Musical Widrige Umstände beim „kühlen“ Phantom der Oper

Düsseldorf · Die Halle an der Siegburger Straße eignete sich nicht als Musical-Spielstätte. Die schlechte Akustik war eines von vielen Ärgernissen.

 Szene mit Deborah Sasson im „Phantom der Oper“.

Szene mit Deborah Sasson im „Phantom der Oper“.

Foto: wolff-concerts

Düsseldorf ist ganz offensichtlich (noch) keine richtige Musicalstadt. Das liegt nicht einmal an den Fans dieses Genres, die in reichlicher Zahl kommen, wenn Adäquates geboten wird. Es ist vielmehr an der nicht gerade idealen Veranstaltungsstätte festzumachen. Das wurde beim Besuch von „Das Phantom der Oper“ am Freitag in der Halle an der Siegburger Straße deutlich.

Während von der musikalischen Seite über die Stimmen und die Inszenierung bis zur Technik alles passte, konnten viele Gäste in der bis zu vier Fünftel besetzen Halle nicht unbedingt mit dem Ambiente und der Atmosphäre der Veranstaltung richtig warm werden. Die Akustik ließ deshalb zu wünschen übrig, weil in den vorderen Reihen ein leichtes Echo aus dem hinteren Bereich der Halle zurückkam. Es war schon schade, dass es zum Ende wegen dieses Problems so erschien, als würde nur der halbe Saal und sehr dezent der gelungenen Vorstellung ihren verdienten Applaus spenden.

Wegen nur im ganz hinteren Bereich ansteigenden Sitzreihen, hatten die Besucher in den Bereichen E und F Sichtprobleme, und einige Zuschauer setzen sich spätestens nach der Pause auf ihrer Meinung nach bessere Plätze, ohne dass diese (Stühle) allerdings bequemer waren.

Zu kalt: Besucher holten sich in der Pause Garderobe zurück

Weiterer Nachteil war die Temperatur in der Halle. In der Pause wurden die Garderoben aufgesucht, um im zweiten Akt wohltemperiert dem Geschehen auf der Bühne besser folgen zu können. Noch ein letzter Kritikpunkt: Da waren zudem die vielen Sekt- und Weingläser aus Kunststoff, die vor Beginn in der Pause zum Einsatz kamen. Das ist im Zusammenhang mit der Klimadiskussion auch bei solchen Veranstaltungen einfach nicht mehr zeitgemäß.

Die Produktion von Phantom der Oper ist offensichtlich sehr erfolgreich europaweit unterwegs. Das sehr gute Ensemble mit routiniert agierenden Musikern und zwei Stars auf der Bühne, die noch mehr mit ihrer gesanglichen Leistung als ihrer schauspielerischen Leistung überzeugen, zeigt eine Begeisterung für die Aufführung, was viele Fans im Saal mitreißt.

Deborah Sasson als Christine und Uwe Kröger als Phantom prägen das Stück, das zwischen Oper und Musical einzusortieren ist und nur inhaltlich mit dem gleichnamigen Musical von Andrew Lloyd Webber in Verbindung steht. Die Produktion lebt allerdings auch sehr von der Technik. Mit Licht- und Video-Projektion wird nicht nur das Bühnenbild gestaltet und sondern geschickt mit Kamerafahrten wie in die Gewölbe der Pariser Oper oder auf den Friedhof von Frankreichs Hauptstadt eine Art 3D-Raum geschaffen. So erscheint es fast real, wenn sich die Sänger in den Katakomben aufhalten und bewegen.

Manche Szenen des Ensembles schrammen zwar in aufgesetzter Heiterkeit knapp an der Albernheit vorbei, allerdings ist das auch ein Mittel, um die Gegensätze zwischen der manischen Traurigkeit des Phantoms und der Pariser Lebenslust deutlich zu machen. Gesanglich gab es wenig auszusetzen. Besonders die Zugabe, in der Deborah Sasson im roten Kleid die bekannteste Arie aus Bizets Oper Carmen sang, begeisterte die Fans der Künstlerin. So gab es trotz widriger Umstände in Düsseldorfs Musical-Ersatz-Arena einige Highlights die die Zuschauer überzeugen konnten.

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