Helios Klinikum Krefeld Pflege-Seminar: Für ein normales Leben weg von Angst und Terror

Fünf Männer aus dem Iran wollen sich mit einem Seminar zur Pflege am Helios Klinikum Krefeld eine neue Existenz aufbauen.

Helios Klinikum Krefeld: Pflege-Seminar: Für ein normales Leben weg von Angst und Terror
Foto: Helios Klinikum Krefeld

Krefeld. Vorsichtig hebt Mehdi Alaei den Patienten Javad Shirazi aus dem Rollstuhl und legt ihn ins Bett. Er dreht ihn in eine stabile Lage und macht sich dann mit einem weiteren frischgebackenen Pfleger, Askar Ghanbari, ans Waschen von Gesicht und Händen.

Die Männer lernen wichtige Techniken und Handgriffe des Pflegeberufs, die sie bis vor wenigen Stunden noch nie ausgeübt haben. Denn in ihrer Heimat Iran hatten sie völlig andere Berufe. Nach ihrer Flucht vor einigen Monaten wagen sie nun den Neustart in Deutschland.

Das dreitägige Pflege-Seminar am Helios Klinikum Krefeld soll ihnen den Weg in ein Praktikum oder eine Ausbildung im Krankenhaus ebnen. Anfangs ist es schwer gewesen, sich in Deutschland zu verständigen und mit den neuen Lebensumständen klarzukommen, sagt Mehdi Alaei. Doch mittlerweile haben sich die fünf Männer, die am Seminar im Helios Klinikum teilnehmen, schon ein wenig eingelebt. Sie haben private Wohnungen bezogen, wünschen sich eine dauerhafte Zukunft in Krefeld und einen festen Job. „In den Berufen, die sie im Iran gelernt haben, können sie hier nicht arbeiten, da die Ausbildungen nicht ohne weiteres anerkannt werden“, erklärt Tanja Claßen, Pflegetrainerin am Helios Klinikum Krefeld.

Deshalb hat sie, zusammen mit Dr. Klaus Broicher, den Pflegekurs für Flüchtlinge ins Leben gerufen. „Die Teilnehmer lernen hier grundlegende Techniken der Pflege, zu Hause und im Krankenhaus. Das Zertifikat über den Kurs soll ihnen zum Start in den Beruf verhelfen — das ist zumindest unser Ziel“, sagt Tanja Claßen weiter.

Nach dem Waschen und Essen, folgen Übungen mit dem Rollstuhl im Freien, die Ali Rezvani zusammen mit Hosin Hejabe meistert. „Gar nicht so leicht über die Bordsteine zu fahren“, lacht „Fahrer“ Ali Rezvani. Bei der Verständigung zumindest haben die Männer noch Unterstützung. Übersetzerin Mahnaz Dastforoosh ist beim Pflegekurs dabei, falls es Verständigungsprobleme gibt. „Aber natürlich sollen sie so viel wie möglich selbst Deutsch sprechen,“ unterstreicht die Iranerin, die schon lange in Deutschland lebt. „Ich verstehe schon recht viel von dem, was ich höre. Bei den Techniken kann ich mir einiges abgucken. Und mit dem Sprechen wird es jeden Tag besser“, freut sich Javad Shirazi.

Zusammen mit den anderen Teilnehmern besucht er einen Deutschkurs in einer Krefelder Gemeinde. Dr. Klaus Broicher, ehemaliger Chefarzt der Hülser Klinik, gibt dort inzwischen ehrenamtlich Deutschunterricht und hat den Iranern zu diesem besonderen Pflegekurs verholfen. „Es beeindruckt mich, wie motiviert diese jungen Männer sind, etwas Neues zu lernen und es mit so großer Freude umsetzen“, so der Krefelder. „Bei Bedarf bieten wir den Kurs gern wieder an“, sagt Trainerin Claßen.

Nun drückt sie aber erst einmal den fünf ersten „Absolventen“ die Daumen für eine berufliche Zukunft in der Pflege. Red

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