Haan: Mit Leidenschaft im Turnverein
Die Gemeinschaft und der Sport im Haaner Turnverein begeistern Generationen. Bereits der Großvater von Dietmar Glänzel (70) engagierte sich im HTV.
Haan. Seinen Großvater hat der 70 Jahre alte Dietmar Glänzel in lebhafter Erinnerung: Ein großer, korpulenter und kaisertreuer Mann sei Oskar Glänzel, erster Vorsitzender des Haaner Turnvereins (HTV), von 1901 bis 1908 gewesen. Noch immer hat sein Enkel ihn vor Augen, wie er - typischerweise ohne Hut - durch die Haaner Straßen wanderte.
Der gelernte Uhrmacher und Goldschmied besaß ein kleines Geschäft an der Kaiserstraße 24 über dem heutigen Schuhladen Palm. Als erster Vorsitzender des Haaner TV widmete er sich vor allem den Belangen des Vereins und trieb um 1900 zum Beispiel den Bau der Sporthalle an der Turnstraße voran.
"Oskar war kein ehrgeiziger Sportler, wohl aber ein leidenschaftlicher Vereinsmensch, der sich dem Ideal des frischen, frommen, fröhlichen und freien Turners verschrieben hatte", sagt Dietmar Glänzel. Den ehemaligen Verkaufsleiter einer Frottierweberei und Vater von zwei Söhnen hat es beruflich zuerst nach Berlin, später nach Werther bei Bielefeld verschlagen. Dem HTV ist er in all den Jahren treu geblieben.
"Meinem Großvater ging es um die Kameradschaftlichkeit, deshalb war er ja auch 40 Jahre lang bei der Feuerwehr und beim Schützenverein." Und auch für die Enkel Oskar Glänzels’ ist die Kameradschaftlichkeit das wichtigste Ideal des Turnvereins: "Im Zeitalter der Doping-Skandale und des Leistungsdrucks ist bei vielen Sportarten das Kommerzielle in den Vordergrund gerückt. Beim Turnverein gibt es wenigstens noch Gemeinschaftsgeist", sagt Dietmar Glänzel. Seine vier Jahre jüngere Schwester Christa Deer kann ihm da nur zustimmen: "Früher war es Ehrensache, zum Turnen zu gehen. Und anschließend ging man mit den anderen im Vereinslokal noch ein Bierchen trinken - als Gemeinschaft."
Ehrensache war es vor allem für die Enkel des Vereinsvorsitzenden: "Klar, der HTV war immer ein Familienverein!" sind sich die Geschwister einig.
Immerhin reiste zum diesjährigen Deutschen Turnfest in Frankfurt nicht nur Dietmar Glänzel an, sondern auch seine 44 Jahre alte Nichte Bethina Rensmann-Deer mit ihren zehn und acht Jahre alten Töchtern Vivian und Sina. "Vivian ist an einem Montag geboren - und am Samstag war sie schon auf dem Trampolin. Bei Sina hat’s auch nur sechs Wochen gedauert", erzählt Bethina Rensmann-Deer schmunzelnd.
Sie selbst begann das Trampolinspringen im Alter von zwölf Jahren und wurde sechs Jahre später Übungsleiterin der HTV-Trampolingruppe. "Ich war immer sportlich. Ein typisch Deer’sches Zeugnis bestand aus Dreien und einer Eins - in Sport natürlich!" sagt sie. Eine rundum sportliche Familie also - denn auch ihr 13 Jahre alter Sohn Nico macht beim Haaner TV Karriere: Erst vor kurzem hat er die Leichtathletik-Kreismeisterschaften gewonnen.
