Schlag für Textilindustrie: 133 Mitarbeiter entlassen

Devetex: Sozialplan umfasst 2,7 Millionen Euro. Transfergesellschaft hilft Mitarbeitern.

Krefeld. Ein neuer Schlag für die Krefelder Textilindustrie: Insgesamt 133 Mitarbeiter der Unternehmensgruppe Devetex an der Girmesgath werden bis Ende des Monats ihre Kündigungen erhalten. Sie wissen das seit Donnerstag letzter Woche - bei Betriebsversammlungen wurden ihnen die Kündigungen offiziell mitgeteilt. Einzelinformationen und -gespräche hat es seit Dienstag vergangener Woche gegeben. An diesem Tag wurde der Sozialplan zwischen Geschäftsleitung, Betriebsrat und Gewerkschaft abgeschlossen. Aufgrund langer Betriebszugehörigkeit liegt die Kündigungszeit bei bis zu sieben Monaten.

Betroffen sind 72 von 250 Mitarbeitern der Firma Voss-Biermann, Lawaczeck, 16 von 60 der Firma Devetex und 45 von 60 der Firma ULM, Sitz Willich-Anrath. "Diese drei Firmen hatten sich im August 2004 zur Devetex-Gruppe zusammengetan. "In der Folge", sagt die zuständige Gewerkschaftssekretärin Gisa Prentkowski-Freitag von der IG Metall, "ist der Absatz auf dem Futterstoffmarkt für Textilien, auf den die Unternehmensgruppe ausgerichtet war, stark eingebrochen. Die Firma versucht seit einigen Jahren, auf die Arbeit mit technischen Textilien umzustellen. Auch die Mitarbeiter haben zum Beispiel auf Weihnachtsgeld verzichtet. Wir haben das mitgetragen, um Arbeitsplätze zu retten. Aber der Zusammenbruch auf dem Futterstoffmarkt hat die Unternehmensgruppe zu stark getroffen."

Seit Juni haben Betriebsräte, Gewerkschaft und Geschäftsleitung miteinander gesprochen, seit Beginn dieses Monats am Sozialplan gearbeitet. "Allen Betroffenen wird die Gelegenheit gegeben, in eine Transfergesellschaft einzusteigen, die helfen soll, ihnen eine neue Arbeitsstelle zu verschaffen", sagt die Gewerkschaftssekretärin. "Sie müssen sich bis heute entscheiden - ein enger Zeitplan. Und: Viele ältere Mitarbeiter sind zu jung für die Rente und wahrscheinlich zu alt für den Arbeitsmarkt."

René Frank ist seit drei Jahren in der Firma und seit einem Jahr Sprecher der Geschäftsleitung der Devetex-Gruppe. Er beziffert das Volumen des zwischen Geschäftsleitung, den Betriebsräten und Gewerkschaft ausgehandelten Sozialplans auf 2,7 Millionen Euro: Der überwiegende Teil davon solle in die Transfergesellschaft fließen, die sich um die Zukunft der Mitarbeiter bemühe.

"Durch das fehlende Wachstum des Futterstoff-Marktes - Stoffe für hochwertige Damen- und Herrenkonfektion - stehen wir unter Druck. Der Strukturwandel trifft die Textilindustrie bereits seit langem: Bekleidungstextilien sind auf dem Rückmarsch. Wir wollen den Standort Krefeld aber mit aller Macht erhalten. Das geht leider nicht ohne personelle Anpassung. Wir konzentrieren uns im Kundengeschäft jetzt ganz auf diese technischen Textilien."

Frank hat Reaktionen von Mitarbeitern erlebt, die teilweise äußerst verbittert sind. Aber er hat durch Mitarbeitergespräche auch erfahren, "dass viele in diese Transfergesellschaft wechseln wollen. Ich rechne mit 90 Prozent der Betroffenen, die dies tun." Vertrauen hat Frank auch in das Zukunftskonzept. Gisa Prentkowski-Freitag ist auch der Meinung: "Wenn das Konzept greift, sieht es für die weiteren Arbeitsplätze gut aus". Das hilft den entlassenen Mitarbeitern natürlich nicht mehr.

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