Hilfe Der Verein "Die Wiege" hilft

Krefeld · Der karitative Krefelder Verein „Die Wiege“ hat 60 Mitglieder und hilft Menschen schnell und unbürokratisch, wenn die Not am größten ist. Schirmherrin von Beginn an ist die bekannte Schlagersängerin Andrea Berg.

Die Wiege unterstützt die junge Polin Wiktoria Gruszka.

Die Wiege unterstützt die junge Polin Wiktoria Gruszka.

Foto: Die Wiege Karin Meincke/Die Wiege

Eine selbstlose Hilfe mit Herz, praktiziert in Krefeld der Verein „Die Wiege“. „Die Wiege behütet, hält fest und trägt durch schwere Zeiten – alle Menschen“, sagt die Krefelderin Andrea Berg. Die bekannte Schlagersängerin ist von Beginn an Schirmherrin des Vereins. „Wir helfen unbürokratisch und schnell dort, wo kein anderer Kostenträger greift. Kurz: Wir helfen Menschen in Not, bei uns vor der Haustür wie auch in Afrika“, betont Karin Meincke, ehemalige DRK-Oberin und stellvertretende Vorsitzende des Vereins.

So wie derzeit Wiktoria Gruszka. Die 18-jährige Polin ist eine fröhliche junge Frau mit vielen Zukunftsplänen. Sie ist Klassenbeste in ihrer Schule und möchte das auch bleiben. Das ist umso beachtlicher, als sie mit zehn Jahren ihren ersten Schlaganfall erlitten hat. „Sie musste erleben, dass ihre Umwelt sie danach als behindert angesehen hat und sie nicht mehr ernst genommen wurde“, erzählt Karin Meincke, die Wiktoria in diesem Sommer persönlich kennengelernt hat. Die junge Frau will deshalb Psychologie studieren und anderen Menschen mit Handicap helfen, ihr Leben zu meistern.

Doch ob die junge Polin das schafft, ist ungewiss. Sie ist vor einigen Jahren an Moyamoya erkrankt, einer seltenen Krankheit der Gehirngefäße. Der Krefelder Verein unterstützt sie und ihre Familie bei der Behandlung ideell und finanziell. Sie braucht eine Stammzell-Therapie, für die die Familie kein Geld hat. „Doch wenn man ihr nicht helfen kann, wird sie ab Mitte 20 Demenz bekommen“, erzählt Karin Meincke. So weit will sie es aber nicht kommen lassen. Sie hat ein Helfer-Netzwerk aufgebaut und wird über den Verein gegebenenfalls Kontakt zum Massachusetts General Hospital in Boston aufnehmen. „Die forschen zum Thema Alzheimer.“

Der Verein will ein Netzwerk für häusliche Begleitung aufbauen

Die Wiege hat ihren Namen nicht von dem Möbelstück. Vielmehr erinnert der Name an das Schicksal des kleinen David im nigerianischen Enugu. Ein Frühchen, leichter als 1000 Gramm und kaum größer als eine Erwachsenenhand kommt dort im Frühjahr 2009 zur Welt – und hat in seinem afrikanischen Heimatland kaum eine Überlebenschance.

Karin Meincke, die Familien-Bande dort hat, unterstützt die Familie sofort mit allen wertvollen Informationen und ihren guten Kontakten und verhilft dem kleinen David somit auf die Welt. Er lebt drei Monate, dann stirbt er. „Damit er nicht umsonst gelebt und gekämpft hat, haben wir den Verein ‚Die Wiege’ gegründet, in Anlehnung an seinen Geburtskontinent Afrika, der als Wiege der Menschheit angesehen wird“, erzählt Karin Meincke.

Viele Vereinsmitglieder, allen voran Andrea Berg, haben sich auch vor der Gründung der Wiege für Menschen in Not engagiert. So wie für die Siamesischen Zwillinge Mercy und Goodness, die an Brust und Bau zusammengewachsen waren. Sie konnten erfolgreich in Deutschland operiert werden, sind heute zwei gesunde, lebenslustige Mädchen, wie ein Foto der beiden Zwölfjährigen auf Meinckes Handy beweist.

Auch von Mirek hat sie Fotos parat. Sie zeigen den inzwischen jungen, 24 Jahre alten stattlichen Mann mit seinen zwei neuen Armprothesen, für die die Wiege aktuell 1500 Euro gespendet hat. Im Rahmen der von Meincke ab 1996 organisierten Polen-Hilfe lernt sie den fünfjährigen Mirek kennen, der ohne Arme und Beine geboren wurde. Von da an sammeln die Krefelder fleißig für ihn, ob für einen passenden Rollstuhl oder hilfreiche Arm- und Beinprothesen. Längst hat Mirek mit Erfolg sein Abitur bestanden und ist inzwischen ein talentierter Künstler. Bei den zahlreichen Anfragen nach Hilfe kann sich Karin Meincke auf ihre Vorstandskollegen verlassen. Darunter ein Rechtsanwalt, ein Pfarrer, ein Mediziner, eine Sozialpädagogin – und alle gut vernetzt. Aber auch auf die inzwischen 60 Mitglieder. „Wenn jemand kurzfristig Hilfe nötig hat, helfen wir ihm“, sagt Meincke. Nicht aber, ohne genau zu prüfen, ob der Hilfebedarf auch besteht.

Als neues Projekt will der Verein ein Netzwerk für häusliche Begleitung aufbauen. „Ehrenamtler, die in belastenden Situationen wie Krankheit oder Schicksalsschläge mal für 24 Stunden zu dem Betroffenen nach Hause kommen“, erklärt Meincke. „Wir lassen keinen allein, wenn jemand meint, eine schwierige Situation alleine nicht schaffen zu können.“ Gelebte Nächstenliebe.

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