Horten: Am Samstag geht eine Ära zu Ende

Das Warenhaus am Ostwall schließt für immer seine Türen. Ein Rückblick.

Krefeld. In Krefeld geht am Samstag eine Ära zu Ende. Um18 Uhr schließt nach 40 Jahren der Kaufhof am Ostwall, der 1970 als größtes und modernstes Warenhaus im Horten-Konzern allerorts für Furore sorgte. Ebenso wie vor der legendäre "Krefelder Hof", der nach 57 Jahren an gleicher Stelle 1968 für das Kaufhaus der Zukunft Platz machen musste.

Helmut Horten, Alleinaktionär und Aufsichtsratsvorsitzender der gleichnamigen Aktiengesellschaft, war von Krefeld begeistert. Bei der Eröffnungsfeier seines Vorzeige-Kaufhauses verriet er der WZ: " Ich kenne kaum eine Stadt dieser Größenordnung, in der ein so wohl ausgewogener Fächer von leistungsstarken Einzelhandelsbetrieben aller Größenordnungen zu registrieren ist."

Er kannte Krefeld gut. Schließlich betrieb er eine seiner wesentlich kleineren Defaka-Filialen bereits in der Metropole des Niederrheins. Die wurde dann allerdings mit dem Siegeszug der Horten-Warenhäuser geschlossen.

Während Defaka noch auf 2500 Quadratmetern seine Waren präsentierte, bot Horten am Ostwall eine Verkaufsfläche mit 14000 Quadratmetern, und damit fast die sechsfache Größe. Auf fünf Etagen bestaunten zigtausende von Krefeldern am Eröffnungstag in einem modernen, farbenfrohen Ambiente ein bisher nie dagewesenes Artikelsortiment aus über 50 Ländern.

Vom Pelz über Antiquitäten bis hin zu den feinsten Delikatessen im hauseigenen und für Krefeld ersten Supermarkt. 70 Spezialabteilungen waren im "Waben-Palast" eingerichtet, 1100 Mitarbeiter eingestellt. Zum damaligen Zeitpunkt eine Superlative.

Die Krefelder staunten - und kauften. Bereits ein Jahr nach der Eröffnung verkündete Horten-Generalbevollmächtigter Rudolf Tesmann stolz: "Die Umsatz-Prognose von 70 Millionen Mark ist fast auf den Schnaps genau eingetroffen." Er wagte damals sogar die Schätzung, dass Horten 1971 seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahr um etwa acht bis zehn Prozent steigern werde.

Im Vergleich: Der Umsatz des Krefelder Einzelhandels stieg von 1968 bis 1970 nur um etwa ein Prozent um fünf auf insgesamt 468 Millionen Mark, während die durchschnittliche Zuwachsrate in der gesamten Bundesrepublik bei über 19 Prozent lag.

Das Horten-Kaufhaus wurde für viele Jahre zum Publikums-Magnet. Nur wenige trauerten noch dem Nobelhotel "Krefelder Hof" nach, dessen stattliche Mauern 1968 von einer zwei Tonnen schweren Eisen-Birne dem Boden gleich gemacht wurden.

Auf einer 2222 Quadratmeter großen Fläche entlang des Ostwalls und der St.-Anton-Straße war dieses imposante Hotel 1910 für sage und schreibe 1,5 Millionen Mark gebaut worden. Als es zwei Tage vor Weihnachten 1911 der Öffentlichkeit überreicht wurde, staunte die Bevölkerung über die luxuriöse Ausstattung. Es verfügte über 52 Gästezimmer, zwei Salons, mehrere Beratungsräume, 16 Badezimmer und sogar schon elektrisches Licht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das teils zerstörte Gebäude aufwändig wieder auf- und ausgebaut. Es florierte. Deshalb schüttelten auch viele alte Krefelder den Kopf, als die Krefelder Hof-AG am 29. Juli 1966 den Kaufvertrag von Horten unterschrieb. Auch damals ging damit eine Ära in Krefeld zu Ende.

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