Ehrung Kunstmuseen Krefeld als „Museum des Jahres“ ausgezeichnet

Krefeld · Die Krefelder Kunstmuseen haben verschiedene Gebäude: Der Stammsitz sieht wuchtig und wilhelminisch aus. Die beiden anderen Häuser sind Ikonen der Bauhaus-Architektur. Der Kritiker-Verband AICA lobt den Ansatz der Vielfalt.

Krefelds Kunstmuseen wurden als „Museum des Jahres“ ausgezeichnet.

Krefelds Kunstmuseen wurden als „Museum des Jahres“ ausgezeichnet.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Die Kunstmuseen Krefeld sind von der deutschen Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbands AICA zum Museum des Jahres 2022 gekürt worden. Die Auszeichnung gilt der konzeptionellen und programmatischen Arbeit im Kaiser-Wilhelm-Museum und den Häusern Esters und Lange. Für die Fachjury sind die Krefelder Häuser „ein bedeutender Pionier in der aktuell wieder diskutierten spartenübergreifenden ‚Mehrstimmigkeit‘ künstlerischer Disziplinen“ und ein „wichtiger Ort der Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Kunstavantgarde“, wie es in der Begründung der Preisvergabe heißt.

„Dass wir diese wichtigste Auszeichnung für deutsche Museen erhalten, freut mich und mein Team außerordentlich“, sagt Museumsleiterin Katia Baudin. „Seit 2016 arbeiten wir intensiv daran, das einzigartige Profil der Kunstmuseen Krefeld mit ihren drei architektonischen Juwelen und ihrer langen, facettenreichen Geschichte zu stärken. Unser Ausgangspunkt ist die unverwechselbare DNA des Hauses als Schnittstelle von Kunst, Design und Architektur, an die wir unter aktuellen Vorzeichen und Fragestellungen anknüpfen.“

Die Identität speist sich einerseits aus der Gründungsgeschichte des Kaiser-Wilhelm-Museums, das schon um 1900 als Brücke zwischen Museum, Stadtgesellschaft und Alltag fungierte. Ebenso ist sie geprägt durch das progressive Programm des Direktors Paul Wember, der in der Nachkriegszeit die internationale Avantgarde nach Krefeld geholt und die Tradition des ortsspezifischen Arbeitens in Haus Lange etabliert hat. „Damals wie heute verstehen wir das Museum als Plattform und Labor, als einen lebendigen Ort, der neue Dialoge zwischen Museum, Künstlern und Bürgerschaft, zwischen Sparten und Epochen, Vergangenheit und Zukunft ermöglicht“, erklärt Baudin.

Die Jury von AICA (Association Internationale des Critiques d’Art) Deutschland erläutert ihre Entscheidung wie folgt: „Die Kunstmuseen der Stadt Krefeld, vor mehr als 120 Jahren gegründet, setzen sich bis heute für die enge Verbindung von Kunst, Design und Architektur ein.“ Darunter heißt es weiter: „Ging es in der Gründungsphase des Krefelder ‚Bürgermuseums‘ darum, stilbildend einen ‚guten Geschmack‘ zu kultivieren, so lebt in dem seit 2016 von Katia Baudin geleiteten Krefelder Museum der Gedanke weiter, über Kunst und Design die Vielfalt der Erfahrungen im Alltag zu verdeutlichen.“

Die Fragen der Gegenwart
werden aufgearbeitet

Im Fokus des aktuellen Programms stehen immer wieder Neubewertungen der Museumsgeschichte und der hochkarätigen Sammlung, die mit den Fragen und Herausforderungen der Gegenwart verbunden werden. Die ikonischen Orte Haus Lange und Haus Esters bleiben Inspiration und Impulsgeber für Neuproduktionen zeitgenössischer Künstler, etwa für Elmgreen & Dragset 2016, Jasmina Cibic 2017 oder die Teilnehmenden der großen Gruppenausstellung „Anders wohnen“ im Bauhaus-Jahr 2019.

Grundsätzlich steht eine experimentierfreudige Auseinandersetzung im Fokus, die oft auch in eine konkrete Einladung an die Besucher mündet, am Ausstellungsgeschehen teilzuhaben – so beispielsweise bei Christian Falsnaes 2018 und dem „HL-HE-Dialog“ zwischen Adolf Luther und Julio Le Parc 2022. Große thematische Sonderausstellungen im nach der Generalsanierung 2016 wieder eröffneten Kaiser-Wilhelm-Museum setzen Akzente und verbinden neue Forschung und ungewohnte Perspektiven mit visuell ansprechenden und vielfältig vermittelten Präsentationen: „Auf Freiheit zugeschnitten. Das Künstlerkleid um 1900“ (2018), „Folklore und Avantgarde“ (2019), „Beuys & Duchamp“ (2021), „ON AIR“ (2022). Eng verbunden sind die Ausstellungsformate mit einer engagierten Vermittlungsarbeit, die sich explizit mit Veränderungen der Stadtgesellschaft auseinandersetzt. Durch zahlreiche Initiativen – darunter das als Open Space bespielte K+ oder eine permanente Plattform für partizipative Projekte – öffnet sich das Haus diversen Gruppen und bietet Zugänge zu gesellschafts- und zukunftsrelevanten Themen.

Der Termin der Verleihung der Auszeichnung wird noch bekannt gegeben. Die Vorsitzende von AICA Deutschland, Danièle Perrier, wird die Auszeichnung für das Museum des Jahres an Museumsdirektorin Katia Baudin und ihr Team übergeben. Auch die Verleihungen für die Ausstellung des Jahres und die Besondere Ausstellung des Jahres finden in diesem Rahmen statt. Die Kunstmuseen Krefeld sind als Museum des Jahres Gastgeber der Veranstaltung.

(wz)
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