Außenwirkung Womit Krefeld international punkten kann

Claire Neidhardt vom Krefelder Stadtmarketing erklärt, was ausländische Besucher an der Stadt interessiert – und wie man ihr Interesse wecken kann.

 Das Kaiser-Wilhelm-Museum und seine Sammlungen haben Besuchern einiges zu bieten.

Das Kaiser-Wilhelm-Museum und seine Sammlungen haben Besuchern einiges zu bieten.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Claire Neidhardt ist am Donnerstag ausnahmsweise an ihrem Arbeitsplatz in der Alten Samtweberei zu finden. Das ist deshalb erwähnenswert, weil die stellvertretende Leiterin des Stadtmarketings eigentlich in diesen Tagen auf der ITB in Berlin zu Gast wäre. Doch die Internationale Tourismusbörse ist wegen des Infektionsrisikos im Zusammenhang mit dem Corona-Virus abgesagt worden. Aufmerksamkeitspunkte bei der weltweit bedeutendsten Reisemesse wird die Stadt deshalb erst wieder im März 2021 sammeln können. Zumindest aber auf der Reise- und Campingmesse in Essen zum Ende des Februars konnten sich Stadt und Zoo zeigen. Immerhin 60 000 Besucher zog NRWs größte Urlaubsmesse in diesem Jahr an.

Aufmerksamkeit für Krefeld zu erzielen, das ist das Ziel des Stadtmarketings. Ein mühsames Geschäft, das in der Regel schlecht messbar ist. Weltweite Schlagzeilen, die sofort durch die Pressespiegel der Agenturen liefen, hat Krefeld dagegen durch den Brand des Affenhauses in der Neujahrsnacht gemacht. Von Polen und Frankreich über Spanien und die Türkei bis hin zu den Vereinigten Staaten und Saudi Arabien – alle Medien berichteten über die Katastrophe. Sogar in Australien.

Doch Negativschlagzeilen sind nicht das Tagesgeschäft der Stadtmarketing-Expertin. Und der große Blick auf der Suche nach einer breiten Touristenschar aus der ganzen Welt ist trotz der kulturellen Pfunde wie den Sammlungen im Kaiser-Wilhelm-Museum, architektonischer Höhepunkte wie der Häuser Lange und Esters sowie historischer Schmankerl wie Burg Linn in der Stadt wohl eine Illusion. Dennoch ist die Zahl der ausländischen Übernachtungsgäste im vergangenen Jahr stark angestiegen. Um welche Nationalitäten es sich dabei handelt, wissen die Mitarbeiter des Stadtmarketings nicht.

Blick der Stadt richtet sich
auch auf die Nachbarländer

Der Blick der Stadt geht insbesondere in die Niederlande und nach Belgien – beispielsweise von der Touristikmesse Niederrhein in Kalkar aus. „Dort werden die Flyer der Veranstalter auch in niederländischer Sprache verteilt“, sagt die 38-jährige Neidhardt, die aber mit ihren Kollegen auch selbst schon in den Niederladen mit Werbebotschaften für die Stadt aktiv geworden sei. Neben Anzeigen, die dort in Zeitungen geschaltet worden seien, habe man jedem Besucher des niederländischen Fußball-Eredivisie-Teams im Stadion De Koel VVV-Venlo eine Broschüre in die Hand gedrückt. Krefeld war an dem Tag „Partner of the day“ des Erstligisten. Die Niederländer seien sehr „designaffin“ und natürlich interessiert an Weihnachtsmärkten und dem Flachsmarkt auf Burg Linn.

„Wir haben aber auch einen engen Kontakt zu unseren Hotels“, erklärt Claire Neidhardt. Eine niederländische und eine belgische Reiseveranstalter-Gruppe betreute sie auf Anfrage aus dem Mercure-Hotel in Traar deshalb, die ihren Kunden in den Nachbarländern den Besuch von kulturellen Höhepunkten wie der Baukunst und das Wirken von Ludwig Mies van der Rohe nahebringen wollten. „Das ist natürlich einer unserer Pfunde.“ Und natürlich habe man mit dem Bauhaus-Jahr ordentlich wuchern können. Grundsätzlich kümmerten sich aber die Museen selbst um die Vermarktung. „Wir bringen es in der Stadt an die Frau und den Mann.“

Eine bedeutende Rolle spiele bei der Vermarktung der Stadt aber auch der Sport. Nicht zu unterschätzen sei hierbei unter anderem das Wirken der Hockeyvereine und der Ruderer. Und natürlich verspreche man sich auch etwas davon, wenn der Surfpark von Wavegarden tatsächlich am Elfrather See verwirklicht werde. Und ebenfalls nicht zu unterschätzen sei, was die weltweit tätigen Firmen in Krefeld an internationalen Gästen nach Krefeld bringen.

Die grundsätzliche Idee des Stadtmarketings sei es aber, „sehr themenorientiert“ zu arbeiten und die Bürger mitzunehmen. „Wir müssen erst mal am Binnenmarkt ansetzen. Die Krefelder sind die besten Botschafter.“

Es könnte allerdings sein, dass sich die Tore für internationale Gäste für Krefeld bald weiter öffnen, glaubt Claire Neidhardt. Denn auch viele Besucher von außerhalb dürften kommen, um auf dem Gebiet von Gellep-Stratum einen Teil des Niedergermanischen Limes kennenzulernen. Dieser soll zwischen Katwijk in den Niederlanden und Remagen im Juli 2021 als Unesco-Weltkulturerbe eingetragen werden.

Der Landschaftspark Gelduba könne hier zu einem wichtigen überregionalen Vermittlungspunkt werden: Das römische Kastell mit diesem Namen befand sich vor 2000 Jahren am heutigen Hafenbecken. Von seinen Spuren ist heute nichts mehr zu sehen. Doch mit Hilfe digitaler Technik soll sich dies ändern. Möglich wäre zum Beispiel die Freilegung der Fundamente unter einer Glasabdeckung und eine Turm-Rekonstruktion in Stahl und Glas. Mit Hilfe der Museums-App von Burg Linn könnten Besucher des vier Hektar großen Areals die Mauern und Türme des Kastells auf ihrem Smartphone wieder lebendig werden lassen.

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