Inhaberin ist überzeugt, dass das Nebenzentrum im Siepen der Innenstadt schadet Gassmann schließt das Kaufhaus

Neviges · Im Januar ist nach 20 Jahren am Standort Schluss. Seit der Eröffnung des Einkaufszentrums am Rosenhügel im Siepen fehlen der Nevigeser Innenstadt die Kunden.

Das Kaufhaus Gassmann an der Bernsaustraße/Ecke Elberfelder Straße wird im Januar schließen.

Das Kaufhaus Gassmann an der Bernsaustraße/Ecke Elberfelder Straße wird im Januar schließen.

Foto: WZ/Ulrich Bangert

Was viele immer befürchtet haben, tritt nun bald ein: Das Kaufhaus Gassmann macht zu. „Wann genau wir schließen, steht noch nicht fest, es wird aber in den ersten Januartagen sein“, antwortet Christine Gassmann-Berger auf die entsprechende Anfrage der Westdeutschen Zeitung. „Den Mietvertrag, der bereits in der Jahresmitte ausgelaufen wäre, hatten wir noch bis Ende Januar verlängert“, so die Inhaberin des Kleinhaufhauses, die weitere Filialen am Stammsitz Witten sowie in Meinerzhagen und Essen-Überruhr betreibt.

„Wir hatten gehofft, dass mehr Kundschaft durch den Netto-Laden kommen würden. Als dessen Vorgänger-Markt zu hatte, war es für uns ganz gruselig, aber nach der Wiedereröffnung wurde es nicht viel besser“, musste die Geschäftsfrau feststellen.

Beim Einzug des Kleinkaufhauses Gassmann in die Räumlichkeiten des ehemaligen Modehauses Murjahn an der Bernsaustraße 1-3 vor 20 Jahren war das Familienunternehmen ganz hoffnungsvoll: „Ein nettes kleines Städtchen mit vielen Geschäften. In dem Moment, als am Rosenhügel ein neues Nebenzentrum eröffnet wurde, kam ein Leerstand nach dem anderem. Zudem hat sich unsere Nachbarschaft nicht zum Positiven verändert. Statt eines Blumenladens gibt es dort nun Frischfutter für Hunde, das bringt uns nicht viele Kunden. Auch die Umstellung der Bankfiliale, die nur noch Automaten hat, konnten wir spüren.“ Christine Gassmann-Berger beklagt, dass die Vermieter nichts tun: „Das ist nicht nur in Neviges so, das kennt man aus anderen Städten.“ Die jetzt eingetretenen Situation ist für die Arbeitgeberin schwierig: Von den sechs Mitarbeiterinnen, die meistens in Teilzeit tätig sind, muss sie einigen kündigen, nur wenige können in der Filiale Überruhr weiter beschäftigt werden. Daneben sind viele Kunden verzweifelt: „Die fragen, wo soll ich denn jetzt mein Nähgarn kaufen? Vom Verkauf von Nähgarnröllchen können wir nicht leben, wenn gleichzeitig die Kaffeemaschinen im Internet bestellt werden“, beschreibt die Geschäftsfrau einen weiteren Grund, warum der Laden nicht mehr genug abwirft. Ein Kollege hätte es einmal so beschrieben: „Man muss sein Kaufhaus nicht nur lieben, sondern man muss dort auch kaufen.“

Für viele Nevigeser war das Kaufhaus die erste Anlaufstelle – nach dem Motto: „Bei Gassmann gibt’s alles!“. Zumindest all das, was in ein rund 300 Quadratmeter großes Warenhaus hinein passt – von haftbeschichteten Pfannen über Spielzeug, Haushalts- und Schreibwaren sowie Elektro-Kleingeräten bis zur Herren- und Damenunterwäsche. Wenn ein Kunde einmal nicht fündig wurde, versuchte das Kaufhaus, das dem Einkaufsverband EK-Servicegroup Bielefeld angeschlossen ist, das Produkt kurzfristig zu bestellen.

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