Im Einsatz gegen die Einsamkeit

85 Ehrenamtler des Evangelischen Seniorenbüros betreuen 2000 Menschen.

Hilden. Wenn Pfarrer Udo Pickshaus die zehn Jahre, in denen er und seine Mitstreiter Seniorenarbeit leisten, Revue passieren lässt, stellt er vor allem eines fest: „Das hat sich großartig entwickelt. Wir haben der Seniorenarbeit in Hilden eine völlig neue Richtung gegeben.“ Tatsächlich hat das evangelische Seniorenbüro einiges zu bieten: Insgesamt kümmern sich derzeit rund 85 ehrenamtlich Tätige sowie drei hauptberuflich eingestellte Betreuer um rund 2000 ältere Menschen.

Angefangen hat alles mit Geburtstagsbesuchen: „Ab dem 70. Geburtstag schreiben wir alle Gemeindeglieder an und bieten einen Besuch an“, sagt die Leiterin des Seniorenbüros, Sabine Jäger: „Es geht uns vor allem darum, den älteren Menschen jemanden zum Reden zu geben. Oft sind Senioren einsam und freuen sich, wenn ihnen einfach jemand zuhört — selbst wenn es nur einmal im Jahr am Geburtstag ist.“

Diese Besuche werden dann von ehrenamtlichen Betreuern wie Wiebke Rössger (66) durchgeführt. „Bei den Hausbesuchen ergeben sich meistens erstaunlich intensive und sehr interessante Gespräche“, sagt sie. Einfach sei das jedoch nicht: „Es kommt natürlich auch zu belastenden und sehr traurigen Situationen. Einige Betreuer halten das nach einer Zeit einfach nicht mehr aus.“

Neben den Besuchen zu Geburtstagen kümmert sich Rössger auch um die Telefonbetreuung einer Seniorin. „Wir telefonieren alle zwei bis drei Wochen miteinander“, sagt die Ehrenamtliche. „Bei der Telefonbetreuung geht es uns darum, ein Kommunikationsnetz aufzubauen“, erläutert Pickshaus das Konzept. Die Besonderheit: Betreuer und Senior lernen sich vor den Telefonaten persönlich kennen und verabreden die Zeiten, an denen bei ihnen das Telefon klingeln soll.

Rössger geht sogar noch weiter und kauft ab und zu für ihre Seniorin ein: „Das hat sich bei uns einfach so entwickelt“, sagt sie. Die Regel sei das jedoch nicht, hauptsächlich gehe es um den telefonischen Kontakt. Viele ältere Menschen wünschen sich jedoch auch den persönlichen Kontakt mit einem Betreuer: Zum Beispiel, weil sie Hilfe beim Ausfüllen von Formularen und Anträgen brauchen. „Besonders häufig werden wir um Hilfe gebeten, wenn Senioren eine Patientenverfügung ausfüllen möchten oder eine altengerechte Wohnung suchen. Dann kümmern wir uns natürlich auch“, sagt Jäger. Dabei sei die Konfession der Senioren egal.

„Die Begleitung alter Menschen erfordert natürlich ein hohes Maß an Kompetenz“, sagt Pfarrer Pickshaus. So werden alle Neueinsteiger im Rahmen eines Kurses zum Seniorenbegleiter ausgebildet. „Nach drei Monaten sind sie dann bereit, bei uns einzusteigen“, sagt Elvira Bender, eine der drei hauptberuflich eingestellten Betreuerinnen. Welcher Betreuer dann welchen Senior besucht, wird in kleinen Stadtteilgruppen besprochen. „Wir treffen uns einmal im Monat und tauschen uns über unsere Erfahrungen und Erlebnisse aus“, sagt Bender.

Insgesamt gibt es sieben Stadtteilgruppen, die aus jeweils sieben bis acht Ehrenamtlichen bestehen. Neue Helfer würden immer gesucht. „Das ist ein Geben und Nehmen“, sagt Bender: „Die Senioren können so viel berichten — das macht diese Arbeit auch für die Betreuer so vielseitig und interessant.“

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