SPH-Bandcontest Wie die Vincent Raven Band aus Krefeld den Ruhrpott rockt

Krefeld · Die Krefelder Vincent Raven Band steht bei einem großen Wettbewerb im Halbfinale. Ein Besuch im Proberaum.

 Sie proben im Bunker am Deutschen Ring und gehen regelmäßig auf Tour: Sven Möllmann, Dustin Rustenholz und Miguel Krahnen sind drei von insgesamt fünf Mitgliedern der Vincent Raven Band.

Sie proben im Bunker am Deutschen Ring und gehen regelmäßig auf Tour: Sven Möllmann, Dustin Rustenholz und Miguel Krahnen sind drei von insgesamt fünf Mitgliedern der Vincent Raven Band.

Foto: Andreas Bischof

Schwarz umrandete Augen und Tränen, die in Fäden über das kalkweiß geschminkte Gesicht laufen. Hände in weißen Handschuhen feuern das Publikum im Krefelder Jazzkeller an, das steigt mit Anfeuerungsrufen ein, Gitarren, Bass und Schlagzeug treiben einen drückenden Achtel-Rock-Rhythmus voran. Die Solo-Gitarre schreit, der Gesang ist rau.

Ein erster Eindruck der Vincent Raven Band macht Schubladendenken schwer. Die Optik des Frontmanns könnte zum Beispiel an Alice Cooper in düster erinnern, sein Gesang an den verstorbenen Motörhead-Gründer Lemmy Kilmister und die musikalische Untermalung an den Heavy Metal von Black Sabbath. Eine Prise Stoner Rock schwingt auch noch mit, erklärt Sänger Dustin Rustenholz. Die Mischung kann nicht nur Publikum in der Heimat begeistern. Die Band steht Anfang Februar im Halbfinale eines Band-Wettbewerbs, der als größter seiner Art für Nachwuchsmusiker in Deutschland, Österreich und der Schweiz gilt. Dazu später mehr. Die Beschreibung Nachwuchsmusiker passt dabei nicht so ganz zur Vincent Raven Band. Sie gibt es seit insgesamt rund zehn, in der aktuellen Besetzung seit drei Jahren. Was treibt die Musiker an? Was bringt die Teilnahme an einem so großen Wettbewerb?

Ein Besuch im Proberaum im Bunker am Deutschen Ring. Der erscheint angenehm vollgestopft — mit Musikinstrumenten, Technik, der Rabe ist als Motiv zu sehen, auf Plakaten, einem Band-T-Shirt oder einem Banner für die Bühne. Eine Playlist liegt bereit, daneben der Text zu dem eingangs beschriebenen Stück „Enough is Enough“. Ein Ziel der Formation mit Mitgliedern aus Krefeld und Vorst ist, so viel live spielen wie möglich. Zwei bis drei Tage Rock ’n’ Roll, raus aus dem Alltag. Neues Publikum mitreißen. Auszeit. Geld verdienen sie unter anderem als Mechaniker oder Schlosser — der Alltag ist also nicht immer Rock ’n’ Roll. Trotzdem ist die Band für ihre Mitglieder mehr als nur ein Hobby, um den Kopf frei zu bekommen. Die Gruppe ist „wie eine zweite Familie“ sagt Schlagzeuger Miguel Krahnen, der sich das Cover des ersten eigenen Albums auf den Arm tätowieren ließ. Zur Familie gehört Show und Unterhaltung: Wenn Dustin Rustenholz sich mit Schminke und Kleidung für einen Auftritt fertig macht, sei das wie eine Verwandlung — dann werde der 35-jährige Blondschopf zum Frontmann, der auf der Bühne die Rampensau gibt, auch mal Feuer spuckt oder mit Kunstblut agiert. „Eigentlich“ sei er aber „voll der ruhige Kerl“, seine Bandkollegen lachen.

Freitags wird geprobt, unter der Woche werden organisatorische Fragen beantwortet. 2020 sollen unter anderem neue Aufnahmen und ein Musikvideo entstehen. Bisher gibt es zwei EPs und ein Album. Alles in Eigenregie. Außerdem wolle man mehr Konzerte „weiter weg“ spielen, Kooperationen mit anderen Bands eingehen. Ein Weg, dem näher zu kommen: Am 8. Februar spielt die Vincent Raven Band in Bochum (Rockpalast, Hauptstraße 200, ab 16 Uhr) im Halbfinale des SPH-Bandcontests, der laut Angaben der Veranstalter mit mehr als 1500 teilnehmenden Musikern sogar der größte in Europa ist. Es geht um „geile Shows in Läden, wo wir sonst nicht gespielt hätten“, erklärt Sven Möllmann, einer von zwei Gitarristen der Band. Neben Bochum gab es auf dem Weg ins Halbfinale etwa Auftritte in Essen oder Köln, Kontakte zu Bands aus Dormagen oder Wuppertal seien entstanden. So strecke man die Fühler aus; in Krefeld habe man „das Gefühl, nicht voranzukommen“. Die möglichen Bühnen in der Region habe man mit der Zeit abgegrast. Eine Konstante sei aber zum Beispiel der Jahresabschluss im „Wohnzimmer“ Jazzkeller.

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