Rheinhafen Krefeld Hafenerweiterung in der Kritik

Krefeld · 400 Bürger benennen Nöte und Sorgen – was ist mit dem Verkehr, Abgasen, Umweltbelastung und dem Einkaufen?

 Bei der Bürgerinformation zur Verkehrssituation im Rheinhafen antworteten (v.l.) Hafen-Geschäftsführer Sascha Odermatt, Bezirksvorsteher Jürgen Hengst und Verkehrsgutachter Dr. Thorsten Becher. 	Foto: Jochmann

Bei der Bürgerinformation zur Verkehrssituation im Rheinhafen antworteten (v.l.) Hafen-Geschäftsführer Sascha Odermatt, Bezirksvorsteher Jürgen Hengst und Verkehrsgutachter Dr. Thorsten Becher. Foto: Jochmann

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Eine mit knapp 400 Menschen mehr als voll besetzte Kirche St. Andreas zeigt, wie sehr den Bürgern in Gellep-Stratum, Uerdingen und Linn die Hafenerweiterung und die damit verbundene Verkehrssituation auf den Nägeln brennt. Die Verantwortlichen des Hafens hatten zu der „Informationsveranstaltung zur Hafen­entwicklung“ eingeladen. Zahlreiche Fragen der besorgten Besucher konnten dabei nicht beantwortet werden, da sie nicht ins Thema „Verkehrswegeplanung“ passten. Dazu gehörten Untersuchungen zu Feinstaub, Stickoxiden, Rettungsfahrzeugen, geplantem Trailerport und dem Weg ins Oberzentrum Uerdingen ohne Stau. „Wenn man die Entwicklung der Lkw-Verkehre sieht, wird einem Angst und Bange“, sagt Gregor Roosen, Vorsitzender des Bürgervereins Gellep-Stratum.

25 611 Fahrzeuge sind derzeit
täglich auf der B 288

Zum Thema Verkehr referierte Verkehrsgutachter Thorsten Becher. Er berichtete, dass der Bestand der Fahrzeuge an der B 288 täglich derzeit bei 25 611 Fahrzeugen liege, davon sind 3010 Lastwagen über 3,5 Tonnen. Wie viele Fahrzeuge hinzukommen können, geben die bestehenden, im Bau befindlichen oder geplanten Firmen – wie der Trailerport, der bisher nur auf dem Papier steht – selbst an. „Dabei liegen die prognostizierten Werte wegen der Betriebsgenehmigungen stets höher, als tatsächlich erwartet“ ergänzt Sascha Odermatt, Geschäftsführer der Krefelder Hafengesellschaft. „Auch die 2015 angegebenen Zahlen liegen heute niedriger. Angenommen waren 2500 Lastwagen, tatsächlich sind es 1060.“

Folgende Neuverkehre geben die einzelnen Firmen pro Tag an: VGG 118 Pkw und 232 Lkw, Caratgas, 52 Pkw und 120 Lkw, Goodmills 298/450, Cargill 0/258, Alberdingk Boley 0/14 und der Trailerport, wenn er denn kommen sollte, 36/384. Die Verkehre summieren sich von Süd nach Nord, zur B 288 hin. Auf die Besucherfrage, zu welchen Tageszeiten die weiteren Fahrzeuge unterwegs sind, konnte der Experte keine Antwort geben. Kommentar aus dem Publikum: „Es bestehen schon jetzt unselige Schlafverhältnisse.“

Bis 2025 gilt das bestehende Verkehrsnetz als leistungfähig

Eine Besucherin will wissen, wie hoch die Stauquote ist. „Wie sieht es dann mit Rettungsfahrzeugen auf der Düsseldorfer Straße aus, wenn eine der drei quer laufenden Bahnen kommt und wenn die Straße voller Lkw steht? Wie kommen sie durch? Wie kommen wir nach Uerdingen zum Einkaufen – oder fahren wir besser gleich nach Lank? Wie kommen wir zwischen 15 und 19 Uhr auf die andere Rheinseite?“

Das Fazit der Untersuchungen lautet: „Aus den Berechnungen ergibt sich, dass bis 2025 das Verkehrsnetz ausreichend leistungsfähig ist. Ab diesem Zeitpunkt kann es ohne Ausbau der Verkehrsknotenpunkte an Mündelheimer-/Linner Straße und Düsseldorfer-/Floßstraße zu Leistungsfähigkeitseinbußen in der Spitzenstunde kommen.“ Bei weiterem Wachstum der Firmen müsste die Straßeninfrastruktur verbessert werden, sagt er weiter.

Dazu ergänzt Bezirksvorsteher Jürgen Hengst, dass der Baustart des Kreisverkehrs an der Floßstraße in der zweiten Jahreshälfte ist. In diesem Jahr wird auch die Kreuzung Düsseldorfer-/Hafenstraße eine Regelung bekommen. Der Hafen will die Drehbrücke ab dem zweiten Quartal sanieren. Das kostet rund 600 000 Euro, 266 000 Euro sind Fördermittel. Sie soll Ende des Jahres fertig sein und dann effektiver arbeiten. Hengst sagt: „An eine neue Rheinbrücke ist erst nach 2030 zu denken, wenn überhaupt. Eine Hafenanbindung Richtung Süden wird es auf absehbare Zeit nicht geben, Meerbusch müsste da mitspielen.“ Dafür erklärt er, dass in den vergangenen Jahren einiges geschehen sei. Beispiel: Der Ausbau des Hafenrings für rund sieben Millionen Euro.

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