Velbert Autogrammstunden der Velberter Stadtgeschichte

Velbert. · Das Gästebuch der Stadt ist nicht nur ein Kaleidoskop der kommunalen Historie. In ihm haben sich auch Personen der internationalen Zeitgeschichte verewigt.

 Nora Weichelt, Alexander Hemsing und Lisa Lapuente (v.l.) bewahren die jüngsten drei Bände des Gästebuches auf.  Die übrigen Bücher befinden sich im Stadtarchiv.

Nora Weichelt, Alexander Hemsing und Lisa Lapuente (v.l.) bewahren die jüngsten drei Bände des Gästebuches auf. Die übrigen Bücher befinden sich im Stadtarchiv.

Foto: Reinhard Lüdeke

Kennen Sie Königin ­Julia I.? Am 11. August 1994 verewigte sich die „Nahe-Wein-Königin“ mit Winzern aus Langenlonsheim im Goldenen Buch der Stadt. Heute ist die einstige Regentin besser als Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner bekannt. Sie war nicht der einzige prominente Gast: Helmut Schmidt besuchte 1965 Velbert, damals noch als Hamburgs Innensenator. Auch spätere Bundespräsidenten sind im Buch verzeichnet: Richard von Weizäcker als Berliner Bürgermeister und Frank-Walter Steinmeier als Außenminister. Am 26. Oktober 1982 tagte sogar das Kabinett der Landesregierung unter Ministerpräsident Johannes Rau im Velberter Rathaus. Im Schatten der Weltpolitik stand Velbert im Dezember 1994: Der damalige britische Premier John Major wohnte während des EU-Gipfels in Essen im Queens Park-Hotel an der Günther-Weisenborn-Straße.

„Der Empfang im Schlossmuseum musste allerdings aufgrund des engen Gipfel-Zeitplans gestrichen werden“, berichtet Alt-Bürgermeister Heinz Schemken, der stattdessen mit Stadtdirektor Reinhard Fingerhut vom britischen Regierungschef im Hotel empfangen wurde – ein Gespräch, an das sich Schemken bis heute gern und gut erinnert.

Wegen der oft verwendeten Vergoldungen am Einband und dem Goldschnitt der Seiten ist häufig vom Goldenen Buch die Rede, in Velbert trägt der dicke Band aus Büttenpapier die etwas schlichtere, in den Ledereinband geprägte Bezeichnung „Gästebuch“. Echte Handwerkskunst, weiß Angelika Grube: „Das Buch und die beiden Vorgänger hat noch unser ehemaliger Buchbinder Wilfried Richter in der Hausdruckerei angefertigt“, erzählt die langjährige, inzwischen pensionierte Mitarbeiterin des Bürgermeisters. Hüterin des Buches ist nun Lisa Lapuente, im Büro des Bürgermeisters unter anderem für Repräsentation zuständig. Sie organisiert die Empfänge, bereitet sie vor, führt das Gästebuch mit, das sie spätestens zwei Wochen vor einem Termin zu Petra Kleinmann bringen lässt. Seit 2005 gestaltet die Nevigeserin, im Hauptberuf Kunstlehrerin, die kalligraphischen Überschriften, die den Anlass des Empfangs beschreiben. Seit wann es in Velbert ein Gästebuch gibt, wissen weder Angelika Grube noch Lisa Lapuente, und auch Stadtarchivar Christoph Schotten kann nur sagen, dass das älteste Gästebuch im Archivbestand am 1. September 1951 eröffnet wurde – ob es frühere Exemplare gab, die verloren gingen oder vernichtet wurden, ist unklar.

Sportler beinahe aller Disziplinen haben sich im Buch verewigt

Von Anfang an finden sich Empfänge von Gästen aller Herren Länder auf den Seiten des Buches – Wirtschaftsdelegationen, Chöre aus der Nachbarschaft wie auch aus Chile und Australien, Diplomaten, auch Militärs, später viele Abordnungen aus den Partnerstädten von Briefmarkensammlern bis hin zu den Kleintierzüchtern. Sportler beinahe aller Disziplinen haben sich im Gästebuch verewigt, Zehnkämpfer und Olympionike Paul Meier ebenso wie das Team des FC Liverpool. Auch etliche Ordensträger haben sich eingeschrieben: Die Gästebücher der Stadt Velbert – inzwischen sind es fast ein Dutzend an der Zahl – sind lebendige Geschichte zum Durchblättern.

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