Velbert Das Berufskolleg Bleibergquelle trauert um seine ehemalige Schulleiterin

Velbert · Schwester Ilse Wenzel ist im Alter von 76 Jahren verstorben.

 Ilse Wenzel war die maßgebliche Person, die aus der kleinen Pflegevorschule das heutige Berufskolleg geschaffen hat.

Ilse Wenzel war die maßgebliche Person, die aus der kleinen Pflegevorschule das heutige Berufskolleg geschaffen hat.

Foto: Reinhard Lüdeke

Mit tiefer Trauer haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie das Kollegium des christlichen Berufskollegs Bleibergquelle vom Tod von Schwester Ilse Wenzel Kenntnis genommen. Sie wurde 76 Jahre alt und war von 1983 bis 2009 die Schulleiterin. In dieser Zeit baute Schwester Ilse an der Bleibergstraße eine moderne Bildungsinstitution auf. Mit ihrer Weitsicht und die für sie typische Standhaftigkeit führte sie die kleine Pflegevorschule zur Berufsfachschule, dem Beruflichen Gymnasium und der Fachschule für Sozialpädagogik zum heutigen Berufskolleg Bleibergquelle.

Mit freundlicher Strenge und Auge für das individuelle Potenzial

Die Schüler standen bei ihr immer im Mittelpunkt. Mit freundlicher Strenge und klarer Linie – verbunden mit enormer Großzügigkeit – kamen auch schwächere Schüler zu ihrem Abschluss. Sie sah in jedem Menschen sein Potenzial und forderte und förderte ihn dementsprechend. Das galt nicht nur für Schülerinnen und Schüler, sondern auch für die Kollegen, die sie sehr schätzten.

Dabei vertraute sie immer auf den Herrn. Wenn etwas mal nicht lief, sagte sie „Aber Gott wird es schon richten“. Sie brachte viele jüngere (und ältere) Menschen zum Glauben. Ihre enorme Charakterfestigkeit und Beharrlichkeit halfen ihr dabei, ohne aufdringlich zu wirken.

Typisch für Ilse Wenzel war der Auftritt bei einem jakutischen Abend mit der dortigen Partnerschule in der russischen Botschaft in Berlin. Sie brachte als Geschenke einen Beutel mit russischen Bibeln mit zum Empfang. Dort wurde festgestellt, dass alle Besucher durchsucht werden und eine Verteilung von Bibeln streng verboten ist. Daraufhin sagte Schwester Ilse: „Geben Sie mir den Beutel, sie werden es nicht wagen, eine Diakonisse zu durchsuchen.“ Nachdem andere Besucher gründlich gefilzt worden waren, kam Schwester Ilse an die Reihe. Mit strengem Blick guckte sie dem Sicherheitsbeamten in die Augen und tatsächlich, sie wurde durchgewinkt. Nach den Reden und dem Essen ging sie dann von Tisch zu Tisch und verteilte freudestrahlend die Bibeln.

Schwester Ilse war immer offen für internationale Kontakte und eine überzeugte Europäerin, sowohl politisch als auch pädagogisch. Gleich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nahm sie Kontakt zu einer Gemeinde in Skalica in der Slowakei auf. Daraus entstanden ein jahrelanger intensiver Schüleraustausch und internationale Begegnungen auch mit weiteren osteuropäischen Ländern. Zahlreiche persönliche Kontakte bestehen noch bis heute. Auslandsjahre, die Beherbergung von Schülerinnen aus aller Welt, Exkursionen in andere Länder und der Austausch mit Partnerschulen in den Niederlanden und Spanien wurden von ihr immer gefördert, wissend, dass dies die Entwicklung junger Menschen voranbringt und auch im Bewusstsein der Verantwortung für ein friedliches Europa.

Die Stadt Velbert lag ihr besonders am Herzen. Sie suchte den Kontakt zu Politikern, Verbänden, Kirchen, Eltern und den Menschen in verschiedenen Stadtteilen. Auch über Velbert hinaus engagierte sie sich in unterschiedlichen Netzwerken.

Nach ihrem Ruhestand sprühte sie immer noch voller Energie und baute in der Bibelschule Malche in Porta Westfalica die Erzieherinnenausbildung auf. Danach engagierte sie sich in Velbert noch bis kurz vor ihrem Tod in der Integration und Sprachförderung von Zuwanderern.

„Das Berufskolleg verliert nach längerer Krankheit mit Schwester Ilse eine engagierte, tief im Glauben stehende, immer hilfsbereite, dem Menschen äußerst zugewandte ehemalige Schulleiterin. Schüler und Kollegen werden sie nie vergessen“, so die Schule.

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