Langenfeld Kinder lernen viel beim „Hühnerpraktikum“

Langenfeld. · Kindergarten St. Barbara in Reusrath möchte Verantwortung mit Leihhühnern vermitteln.

 Noemi, Fritz und Lena sind fasziniert von den Leih-Hühnern des Ehepaars. Sie kümmerten sich um „Sterni“.

Noemi, Fritz und Lena sind fasziniert von den Leih-Hühnern des Ehepaars. Sie kümmerten sich um „Sterni“.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

„Sterni“ legt den Kopf schief und beäugt den grau-rötlichen Regenwurm in Lenas Hand. Den Wurm hat Fritz in der Gartenerde gesucht und vorsichtig ausgebuddelt. Sternis Schnabel zuckt herab, der Wurm ist verschwunden. Und Lena und Fritz strahlen. Die beiden Fünfjährigen besuchen die Sternengruppe im Kindergarten St. Barbara in Reusrath – und haben konsequenterweise „ihr“ Huhn „Sterni“ genannt. Die braune Legehenne gehört zu einer aus vier verschiedenen Rassen buntgemischten Hühnergruppe, die kürzlich für zwei Wochen das sonst für die U3-Kinder vorgesehene Außengelände des Kindergartens bewohnten.

Kinder wechselten sich bei
der Pflege des Federviehs ab

Die 84 Kinder der Einrichtung waren mit Begeisterung dabei. Jeden Tag versorgte eine andere Gruppe die Tiere, jede Gruppe durfte für ihr Huhn einen Namen wählen. Das auffällig gescheckt-gefiederte Federvieh der vom Aussterben bedrohten Rasse Sperber heißt zum Beispiel „Zebra“.

Halter und Vermieter der Tiere sind die Hobby-Hühnerhalter Franziska und Thomas Höppner aus Reusrath, deren Tochter jetzt den Kindergarten verlässt. Die Höppners stoßen mit ihrer Geschäftsidee „Mein Huhn-Dein Huhn“ auf reges Interesse. „Der Umgang mit Hühnern ist für alle Altersklassen bereichernd“, so die These der Eheleute, die Hühner auf Zeit an Kindergärten, Altenheime und Privatpersonen verleihen. Kindergartenkinder sollen an die Verantwortung mit Tieren herangeführt und bei älteren Menschen die Erinnerungen an alte Zeiten belebt werden.

Kindergartenleiterin Anke Ramus und Sandra Fußbach, Leiterin der Sternengruppe, ziehen eine positive Bilanz. „Woher kommt das Ei? Was frisst ein Huhn? Das sind spannende Fragen“, sagen sie. Die Kinder hätten mit Begeisterung bei Fütterung und Pflege geholfen, die täglich vier Eier würden direkt hauswirtschaftlich genutzt. „Mal gibt es Rührei, mal werden Waffeln gebacken“.

Lena, Noemi und alle anderen Kinder von St. Barbara wissen, dass die Tiere „kuschelig, warm und weich sind“, dass sie meist eingeweichtes Brot, Reis oder Nudeln, sogar Äpfel fressen und dass „denen die frischen Würmer so gut schmecken wie den Kindern Schokolade“. Auch den Rhythmus der Tiere kennt der Nachwuchs. Bis zehn Uhr wollen die Hühner nicht gestört werden. Und jedes gelegte Ei wird mit lautem Gackern begrüßt.

Das Federvieh zeigt sich entspannt, auch wenn die Kinder herumwuseln. Bei schönem Wetter nimmt das Huhn ein Sandbad. Die Tiere haben ihren Rückzugsraum, in dem sie nachts und zum Brüten über die klassische Hühnerleiter verschwinden. Das zirka anderthalb Kubikmeter große, grüne geräumige Hühnerhaus (EgluCube) gehört neben Verpflegung, Stroh, Infomaterial und einem mobilen Steckzaun zur Grundausrüstung bei der Hühner-Leihe. Die Endreinigung des Hauses obliegt dem Vermieter, die tägliche Pflege dem Gelegenheits-Hühnerbesitzer.

Wer sich mit dem Gedanken trägt, die Frühstückseier in paar Wochen aus dem eigenen Garten zu holen: Die Kosten für zwei Wochen betragen insgesamt etwa 170 Euro.

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