Ratinger Bäderlandschaft Ausschuss bringt neues Bad auf den Weg

Ratingen · Laut Antrag möchte die SPD prüfen lassen, ob das Becken des Freibades mit einer Hallenkonstruktion überdacht werden könnte – dies als Zwischenlösung. Grundsätzlich will man die nächsten Schritte im Verfahren vorantreiben.

 Aus zwei mach eins. Hier sind das Freibad und – rechts im Bild angeschnitten – das Hallenbad zu sehen.

Aus zwei mach eins. Hier sind das Freibad und – rechts im Bild angeschnitten – das Hallenbad zu sehen.

Foto: Achim Blazy (abz)

Über das große Projekt wird seit Wochen lebhaft und intensiv diskutiert. Nun gab es eine positive Willensbekundung auf Antrag aller Fraktionen: Das Bebauungsplan-Verfahren für ein Sport- und Freizeitbad am Standort auf einem Teil des Parkplatzes hinter der alten Lintorfer Straße soll starten. So entschied der Bezirksausschuss Mitte auf seiner jüngsten Sitzung. Damit wird die übliche Beauftragung von Gutachten zu Verkehr, Wasser, Landschaft und Natur in Gang gesetzt, um die planungsrechtlichen Möglichkeiten und Grenzen zu prüfen.

Wenn diese positiv ausfallen, können die Stadtwerke als Betreiber das vorgesehene Wettbewerbsverfahren mit mehreren Architekturbüros anstoßen. Nach der vorgezogenen Bürgerbeteiligung und der Auswahl des Entwurfes können Kosten belastbar berechnet werden. Erst danach können nach förmlicher Bürgerbeteiligung ein Satzungsbeschluss und ein Baubeschluss erfolgen, der dann verbindlich ist, hieß es zum weiteren Verfahren.

Bürgerinitiative trug ihre Bedenken zum Neubau vor

Karl-Heinrich Gilson, Sprecher der neuen Bügerinitiative „Freizeitbad ja, aber nachhaltig“ hatte die Bedenken der Anwohner hinsichtlich Verkehr/Parkplätze, Gebäudegröße und Wassersituation noch einmal vorgetragen. In der Ausarbeitung der Initiative geht es darum, auf die Probleme bei einem Neubau eines Freizeitbades im Bereich des Parkplatzes hinzuweisen. Ein neues Freizeitbad erhöhe das betriebswirtschaftliche Risiko der Gesamtinvestition unverhältnismäßig. Die von den Stadtwerken angeführten Synergieeffekte führten an der geplanten Stelle zu einer unnötigen Akkumulation von Risiken (Klumpen-Risiko), so die Initiative.

Wilfried Georg, Amtsleiter Tiefbau, erläuterte die Unterscheidung von Starkregen- und Überschwemmungskarten und wies darauf hin, dass erst ab HQ100-Fällen Restriktionen für das Bauen entstehen. Die Überschwemmungskarten für das Baufeld weisen allerdings weder HQ100- noch die selteneren HQextrem-Fälle aus.

Mögliche Starkregenansammlungen könnten auf dem Grundstück zum Beispiel durch Rückhaltungen kompensiert werden. Unter der Bezeichnung HQ100 versteht man einen Hochwasserabfluss, der im statistischen Mittel einmal in 100 Jahren erreicht oder überschritten wird.

CDU-Sprecher Gerold Fahr, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke ist, wies auf das sich abzeichnende Ende der Nutzungsdauer des 70er-Jahre-Bades hin und lobte aus seiner Sicht das vorausschauende Handeln, das gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlage: Sicherung und Ausweitung für Schul- und Vereinssport im Sportbad ohne mehrjährigen Ausfall, zeitgerechtes Freizeitangebot in der neuen 25-Meter-Becken-Halle, die für Sport nutzbar sei, aber auch mit Angeboten für Jugendliche und Gesundheit aufwarten soll. Zudem gebe es mehr Flexibilität beim Sommer-Winter-Wechsel durch einen gemeinsamen Eingangsbereich und damit eine bessere Wirtschaftlichkeit am Ort als weitere Pluspunkte.

SPD will provisorisches Dach
über dem Freibad prüfen lassen

Christian Wiglow (SPD) betonte die Notwendigkeit, ein Folgebad als Daseinsvorsorgeprojekt für alle Nutzergruppen mit dem Aufstellungsbeschluss jetzt anzustoßen. Alle weiteren Fragen könnten sich erst dadurch klären lassen. In einem Tischantrag möchte die SPD nun prüfen lassen, ob in der Zwischenzeit das Becken des Freibades mit einer Hallenkonstruktion überdacht werden könnte. Angesichts von Wartelisten von Schwimmvereinen für die Nutzung einer 50-Meter-Bahn würde dies kurzfristig helfen, so Wiglow.

Für die Grünen signalisierte Sprecher Siegfried Aring ebenfalls Zustimmung, legte jedoch einen Tischantrag vor, der ein anderes Planverfahren, nämlich einen Vorhaben- und Erschließungsplan, vorsieht und ebenfalls einen Planungswettbewerb fordert.

Ziel sei die Entlastung der Verwaltung. Die Stadt wiederum wies darauf hin, dass die Stadtwerke ohnehin planen, den Wettbewerb, die Öffentlichkeitsbeteiligung und den Bau zu koordinieren.

BU bringt Idee von gleich zwei Sportbädern ins Spiel

Auch Hans-Joachim Uhde stimmte der Planung für die FDP zu und sah die Notwendigkeit, zeitnah zu handeln. Die BU bezweifelte in einem am Sitzungstag formulierten Tischantrag den Bedarf für Freizeitschwimmer, Jugend und Gesundheit. BU-Fraktionschef Rainer Vogt plädierte im Zweifelsfall für den Bau gleich zweier Sportbäder – in Mitte und West. Man greift damit indirekt die Bedarfs- und Kostenanalyse der Stadtwerke an und will eine solche Bedarfsanalyse nochmals zusammen mit einer Kostenaufstellung vorab auf den Weg bringen. Wo ein realistischer Bauplatz in West sein soll, ist allerdings unklar. Auch kann eine belastbare Kostenberechnung erst nach dem vorgesehenen Wettbewerb erfolgen.

Einen Hinweis auf den Bedarf könnten die bereits von Fahr genannten Zahlen liefern: Das alte Hallenbad in Mitte wird noch von 26 000 Besuchern im Jahr aufgesucht, zuzüglich der Freibadbesucher sind es 90 000.

Das mit dem Schwerpunkt junge Familien ausgerichtete Freizeitbad in Lintorf ist dagegen mit 240 000 Besuchern pro Jahr mehr als ausgelastet. Alle Anträge wurden wegen der Kurzfristigkeit in den Ausschuss für Stadtentwicklung und Mobilität vertagt, in dem auch der formelle Beschluss zum Verfahrensbeginn gefasst werden soll, hieß es im Ausschuss.

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