NRW „In Zukunft sollte alles anders laufen“

Erkrath · Eine Frau aus der Pestalozzistraße beschreibt, wie sie versuchte, vor der zweiten Welle Nachbarn wachzuklingeln: „Ich fühle mich sehr im Stich gelassen.“

 Die Morper Allee stand wegen des Starkregens unter Wasser. Viele Erkrather kritisieren fehlende Warnungen der Stadt.

Die Morper Allee stand wegen des Starkregens unter Wasser. Viele Erkrather kritisieren fehlende Warnungen der Stadt.

Foto: dpa/David Young

(dne) Anwohner der Pestalozzistraße in Alt-Erkrath haben der Darstellung von Stadt und Feuerwehr Erkrath widersprochen, zusätzliche Lautsprecherdurchsagen als Warnung vor der zweiten Hochwasserwelle Mitte Juli seien nicht notwendig gewesen. Die Bürger äußern sich extrem verstimmt darüber, dass die Betroffenen seit der ersten Flutnacht überhaupt keine Warnung von der Stadt Erkrath erhalten hätten. Warnungen einzelner Feuerwehrleute werden dankbar erwähnt, aber nicht als Ersatz akzeptiert.

Nachbarn versuchten verzweifelt, ältere Anwohner zu wecken

Das Rathaus auf die umfangreichen Warnungen aus Nina-Warn-App, Radio und Fernsehen verwiesen. Zudem seien seit den frühen Morgenstunden des 14. Juli Hunderte von Hilfskräften in Alt-Erkrath im Einsatz gewesen. Deshalb habe man Abend vor der zweiten Hochwasser-Welle nicht zusätzlich Lautsprecherwagen losgeschickt.

„In Zukunft sollte in so einem Katastrophenfall alles ganz anders laufen“, wünscht sich Britta Schulze aus der Pestalozziostraße. Gemeinsam mit anderen habe sie mitten in der Nacht den verzweifelten Versuch unternommen, Nachbarn der Pestalozziostraße und der angrenzenden Morper Allee zu wecken. Dort wohnten viele ältere Menschen. Mit Apps könnten diese nichts anfangen, wohl aber mit Warnsirenen, die Betroffene auf ein herannahendes Unheil hinweisen. Britta Schulze schreibt: „In der Ferne hörten wir irgendwann Sirenen (eventuell aus Mettmann oder aus Unterfeldhaus). Nur hier in Erkrath gab es keine Infos oder Warnungen vor Ort.Ich fühle mich sehr im Stich gelassen.“

Zugleich schildert die Betroffene dass ein Feuerwehrmann gemeinsam mit Kollegen versucht habe, Keller und Wohnräume leerzupumpen, als der normale Strom längst abgestellt war. Auf seine Warnung vor einer weiteren Flutwelle hin habe man das Auto in Sicherheit bringen können. Doch das ist aus Sicht der Anwohner ein purer Zufall gewesen; andere hätten dieses Glück nicht gehabt. Britta Scheuer schreibt: „Wir waren abgeschnitten und ohne weitere Informationen, völlig hilflos und noch von der ersten Flutwelle geschockt. Wir sind sehr dankbar, dass uns nichts passiert ist.“

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