Wülfrath Ein kreativer Zeitvertreib

Wülfrath · Rentner Hans-Ulrich Graf verbringt unzählige Stunden an seiner Dekupiersäge und fertigt zahlreiche Kunstwerke aus Holz an.

 Hans-Ulrich Graf wohnt in einer Wohngemeinschaft der Bergischen Doakonie Aprath und fertigt in seinem Zimmer Kunstwerke aus Holz an.

Hans-Ulrich Graf wohnt in einer Wohngemeinschaft der Bergischen Doakonie Aprath und fertigt in seinem Zimmer Kunstwerke aus Holz an.

Foto: Tanja Bamme

. Hans-Ulrich „Uli“ Graf hat ein ganz besonderes Hobby. Der Senior fertigt Kunstobjekte aus Holz an. Das jedoch nicht irgendwo, sondern in seinem Zimmer in der Hausgemeinschaft Haus Karl Heinersdorff auf dem Gelände der Bergischen Diakonie Aprath. Neben Fernseher, Bett und Kommode nimmt seine Werkbank einen großen Teil des Raumes ein. Das stört Uli Graf jedoch wenig, denn das kreative Arbeiten ist seine Leidenschaft. „Ich war früher als Zahntechniker tätig“, erinnert sich der Pensionär, der im April seinen 70. Geburtstag begeht. Demnach ist ihm die feinmotorische Arbeit an der Dekupiersäge (Säge mit feinen Sägeblättern) nicht fremd.

Eigentlich sind die Objekte für Kunsthandwerkermärkte gedacht

Mittlerweile gleicht das Zimmer von Uli Graf viel mehr einem Ausstellungsraum, denn trotz Corona-Lockdowns gibt der rührige Senior sein Hobby nicht auf. „Ich sitze jeden Tag an der Werkbank. Eigentlich gebe ich die fertigen Objekte für Kunsthandwerker- oder Weihnachtsmärkte ab. Aber da findet ja aktuell nichts statt“, berichtet er. Und so stehen zahlreiche Krippen, Sterne und Schmuckschatullen aus Holz-Wäscheklammern neben den ersten Deko-Hasen für die Osterzeit.

Uli Graf ist in der Wohngemeinschaft im Haus Karl Heinersdorff eine echte Besonderheit. Denn während der Pensionär noch geistig völlig fit ist, befinden sich seine Mitbewohner allesamt in unterschiedlichen Stadien der Demenzerkrankung. In vier Wohngruppen sind die insgesamt 40 Bewohnerinnen und Bewohner aufgeteilt. Jede Gruppe besitzt einen eigenen Aufenthaltsraum und weitere Sozialräume. „Viele Menschen, mit denen ich mich unterhalten kann, habe ich hier allerdings nicht. Daher bin ich auch zu diesem Hobby gekommen“, erinnert sich Uli Graf, der ansonsten gerne lange Spaziergänge über das Außengelände macht.

Der Umzug in die Hausgemeinschaft nach Wülfrath war für den 69-Jährigen  ein echter Glücksfall. Nach einem Sturz im Jahr 2017 in seiner eigenen Wohnung in Ronsdorf konnte Uli Graf seinen rechten Arm nicht mehr bewegen. Ein Jahr später fand der Umzug nach Wülfrath statt. Über eine Mitarbeiterin des Sozialen Dienstes bekam der gebürtig vom Bodensee stammende Senior diese Chance. Wohl fühlt er sich besonders, weil die Aussicht aus seinem Fenster eine so außergewöhnliche ist. „Ich gucke direkt auf die Kirche und sehe sofort, wer das Haus besucht. Ich hätte mir kein schöneres Zimmer aussuchen können“, ist sich der Rentner sicher. Und so macht auch die Arbeit an der Werkbank, mit Blick ins Grüne, gleich doppelt so viel Spaß.

Die erste Dekupiersäge bekam Uli Graf noch geliehen. „Ich habe damit viel gearbeitet und mir meine Fähigkeiten selbst beigebracht. Das jetzige Gerät wurde mir dann gekauft. Das ist jetzt meins.“ Der Ideenreichtum bricht nicht ab. Aktuell schneidet Uli Graf die Deutschlandkarte aus. Dafür hat er sich eine Kopiervorlage aus dem Internet ausgedruckt. Später sollen noch die einzelnen Bundesländer ausgeschnitten werden. „Dann kann man die Teile als Puzzle benutzen“, schlägt Uli Graf vor und ergänzt, dass sich sowas auch sehr gut für Schulklassen eignen würde.

Für die Mitarbeiter ist Uli Graf ein humorvoller Zeitgenosse. „Ich gucke mir gerne an, was er neues geschaffen hat“, berichtet Cassia Maria Hesse. Seit 15 Jahren ist die Mitarbeiterin des Sozialen Dienstes im Haus Karl Heinersdorff. Über die Jahre hat sie besonders das Miteinander mit den demenzerkrankten Bewohnern sehr zu schätzen gelernt. „Wenn ich ein Angebot, wie beispielsweise ein Nacht-Café anbiete, dann kommt eine ganz andere Wertschätzung zurück. Hier freut man sich über jedes Deko-Objekt und jeden Blumentopf. Das ist wirklich besonders“, so Cassia Maria Hesse.

Corona-Fälle zählt die Wohngemeinschaft übrigens so gut wie keine. Lediglich zwei Mitarbeiter wurden im Zuge der vergangenen Monate positiv getestet. Bewohner selbst waren nicht erkrankt. „Wir testen jede Person, die die Einrichtung betritt. Und geimpft sind wir mittlerweile auch“, freut sich die Diakonie-Mitarbeiterin abschließend.

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