum. Danach sollen die Schüler einen Tag in der Woche im Betrieb verbringen. Die Schule weiß um die Besonderheit in Corona-Zeiten: „In einzelnen Betrieben ist mehr Rücksprache und Vorabklärung notwendig, da es zum Beispiel eine geringere Auftragslage gibt und die Anzahl der Praktikumsplätze begrenzt ist“, sagt Claudia Funke, Schulleiterin des Förderzentrums Ost in Willich. Bislang konnte aber jedem Schüler ein Praktikum vermittelt werden, denn die Schule pflegt viele Kontakte in unterschiedliche Branchen.

Michael Metschies bestätigt, dass gerade Pflegeeinrichtungen, Altenheime und Kindergärten, aber auch Gastronomiebetriebe aufgrund der besonderen Hygienebestimmungen derzeit weniger Praktikanten aufnehmen würden. Metschies und die Schulen empfehlen deshalb, sich frühzeitig um einen Praktikumsplatz zu kümmern, sich direkt im Betrieb vorzustellen unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen.

Die Schüler sollten im Vorfeld auch in Rollenspielen Vorstellungsgespräche üben. Die Lehrer der Förderschule stehen ihren Schülern zur Seite und unterstützen sie außerdem beim Schreiben von Bewerbungen.

Jan hat viele Nächte schlecht geschlafen und sich Sorgen gemacht. Vor kurzem dann ein Erfolgserlebnis: „Er hat einen Praktikumsplatz gefunden, in einem Fachbetrieb für Gartentechnik. Keine Tiere – zugegeben, aber der 15-Jährige ist trotzdem glücklich: „Er hat sich irre gefreut“, erzählt Birgit Krug. Auch sie freut sich für ihren Sohn und auch darüber, dass das Thema Praktikum endlich abgehakt ist.

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