Kein Geld für Köhlers Chöre – Vorwürfe gegen die Stadt

Krefeld sollte ein Riesenfestival mit präsidialem Besuch veranstalten. Doch die Chance wurde vertan.

Krefeld. Man stelle sich vor: Überall in der Stadt singen Chöre, junge Musiker treten auf, Orchester spielen klassische Meisterwerke. Am Abend füllen sich die Kneipen, weil nun auch Jazz- und Rockbands ihre Instrumente auspacken. Am nächsten Morgen ehrt Bundespräsident Horst Köhler feierlich im Seidenweberhaus verdiente Chöre und Orchester aus dem ganzen Bundesgebiet.

Elmar Bergmann, Deutsche Chor- und Orchesterverbände

So hatte sich Elmar Bergmann die Tage der Chor- und Orchestermusik im Jahr 2013 ausgemalt. Als Präsidiumsmitglied der Bundesvereinigung Deutscher Chor- und Orchesterverbände wollte der Krefelder das traditionsreiche Festival mit 1000 Mitwirkenden und Festakt samt Bundespräsident in seine Heimatstadt holen.

"Doch von der Stadt kam eine Absage. Es war kein Interesse da", sagt Bergmann. "Ich halte das für skandalös. Normalerweise bewerben sich die Städte um dieses Festival. Eine Ablehnung habe ich noch nie erlebt."

Besonders erstaunlich findet er, dass die Absage aus finanziellen Gründen erfolgt sei. "Der einzige finanzielle Aufwand besteht darin, nach dem Festakt ein Mittagessen für den Bundespräsidenten und etwa 50 offizielle Gäste auszurichten", erklärt Bergmann.

Der sonstige Etat von rund 75 000 Euro stamme von Bund, Land und Sponsoren. Auf die jeweils ausrichtende Stadt komme allerdings ein hoher organisatorischer Aufwand zu. Außerdem werde erwartet, dass Mieten, etwa für den Veranstaltungssaal, erlassen werden.

Im Gegenzug bringe das Fest der Stadt jedoch einen Imagegewinn und ein ganzes Wochenende voller Musik: Tausende Gäste hätten wohl in Krefeld übernachtet, wären hier ausgegangen und hätten Geld ausgegeben. "Kultur ist ein Standortfaktor, aber das hat man in Krefeld noch nicht erkannt", sagt Bergmann.

Die Stadt stellt die Abläufe anders dar. Das Presseamt erklärt auf Anfrage, man habe "Herrn Bergmann mitgeteilt, dass man grundsätzlich bereit sei, die Veranstaltung in Krefeld auszurichten und dass man sich über eine Zusage freuen würde". Der Oberbürgermeister habe sogar die Schirmherrschaft angeboten. Bergmann bestreitet das.

Weiterhin hat die Stadt nach eigener Aussage logistische Unterstützung für das Festival offeriert. Der Bitte, den Bedarf zu konkretisieren, sei Bergmann jedoch nicht nachgekommen. Hinter vorgehaltener Hand heißt es, dies sei nicht die erste schlechte Erfahrung, die man mit ihm als Veranstalter gemacht habe.

In der Tat habe die Stadt darauf hingewiesen, dass wegen der Haushaltslage eine finanzielle Unterstützung nur "bedingt" möglich sei. Aber: "Eine Absage hat es bislang nicht gegeben." Elmar Bergmann hat das anders verstanden: "Ich habe es aufgegeben, mit Krefeld zusammen etwas auf die Beine zu stellen."

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