Kinder Zum ersten Mal mitten in einem Karnevalsumzug

Düsseldorf · Die Zweitklässlerinnen Elena und Stella sind am Samstag im Kinderumzug dabei gewesen. Ein Nachmittag voller Helau und neuer Erkenntnisse.

 Elena (links) und Stella, ihre Mitschüler, Eltern und Lehrer der Paul-Klee-Schule hatten sich als Bergische Löwen verkleidet und verteilten Kamelle aus ihren großen Beuteln.

Elena (links) und Stella, ihre Mitschüler, Eltern und Lehrer der Paul-Klee-Schule hatten sich als Bergische Löwen verkleidet und verteilten Kamelle aus ihren großen Beuteln.

Foto: Christian Herrendorf

Die Strecke wird erst an ihrem Ende zu einem Thema. „Wie weit sind wir jetzt gelaufen?“, fragt die siebenjährige Stella, als ihre Gruppe am Burgplatz eintrifft. Gut zwei Kilometer bis zum Startplatz und sicher auch noch mal zwei Kilometer über die Zugstrecke, schätzen die Eltern. „Waaas?“, sagen Stella und Elena und spüren jetzt ganz plötzlich ihre Beine, ihre Füße, dass sie Durst haben und zur Toilette müssen. In den gut vier Stunden davor war davon keine Rede.

Die beiden Zweitklässlerinnen sind am Samstag zum ersten Mal in einem Karnevalsumzug mitgelaufen. Der Kinder- und Jugendumzug war das große Finale einer Woche, in der die Mädchen und ihre Mitschüler viele Facetten des Düsseldorfer Karnevals kennengelernt haben. Am Dienstag war das Prinzenpaar in der Schule, am Freitagabend durften sie im Vorprogramm der Party der Originale im Henkelsaal tanzen. Und jetzt eben als Bergische Löwen mit den anderen über die Kö, den Carlsplatz und durch die Altstadt laufen.

Der Kinder- und Jugendumzug hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Familien-Liebling im Straßenkarnevals-Programm entwickelt. Die Kinder können direkt am Straßenrand stehen, die Wagen und die Kostümierten ziehen auf Augenhöhe vorbei. Nach Angaben des Comitee Düsseldorfer Carneval waren am Samstag rund 3855 Jecken auf der Strecke.

Elena und Stella lernen erst einmal, dass es ganz schön lange dauert, bis so ein Zug endlich startet. Schon um 11 Uhr treffen sie sich im Werkraum der Paul-Klee-Schule. Die Vorsitzende des Fördervereins, Iris Bloch, verteilt die roten Jacken und Hosen. Die Eltern und Lehrer sitzen rund um einen Tisch, bei jedem muss man sich einmal anstellen, um einen Teil der Schminke zu kriegen: blaue Ringe und weiße Farbe um die Augen, jede Menge Rot ins Gesicht, eine blaue Nase und Schnurrhaare. Dann noch Krone anmalen und den Doppelschwanz („Ohne säh’ der Bergischer Löwe ja doof aus“) am Kostüm festmachen.

Als die 30-köpfige Gruppe an der Kö ankommt, geht es auch nicht sofort los. Erstmal müssen alle Teilnehmer an ihren Platz. Auf dem Schulhof des Görres-Gymnasiums stehen Schilder mit den Startnummern, Elena, Stella und die anderen sehen dort ein paar von den anderen Gruppen und die Instrumente der Kapellen. Sie müssen nicht ins Gedränge auf dem Schulhof, sie haben Startnummer sechs, und die befindet sich vor einem Hotel auf der Kö. Dort füllen die Lehrer die Stofftaschen mit Kamelle, dann heißt es wieder warten.

Als das Prinzenpaar vorbeikommt, die erste Kapelle spielt und die blau-gelbe Gruppe mit der Startnummer fünf sich aufstellt, merken die Mädchen, dass es wohl gleich endlich losgeht. Ruhig aufstellen klappt nicht, die beiden hüpfen auf und ab, gucken immer wieder in den Beutel, was sie als erstes werfen und wer wohl das Stofftier kriegt, das sich im Beutel befindet. Die erste Popcorntüte haben sie schon in der Hand, die beiden erinnern sich aber gegenseitig an eine der ganz wichtigen Regeln: „Wir werfen nicht, wenn wir stehen, wir werfen nur, wenn wir gehen – und nur zu kostümierten Leuten“.

Und genauso machen es die beiden, nachdem der Zug erst stotternd, dann ziemlich zügig voranzieht. Ganz kleinen Jecken legen sie die Kamelle auf den Kinderwagen, vielen geben sie es in die Hand oder in die Tüte, so gut wie immer rufen sie dabei „Helau“.

Ein paar Freunde und Bekannte erkennen sie am Rande der Zugstrecke, am Rathaus feuern die Eltern Konfettikanonen ab, und dann stehen sie schon auf dem Burgplatz. Während Elena und Stella dort ihre Beine schütteln und in die nun leeren Beutel blicken, besprechen sie noch eine philosophische Frage: „Ist es nicht eigentlich ungerecht, dass man so viel gibt und gar nichts kriegt?“.

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