Mettmann: Freizeitspaß statt Kalkabbau

Der Steinbruch im Neandertal soll spätestens 2015 stillgelegt werden. Danach soll das riesige Areal touristisch genutzt werden.

Mettmann. "Bis maximal 2015 werden wir hier noch Kalkstein abbauen. Bis dahin haben wir eine Abbaugenehmigung", sagt Willi Schaefer, Mitgesellschafter und Mitglied der Geschäftsführung des Kalksteinwerks Neandertal. Dann endet die Ära des Kalkabbaus in Mettmann. "Doch danach", sagt Schaefer, "geht die Geschichte weiter".

Er will ein neues Kapitel auf dem rund 900.000 Quadratmeter großen Werksgelände aufschlagen. "Dann wird es einen schonenden Übergang von der industriellen Nutzung in eine sanfte touristische Nutzung geben."

Auf 300.000 Quadratmetern soll ein in Deutschland einzigartiger Erlebnisraum entstehen, für Moutainbiker und Kletterer, für Familien mit Kindern - mit spektakulären Naturerlebnissen in einem spannungsreichen Wechsel zwischen gewachsener und gestalteter Landschaft.

Die restlichen 600.000 Quadratmeter des Werksgeländes werden der Natur überlassen, in der sich jetzt schon seltene Tierarten - wie der Kammmolch und der Uhu - in Schutzräumen angesiedelt haben.

Kein Disneyland, sondern einen natürlichen Erlebnisraum will Schaefer oberhalb des Neandertals schaffen. "Zum einen soll die Geschichte des Kalkabbaus dokumentiert werden, zum anderen die Geschichte des Neandertalers. Bindeglied zwischen dem oberen und dem unteren Neandertal wird und muss das Museum sein", sagt Schaefer.

In unzähligen Aktenordnern hat er die geschriebenen und gezeichneten Ideen, Anregungen, Vorschläge und Studien für die Zeit nach dem Kalksteinabbau gesammelt. "Und es kommen immer wieder neue Leute mit Konzepten, wie die Familie aus Mettmann, die hier gern einen Natur-Hochseilgarten eröffnen würde, oder ein Falkner, der eine Falknerschule gründen möchte", sagt Schaefer.

Besonders angetan ist er von der Idee zweier Frauen aus Mettmann, die einen Themenpfad vorgeschlagen haben, auf dem Kinder die Evolution und die Natur spielend erleben können.

Um den 850 Meter langen und 450 Meter breiten Steinbruch, aus dem in 84 Jahren 120 Millionen Tonnen Kalkstein gebrochen wurden, soll ein Rundwanderweg entstehen. Steingärten mit Material anderer Fundstellen des Neandertalers in Europa und des Nahen Ostens sollen angelegt werden.

Von zwei Aussichtsplattformen auf der 172 Meter hohen Abraumhalde des Werks können Besucher eine phantastische Aussicht bis in die Kölner Bucht und bis nach Aachen und Wuppertal genießen. Ein stillgelegtes, begehbares 20 Meter hohes Förderband, mit dem zurzeit noch der Kalkstein transportiert wird, soll begehbar gemacht werden. Von dort oben geht der Blick auf den Steinbruch, der nach der Stilllegung mit Wasser volllaufen wird, und hinunter ins Neandertal.

"Übernachtungsmöglichkeiten sollten hier natürlich auch geschaffen werden", sagt Schaefer. Denn die Touristen, die ins Neandertal kommen, sollen mehrere Tage bleiben, um von dort aus die Region zu erleben und zu entdecken.

Für Schaefer, der sich in 35 Berufsjahren im Kalksteinwerk vom Schlosser bis zum Geschäftsführer hochgearbeitet hat, würde mit einer touristischen Nutzung des Geländes ein Traum in Erfüllung gehen "Es würde zur Attraktivität des Neandertals maßgeblich beitragen." Davon ist er fest überzeugt. Und bislang hat er nur Befürworter getroffen, "und noch keinen einzigen Gegner", sagt er.

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