Wo die Straßen nie gerade sind

Zwei Schlosser haben die Geschichte des Stadtteils festgehalten.

Krefeld-Lindental. Im Krefelder Stadtteil Lindental ist keine Straße schnurgerade. Die Abstände der Häuser von den Straßen sind unterschiedlich. Der Dorfanger, heute der Platz "Op de Pley", hat einen Knick - das hat der Architekt Carl Dahmen (1884-1976) aus Hüls so gewollt, der 1936 die Edelstahlsiedlung für 259 Familien konzipiert hat. Der Charakter sollte dörflich sein. Das war der Geist der Zeit, immerhin vielfältig. Eine Dokumentation "Damals in Lindental" haben Gerd-Dieter Küsters (64) und Hans-Peter Glasmacher (52) in mühevoller Arbeit zusammengestellt.

Daraus ist ein Buch mit knapp 200 Seiten und vielen Bildern geworden. Die beiden Autoren stellen das Werk am kommenden Samstag zwischen 14 und 20 im Kindergarten an der Straße Am Kinderhort vor. Der Preis liegt bei 20 Euro, die Auflage bei 600 Exemplaren. Das Buch, gedruckt beim Krefelder Stünings-Verlag, umfasst die Jahre vom Aufbau 1936 bis zur Auszeichnung als bundesschönste Siedlung 1962.

Die Idee zum Buch kam den beiden Edelstahlern beim Siedlerfest 2004. "Hier verändert sich viel, neue Bewohner kommen, die Siedlung wird bald nicht mehr die alte sein, da muss man etwas festhalten", meint Glasmacher. Gemeinsam mit Küsters sammelte er Fotos, bei Nachbarn und in der ganzen Siedlung. "Das war nicht so einfach. Überzeugen Sie mal einen Achtzigjährigen, sich, wenn auch nur für ein paar Tage, von einem Foto oder Album zu trennen." Die ersten Ergebnisse haben sie 2006 und 2008 bereits öffentlich ausgestellt.

Dann fragten viele Lindentaler: "Wann kommt das als Buch?" Zu Hilfe gekommen sind ihnen Autoren wie Helmut Sallmann aus dem Forstwald, Annegret Nentwig, die Leiterin des Kindergartens, Anna Maaßen, die Leiterin der Michael-Schule, und der Architekt Frank Brünsing, der den Denkmalwert der einzigartigen Siedlung beschreibt.

Nach einer Chronik folgt die Struktur des Buches den Straßen, die in Lindental fast alle einen Bezug zum Stahlwerk und Arbeitsleben haben: Am Eisenhammer, Arbeitsfrieden, Formerweg, Freizeitanger, Gießerpfad. Auch die verschiedenen Haustypen werden vorgestellt. Den Straßen sind Familien- und, den Namen werden Bilder zugeordnet. Die Autoren haben übrigens festgestellt, dass nicht alle Straßennamen erhalten sind: So hieß der Gießerpfad früher "Goldrand", und der Formerweg wurde anfangs "Werkschar Dank" genannt.

Weitere Kapitel beschäftigen sich mit dem Kinderhort, der katholischen Kirche St. Michael und der evangelischen Erlöserkirche, den Sportvereinen und den seit 1949 stattfindenden Siedlerfesten. Das Titelbild zeigt ein malerisches altes Foto vom Platz Op de Pley mit den damals offenen Bögen des Konsum-Hauses. Neben den Bildern aus den Familien haben Glasmacher und Küsters auch Urkunden gefunden und einen Siedlerausweis, die sie abgedruckt haben.

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