Mettmann: Orientierung für Sehbehinderte

Der Blinden- und Sehbehindertenverein bietet ab Mai eine regelmäßige Sprechstunde für Betroffene und deren Angehörigen an.

Mettmann. Wer nicht mehr oder immer schlechter sehen kann, ist im Alltag extrem eingeschränkt. Der Weg in die Stadt, die Orientierung in den eigenen vier Wänden oder einfach nur der Blick in die Zeitung - all das fällt schwer beziehungsweise geht nicht mehr so, wie es die Betroffenen gewohnt sind.

"Viele Menschen kapseln sich dann ab, weil sie keinem zur Last fallen wollen", sagt Tamara Ströter, zweite Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins (BSV) im Kreis Mettmann. Um den Betroffenen zu helfen, hat der Verein ein Beratungsangebot eingerichtet. An jedem ersten Mittwoch im Monat wird zukünftig eine Sprechstunde stattfinden, zu der nicht nur Betroffene, sondern auch deren Angehörige kommen können.

"Wir wollen die Leute dort abholen, wo sie stehen", sagt Tamara Ströter und weiß, dass deren Probleme sehr unterschiedlich sein können. "Eltern sehbehinderter Kinder haben andere Sorgen als jemand, der allein zu Hause zurechtkommen muss", sagt die Velberterin, die selbst an einer starken Sehbehinderung leidet.

Auf der Straße niemanden mehr erkennen und deshalb nicht grüßen können oder wegen des unsicheren Ganges des Alkoholmissbrauchs bezichtigt zu werden - das seien die Probleme, mit denen Sehbehinderte im Alltag immer wieder konfrontiert werden.

Ein großes Problem sei außerdem die Scheu der Betroffenen, sich selbst und der Umgebung ihr Problem, ihre Behinderung einzugestehen. Viele ziehen sich immer mehr zurück in die eigenen vier Wände und verlieren ihre Selbständigkeit.

"Die Menschen sind stark verunsichert. Manchmal geht eine solche Entwicklung auch mit Depressionen einher", sagt Wohn- und Pflegeberater Oliver Pahl, der das Projekt mit auf den Weg gebracht hat. Bei ihm melden sich auch immer wieder Angehörige, die Rat im Umgang mit der Sehbehinderung des Familienmitgliedes suchen.

"Vor allem Partner müssen natürlich immer wieder einspringen, wenn die Betroffenen etwas suchen oder sich anderweitig hilflos fühlen", sagt Pahl. Schnell komme da auch schon mal der Gedanke auf, dass ein Pflegeheim die einzig Alternative für die Betroffenen ist. Tamara Ströter: "Das ist oft keine gute Lösung, weil die Selbstständigkeit in den eigenen vier Wänden durchaus wieder aufgebaut werden kann."

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