Ratingen: Bei der Vorsorge hapert es noch

Obwohl sie kostenlos sind, bringen viele Eltern ihre Kinder nicht zu den regelmäßigen Untersuchungen.

Ratingen. Es gibt Dinge, da hat Ratingen den anderen Städten im Kreis einiges voraus. Doch in Sachen Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern gibt es noch einigen Nachholbedarf.

Schon kurz nach der Geburt beginnen die Untersuchungen für das Neugeborene mit der U1. Bis zum Alter von sechs Jahren folgen weitere acht Vorsorgetermine beim Kinderarzt. Sie dienen dazu, die Entwicklungsfortschritte der Kinder zu beobachten und Defizite rechtzeitig zu entdecken. Doch während an den ersten Vorsorgeuntersuchungen noch beinahe alle Kinder teilnehmen, sinkt die Beteiligung mit zunehmendem Alter.

Besonders niedrig ist die Beteiligung bei der U9 - dem letzten Vorsorgetermin für Kinder vor der Schuleignungsuntersuchung durch den Amtsarzt. Jedes fünfte Kind in Ratingen bekommt diese Untersuchung nach einer Erhebung des Kreisgesundheitsamtes nicht.

"Das ist die Zahl, über die wir auch betrübt sind", sagt der Ratinger Kinderarzt Bernd Appolt. Dabei werden bei der U9 wichtige Entwicklungsschritte wie Sprachfähigkeit, Sozialverhalten und Motorik getestet.

Auch das Kreisgesundheitsamt sieht in einem Bericht noch "deutliches Verbesserungspotential" bei den späteren Vorsorgeuntersuchungen. Auffällig auch: Insgesamt sehen deutlich weniger Kinder nichtdeutscher Eltern einen Arzt zur Vorsorge als gleichaltrige Deutsche. Ob dies aus Überzeugung oder wegen mangelnder Informationen geschieht, darüber mag Appolt nicht spekulieren. "Die Befürchtung ist, dass sie durchs Netz fallen."

Auch um dem Impfschutz der Kinder ist es nach wie vor nicht zum Besten bestellt. Zwar sind in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte erzielt worden, jedoch fehlen den Ärzten ebenfalls bei rund jedem fünften Kind verlässliche Informationen über vorhandene Impfungen.

Auch das letzte Kind soll erreicht werden, schließlich liegt der Gedanke nahe, dass gerade in der Gruppe der Vorsorgemuffel Potenzial für Entwicklungsauffälligkeiten vorhanden ist. Ziel ist es, Probleme zu erkennen und die Kinder gezielt zu fördern.

Zurzeit wird vom Gesundheitsministerium und den Ärzten ein Rücklaufsystem eingeführt. Dazu sollen alle Kinder erfasst werden, bei denen die Untersuchungen erfolgt sind. Wer nicht kommt, wird angeschrieben. Folgt keine Reaktion soll es zu einem Hausbesuch kommen.

Dabei stellt der Kinderarzt klar, dass die Vorsorgeuntersuchungen keine Elternkontrolle sind: "Es gibt Sachen, die auch gute Eltern an ihrem Kind nicht sehen."

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