Brauchtum In Krefeld gibt es erste Corona-Absagen bei St. Martin und Karneval

Krefeld · Obwohl Veranstaltungen erst im Herbst stattfinden, verkünden Organisatoren in Krefeld jetzt schon das Aus.

 Der Rosenmontag in Krefeld steht auf der Kippe.

Der Rosenmontag in Krefeld steht auf der Kippe.

Foto: Andreas Bischof

Letztlich sahen Frank Wübbeling und seine Mitstreiter im Bürgerverein Oppum keine Alternative. „Wir haben uns entschieden, unseren St.-Martins-Umzug in diesem Jahr nicht zu planen“, sagt Wübbeling. Der Grund ist Corona. „Wir wollten kein Risiko eingehen.“ Leicht fiel die Entscheidung dennoch nicht. Eigentlich hätten die Vorbereitungen schon im Mai beginnen müssen. Die Veranstalter des Oppumer Zugs entschlossen sich, möglichst lange abzuwarten. Doch die Unsicherheit, wie sich die Pandemie entwickelt, bleibt zu groß. St. Martin im Jahr 2020 ist gestrichen.

Vor der Abwägung der Oppumer stehen derzeit viele Vereine. Sei es für das Martinsfest oder die Karnevalssession, die im November beginnt. Ehrenamtlich Aktive müssen Veranstaltungen weit im Voraus planen und haben viele Fragen. Von offizieller Seite bekommen sie wenig Planungssicherheit. Denn die derzeitige Corona-Schutzverordnung für NRW gilt bis zum 31. Oktober diesen Jahres. Die fraglichen Feste fallen  erst in den November.

Insgesamt sei im Hinblick auf die Planungssicherheit der Veranstalter darauf abzustellen, ob die Landesregierung frühzeitig Regelungen treffen wird, teilt die Verwaltung der Stadt Krefeld mit. Die Entscheidung, ob eine Veranstaltung bei den verbleibenden Unwägbarkeiten weiter vorbereitet werde, obliege dem Veranstalter selbst. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte gestern in einer Telefonschaltkonferenz des Gesundheitsausschusses dazu gesagt: „Ich war selbst Kinderprinz und komme aus einer Karnevalshochburg. Ich weiß also, wie wichtig Karneval für viele Millionen Deutsche ist. Aber: Ich kann mir Karneval in diesem Winter, mitten in der Pandemie schlicht nicht vorstellen. Das ist bitter, aber so ist es.“

Viele Organisatoren in Krefeld haben sich bereits für die Absage entschieden. So lässt die Karnevalsgesellschaft Creinvelt ihre Sitzungen ausfallen – und diese waren sogar erst für das kommende Jahr geplant. „Wir können 2021 nicht an den Start gehen, weil wir im Parkhotel Krefelder Hof unter diesen Bedingungen keine 350 Gäste pro Sitzung unterbringen könnten“, schreibt der Vorstand. „Und schunkeln mit 80 Gästen – und mit zwei leeren Stühlen zwischen ihnen – macht auch keinen Spaß.“ Diese Entscheidung, habe man schweren Herzens treffen müssen. Aber viele der Helfer gehörten altersmäßig eben zur Risikogruppe. So teilen es auch andere Narren mit. Die Karnevalsgesellschaft Verberg meldet auf ihrer Internetseite alle Veranstaltungen der Session als abgesagt – wegen Corona.

Der Bürgerverein Nord-West möchte bei seinem St.-Martins-Zug noch abwarten. Doch die Absage steht im Raum. Man wolle den Kontakt zu Kindertagesstätten und dem Seniorenwohnheim im Viertel suchen, sagt Alfred Birmes, Vorsitzender des Bürgervereins. Wenn das Stimmungsbild beisammen ist, soll entschieden werden. Kapellen und Pferde sind bereits bestellt. Weitere Vorbereitungen wären bald nötig. Etwa der Süßigkeiten-Einkauf und die Spendensammlung für die Martinstüten. Doch dass nun Helfer, meist ältere Freiwillige, dafür von Haus zu Haus ziehen, hält Birmes für schwer vorstellbar. Daher denkt er über Alternativen zum klassischen Fest nach. Vielleicht könnten sich die Kinder mit ihren Laternen vor die Haustür stellen und der St. Martin zieht durch die Straßen. Aber Birmes hat Zweifel. „Die Situation ist schwierig.“

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