Mettmann Anwohner sind „maximal genervt“

Mettmann. · In der Oberstadt zu wohnen, ist idyllisch – und bedingt durch die Gastronomie laut. Bis weit nach Mitternacht lärmen Gäste auf Terrassen. Die Anwohner sind genervt und gegen die Verlängerung der Sperrstunde, wie Jörg Ellrich sagt.

 Jörg Ellrich und seine Nachbarn lehnen einer Erweiterung der Öffnungszeiten am Wochenende strikt ab.

Jörg Ellrich und seine Nachbarn lehnen einer Erweiterung der Öffnungszeiten am Wochenende strikt ab.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

In der vergangenen Woche entbrannte eine heftige Diskussion in der sonst so friedlichen Oberstadt. Entfacht von der theoretischen Veränderung der Öffnunszeiten für die Gastronomen – am Wochenende könnte die bisherige Sperrstunde um eine Stunde nach hinten verschoben werden – gab es eine Debatte zwischen Politikern und Anwohnern. „Das ist im Sommer schon längst kein Spaß mehr hier oben“, formuliert Jörg Ellrich die Situation. „Die Lärmbelästigung ist enorm.“

Seit etwa zehn Jahren wohnt der 52-Jährige am Markt, eigentlich traumschön. Aber seine Wohnung erstreckt sich nach vorne mit Fenster Richtung irisches Pub, Schlafzimmerfenster und Terrasse liegen nach hinten Richtung Tannisberg – und damit über einer anderen Kneipe. An einem schönen Sommerabend sei wegen des Getöses aus den Kneipen eine Nutzung der Terrasse unmöglich, zu lüften wegen des Krachs auch „nicht schön“.

Verwaltung hat Zapfenstreich bereits auf 23 Uhr verschoben

„In Spitzenzeiten habe ich nachts 85 Dezibel gemessen“, aber der Frühschoppen im Braukeller beginnt bereits morgens um 9.30 Uhr, erzählt er genervt. Und „bis in die Puppen wird im Biergarten gefeiert“. Würde die Sperrstunde „weiter nach hinten verschoben, ist das ein Grund auszuziehen“, sagt Jörg Ellrich. Bis vor einiger Zeit war es so, dass der Betrieb im Außenbereich – ebenso wie bei den Festen auf dem Markt – um 22 Uhr enden musste. Dass die Verwaltung eine Verlängerung bis 23 Uhr zugestand, ist noch nicht so alt.

Vor zehn Jahren, als er einzog, gab es den Biergarten des Braukellers noch nicht, „es war viel, viel ruhiger“. Mit dem alten Betreiber des Lokals wäre, wurde es mal zu laut, auch „immer das Gespräch möglich, das ist nun nicht mehr so“. Genervt sind auch andere Nachbarn darüber, dass nicht alle Gastronomen so vorbildlich die Öffnungszeiten einhalten, wie es La Piazza, La Piève und das Café am Markt machen – „die schließen pünktlich“.

„Richtig schlimm“, berichten Anwohner, war es zuletzt rund um das „virtuelle Schützenfest“, bei dem Feiernde dicht gedrängt am Tannisberg standen, bis es kurz vor Mitternacht eine heftige Schlägerei zwischen einer Schützen-Gruppe aus Nettetal und frustrierten Fortuna-Fans gab, die erst die Polizei beenden konnte. Ab halb eins wurde auf dem Markt weiter gefeiert, bis ein weiterer Bus der Polizei die Durchsetzung des Zapfenstreichs einläutete.

Besagter Zapfenstreich, so ärgern sich die Marktplatzanwohner, würde „von den Betreibern mehr als großzügig ausgenutzt. Besonders die Freitags- und Samstagsnächte dauern schon mal bis halb zwei, nicht immer, aber immer öfter“, erzählen sie. Ist das Wetter schlecht, werden die Türen aufgemacht, damit die Gäste frische Luft bekommen „und die Anwohner nichts vom Gegröle verpassen“.

Misstrauisch sind die Anwohner auch deshalb, weil eine temporäre Regelung – die alle den Kneipen nach der Corona-Durststrecke zugestehen würden – schnell zum Gewohnheitsrecht erklärt werden würde. „Genau das wollen wir nicht“, sagt Jörg Ellrich, der vom Kneipengetöse „maximal genervt“ ist.

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