"Nette Toilette": Geschäfte bieten stille Örtchen auch Nicht-Kunden an

Rote Aufkleber signalisieren, in welchen Geschäften es die „nette Toilette“ gibt. Diese sind auch für Nicht-Kunden kostenfrei.

Haan. Jeder kennt es, jeden nervt es — vor allem wenn es schnell gehen muss, ist weit und breit keine öffentliche Toilette in Sicht. Für Senioren und Mütter mit kleinen Kindern ein ernstes Thema, für die Stadt Haan anscheinend jedoch weniger. Laut Karlo Sattler, stellvertretender Vorsitzender des Seniorenbeirats der Stadt Haan, steht im gesamten Haaner Innenstadtbereich keine öffentliche Toilette zur Verfügung. Das ist für ihn unverständlich und nicht akzeptabel.

Doch ob es nun um die Instandsetzung, das Personal, die Reinigung oder die Wartung geht — schlicht aus Kostengründen ist es für die Kommune nicht möglich, die einstigen Toiletten im Pavillon am Alten Markt sowie am Windhövel wieder in Betrieb zu nehmen.

Da Not ja aber bekanntlich erfinderisch macht und um der Problematik Abhilfe zu verschaffen, setzt sich der Seniorenbeirat schon seit Jahren für die Initiative „Die nette Toilette — das öffentliche Örtchen“ ein. Nun ist es gelungen, mit Unterstützung der Aktionsgemeinschaft „Wir für Haan“ und in Absprache mit der Stadtverwaltung vier Geschäftsinhaber in der Innenstadt zu überzeugen, ihre Toilette für Kunden sowie Nicht-Kunden zur öffentlichen Benutzung zur Verfügung zu stellen.

Seit vier Wochen kleben die roten „nette Toilette“-Aufkleber nun schon an Eingangstür oder Fensterscheibe von Rathaus und Stadtbücherei sowie von drei Einzelhandelsgeschäften und dem „Treff für Jung und Alt“ der Awo. Ab Mitte Mai wird er zusätzlich auch an einigen Gaststätten zu finden sein.

Mit der „netten Toilette“ soll Haan aber nicht nur ein Netz öffentlicher WCs bekommen: „Vielen Passanten, besonders älteren, fällt es durch den Aufkleber leichter, sich in Geschäften nach einer Toilette zu erkundigen. Die Erfahrung aus anderen „nette Toilette“-Städten zeigt, dass die Hemmschwelle, Händler oder Gastronomen zu fragen, ihre Toilette benutzen zu dürfen, sinkt“, sagt Karlo Sattler.

Das kann Nicole Meyerhenke von „Foto Meyerhenke“ bereits bestätigen: „Etwa sechs Leute haben bis jetzt gezielt nach der ,netten Toilette’ gefragt. Sie bietet vielen Senioren eine echte Erleichterung, da diese sich oft nicht trauen, in einem Geschäft nach einer Toilette zu fragen. Außerdem ist es uns wichtig, nicht nur unsern Kunden, sondern allen Bürgern behilflich zu sein“.

Ob für die Toilettenreinigung mehr Kosten anfallen, sei noch bis zum Ende der dreimonatigen Probezeit abzuwarten. Für einen guten Service würde sie etwas Mehraufwand aber auch gerne in Kauf nehmen. In öffentlichen Einrichtungen ist die kostenfreie Benutzung des WCs schon lange für alle möglich. Eine Veränderung ist Jörg Lehmann von der Stadtbücherei aber dennoch aufgefallen: Seit es die „nette Toilette“ gibt, nutzen mehr Leute unsere Sanitäranlagen.

Einen zusätzlichen Toilettengang können aber noch nicht alle teilnehmenden Geschäfte verzeichnen. „Die roten Aufkleber sind schon ziemlich klein und unauffällig. Es wird bestimmt eine Weile dauern, bis sich die „nette Toilette“ überall herum- gesprochen hat“, sagt Julia Spanier von Wette-IGA-Optik und Akustik.

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