Fußball-Trainer im Interview: Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Niederrheinliga

Krefeld-Uerdingen/-Fischeln. Am kommenden Wochenende starten die beiden Krefelder Fußball-Niederrheinligisten in die neue Saison. Der VfR Fischeln empfängt den 1.FC Viersen, während der KFC Uerdingen als Aufstiegsaspirant am Flinger Broich in Düsseldorf auf den SC West trifft.

Exklusiv in der WZ sprechen der neue KFC-Trainer Peter Wongrowitz und Fischelns Coach Dieter Hußmanns vor dem Saisonstart über die Ziele, den Kader, die Philosophie als Trainer oder die Konkurrenz.

Peter Wongrowitz: Wir können und wollen die Favoritenrolle natürlich nicht wegschieben. Ich sehe allerdings noch vier bis fünf weitere Mannschaften mit uns im Rennen um den Aufstieg. Als Konkurrenten sehe ich Turu Düsseldorf, Germania Ratingen, Hönnepel-Niedermörmter und vor allem Rot-Weiß Oberhausen II. Daneben gibt es immer auch Überraschungsmannschaften, die keiner auf der Liste hat.

Bei RWO drängen viele junge Spieler in den Profibereich, zehn Spieler waren mit im Trainingslager der ersten Mannschaft. Oberhausen habe ich ganz oben auf der Rechnung. Wir müssen versuchen, über Teilziele unser oberstes Ziel Aufstieg zu erreichen. Herr Lakis (Vorsitzende des Vereins, d. Red.) hat die Grundlagen gelegt, nun sind wir als Mannschaft in der Pflicht. Über Dinge wie Regionalliga oder Dritte Liga zu reden wäre kontraproduktiv.

Dieter Hußmanns: Die Liga ist eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Wir sehen uns hinter den Top sechs mit acht bis neun Teams auf Augenhöhe. In diesem Jahr könnten, wenn es ganz ungünstig läuft in den oberen Ligen, bis zu acht Mannschaften absteigen. Das wäre Wahnsinn. Unser Ziel nach dem Aufstieg vor einem Jahr war es, uns langfristig in der Niederrheinliga zu etablieren und Richtung Mittelfeld zu blicken. Dabei bleibt es. Es hat sich in den sechs Jahren, seitdem ich beim VfR bin, viel getan. Das neue Vereinsheim wird das Vereinsgefüge weiter festigen und die Rahmebedingungen verbessern.

Wongrowitz: Ailton ist weg, es wird alles ein bisschen ruhiger. Das ist auch gut so. Sportlich war es nicht die Geschichte, die uns als Mannschaft weitergebracht hätte. Es hat sich immer alles auf Ailton fokussiert. Natürlich war überall Volksfeststimmung, als der KFC mit Ailton da war. Selbst in der Vorbereitung kam die Frage: Ist Ailton nicht da? Dann hieß es immer, wenn er nicht da war: Er hätte ja zumindest zum Autogrammeschreiben kommen können. Darum geht es ja nicht. Es geht um die Mannschaft und den Erfolg. Wir brauchen nicht einen Ailton, sondern viele Müllers, die die Arbeit erledigen.

Dieter Hußmanns: Ich musste in diesem Jahr nicht auf viele Urlauber oder Verletzte verzichten. Wir werden aber mit Sicherheit noch zwei bis drei Wochen brauchen, bis sich die Automatismen einstellen. Ich bin mit den Testspielen insgesamt nicht unzufrieden, wir haben allerdings zu viele Gegentore kassiert. Peter Wongrowitz: Wir haben in unserer Vorbereitung auf den Saisonstart am 15. August hin gearbeitet. Die Automatismen werden aber auch bei uns noch ein paar Spiele brauchen, was ganz normal ist bei einem neuen Trainer und vielen neuen Spielern. Wir haben vielfach zweimal am Tag trainiert. Davon werden wir irgendwann zehren.

Wongrowitz: Wir sind in Nievenheim an uns selbst gescheitert. Wirsind für unsere Einstellung in der ersten Hälfte bestraft worden. Wir haben demSpiel zwei Tage hinterher getrauert, jetzt geht es weiter. Es geht darum, ausden Fehlern zu lernen. Wenn ich auf der Straße vor ein Straßenschild laufe, darfmir das einmal passieren. Beim nächsten Mal nicht mehr. Es war kein körperlichesProblem, sondern wir waren im Kopf nicht klar.

Hußmanns: Wir haben eigentlich nur Spieler aus dem zweiten Glied abgegeben. Stammkräfte wie David Kipka oder Daniel Schmitz, hinter dem aber noch Fragezeichen steht, sind allerdings schon große Verluste. Auf der anderen Seite konnten wir in Innenverteidiger Stephan Maas und Mittelfeldspieler Valandi Anagnostou auch wichtige Spieler auf Schlüsselpositionen dazugewinnen. In der Breite sind wir sicher besser aufgestellt als in der vergangenen Saison.

Wongrowitz: Insgesamt haben wir 21 Spieler im Kader, ich hätte gerne 22 oder 23. Im Angriff sind wir personell unterbesetzt. Mit Regjep Banushi (nach Schienbeinbruch, die Red.), der sehr wahrscheinlich erst zur Rückrunde wieder dabei sein wird, haben wir nur vier Stürmer. Wenn sich noch einer verletzt, wird es eng. Unser Problem ist, dass die zweite Mannschaft nur in der B-Liga spielt und wir von dort nicht nachfassen können. Auch in der A-Jugend habe ich noch von keiner Rakete gehört, die uns weiterbringt. Ansonsten bin ich mit unserem Kader, den ich größtenteils zusammengestellt habe, zufrieden. Charakterlich passt die Mannschaft gut zusammen. Wir hoffen, dass Michael Baum, Jochen Höfler und Stefan Hoffmann schnell ihre Spielberechtigung erhalten.

Wongrowitz: Ich gebe einen Roten Faden vor, nehme aber nicht in Anspruch, immer alles richtig zu machen. Klar ist, dass nur ich und der Co-Trainer Entscheidungen fällen. Ich bin aber kommunikativ, habe kein Problem damit, viel mit Spielern zu sprechen. Ich möchte auch Spieler haben, die mitdenken und sich aktiv beteiligen.

Hußmanns: Es ist schwierig bei einer Mannschaft, die Fußball eher als Hobby betreibt, so sehr auf Distanz zu den Spielern zu gehen. Das geht nicht. Ich gehe auch mal mit den Spielern ein Bier trinken, war auch schon auf Hochzeiten eingeladen. Die letzte Entscheidung liegt aber immer beim Trainer, das müssen die Spieler wissen. Ich möchte, dass die Spieler mitdenken, aber ich kann und muss auch unpopuläre Entscheidungen treffen.

Hußmanns: In der Liga zu bleiben, dürfte schwieriger werden. Das Glück, dass schon in der Winterpause zwei Mannschaften so gut wie abgestiegen sind, wie es bei Solingen und Tura Duisburg der Fall war, wird es diesmal nicht geben. Die Liga hat ein gutes und ausgeglichenes Niveau, wenn man von den Spitzenmannschaften mal absieht. Der KFC ist für mich der Top-Favorit.

Wongrowitz: Von dem, was ich weiß, kann in dieser Liga Jeder Jeden schlagen. Das bedeutet auch, dass eine Niederlage dich nicht umhaut, denn nach dem nächsten Spieltag kann es wieder ganz anders aussehen. Für uns ist es wichtig, dass wir die Liga richtig annehmen und jedem Gegner mit Respekt begegnen.

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