Heimatarchiv Werner Krüger ist der Hüter des Krefelder Karneval-Wissens

Der ehemalige Prinz wacht als zweiter Vorsitzender der Stiftung Heimatarchiv über Orden, Kleidung und Geschichte.

 Werner Krüger ist der „Hüter“ des karnevalistischen Wissens in Krefeld. Karnevalisten nennen ihn auch das „Lexikon“ des Karnevals.

Werner Krüger ist der „Hüter“ des karnevalistischen Wissens in Krefeld. Karnevalisten nennen ihn auch das „Lexikon“ des Karnevals.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Linn kann sich rühmen, den ersten „Carnevalszug“ am linken Niederrhein durchgeführt zu haben. Das haben die Männer der „Stiftung Heimatarchiv Krefelder Karneval“ herausgefunden und in einer umfangreichen Chronik niedergeschrieben. Im „Intelligenzblatt von Krefeld und Umgebung“ vom 1. Februar 1837 steht: „Das General-Comitee der Carnevals-Freunde zu Linn macht hiermit bekannt, daß Montag, der 6. Februar 1837, der Karnevalszug über Uerdingen und Bockum des morgens ziehen wird und daß nachmittags von sämtlichen berittenen Mitgliedern des Zuges ein großes Ringstechen von acht Reitern in Kostümen einer Quadrille geritten und zuletzt viel Tanz in der Burg stattfindet.“

Erwin Lichtenberg hat die Chronik geschrieben, Werner Krüger ist als zweiter Vorsitzender der Stiftung Heimatarchiv mit seinem Team der große Hüter – nicht nur der Chronik – sondern der gefühlten Millionen Exponate wie Orden, Kappen, Standarten, und, und, und.

Tollitäten des Krefelder Karnevals probierten Kleidung an

Tritt der Besucher durch die Türe, steht er sogleich einem Schaufensterpuppen-Paar im Ornat des Krefelder Prinzenpaares gegenüber. Hier ist er richtig. Krüger: „Auch diese Kleidung halten wir als Leihgabe parat. Hier probierten schon viele künftige Tollitäten ihre prunkvolle Kleidung an.“

Um es vorwegzusagen: Krüger hatte als Ex-Prinz Werner mit seiner Lieblichkeit, Ehefrau Anita, 2004 die närrische Gewalt über der Stadt und hat den Karneval verinnerlicht. Er kennt mit seinem Team sämtliche Geschichten des Archivs aus dem Kopf. Alle wissen, wo und in welchem Schaukasten was hängt: „Der älteste Prinzenorden, den wir haben, stammt aus dem Jahr 1929 von Prinz Carneval Willi III.“ Er ist ganz schlicht und in seinem matten Dunkelgrün einem militärischen Orden nicht unähnlich. Auch hier ist schon eine kleine Krone an der Kette angebracht. Das ist bis heute so.

Jahre später kommen dann auch Glitzer und Glamour auf die Orden. Sie strahlen und leuchten mit Strass und poliertem Metall dem Betrachter entgegen. Auffällig ist natürlich die Farbe der Rosa Jecken. Aber auch die Prinzengarde ist mit ihrer grün-weißen Pracht, vor allem zum 100-jährigen Bestehen in 2014, umfangreich vertreten.

Werner Krüger: „Im Heimatarchiv findet sich die Ahnengalerie der Krefelder Prinzenpaare, lückenlos ab 1898 bis heute.“ Die Fotos sind lange Zeit noch schwarz-weiß, später farbig. „Vitrinen geben Zeugnis vom Karneval vor und nach dem ersten Weltkrieg. Bilder und Rosenmontags-Zeitungen, aktuelle Presseberichte, Fachbücher, Zeitschriften und Festschriften werden archiviert.“

Oben an der Wand im Flur hängt das Plakat, das 1899 für den Rosenmontagszug warb. Kostenpunkt für alle, die es haben wollten: 75 Groschen.

Grundlage für das jecke Archiv war die Privatsammlung von Karnevalist Rudi Neuhausen. „Irgendwann hat er angefangen, alles, was mit dem Karneval zu tun hat, zusammen zu tragen“, berichtet Krüger. „Er hat Landes- und Bundesarchive durchforstet und viel gefunden. Als das Heimarchiv in seiner Wohnung zu klein wurde, musste Abhilfe her. Wir bezogen eine kleine Wohnstätten-Wohnung in Oppum auf dem Korekamp 16. Am 11. 11.1987 öffnete das Heimatarchiv Krefelder Karneval seine Pforten.“

2013 kam die Hiobsbotschaft: „Die Wohnstätte kündigte uns den Mietvertrag, da die Häuser abgerissen wurden. Nach langem Suchen, vielen Gesprächen und nicht zuletzt durch die Unterstützung von Oberbürgermeister Gregor Kathstede hat es endlich geklappt:

Im zweiten Obergeschoß des Rathauses Fischeln befand sich seit zehn Jahren eine leerstehende, verwahrloste Wohnung, die wir für kleines Geld mieten konnten.“

Die Männer spuckten in die Hände und verwandelten die maroden Räume in ein ansehnliches Museum. Seit Februar 2015 haben alle Exponate wieder ihren Platz. Dort können sie von Schulklassen und Vereinen besichtigt werden.

„Viele Karnevalsvereine wissen gar nicht, was wir hier alles über sie haben“, sagt Werner Krüger und schmunzelt.

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