ARD-TV-Sitzung 900 Jecken rufen Helau für das Fernsehen

Düsseldorf · Die Aufzeichnung der TV-Sitzung war eine gelungene Sache. Abräumer des Abends war Büttenredner Jürgen Hilger, der schon während seines Auftritts Standing-Ovations bekam. Doch es gab auch einige Flops. Tom Gaebel vergaß beim Opening „An Tagen wie diesen“ von den Toten Hosen den Text.

 Die Tanzgarde der KakaJu war mit ihrem Showtanz der Hingucker des Abends. Das Thema Klimawandel wurde toll umgesetzt. Die Musik passte perfekt zum Thema und die Kostüme sind wunderschön.

Die Tanzgarde der KakaJu war mit ihrem Showtanz der Hingucker des Abends. Das Thema Klimawandel wurde toll umgesetzt. Die Musik passte perfekt zum Thema und die Kostüme sind wunderschön.

Foto: David Young

Knapp fünf Stunden dauerte am Freitagabend die Aufzeichnung der ARD-TV-Sitzung „Düsseldorf Helau“ in der Stadthalle. Zwei Stunden davon werden am 19. Februar um 20.15 Uhr über den Bildschirm flimmern. Der Zusammenschnitt wird diesmal keine leichte Aufgabe für den Regisseur Bastien Angemeer. Denn was den 900 Jecken in der ausverkauften Halle in dieser Zeit geboten wurde war fast durchweg unterhaltsam und sehenswert.

Interessant wäre auch mal zu sehen, wie sich Moderator Stefan Kleinehr bei anderen TV-Formaten schlagen würde. Denn seit Jahren moderiert er zuverlässig  und humorvoll die Veranstaltung. Bei ihm hat man auch nie das Gefühl, als ob ihn irgendetwas aus der Ruhe bringen würde.

Leider ging aber die erste Nummer völlig in die Hose. Tom Gaebel sang die von Kleinehr angekündigte Hymne der Stadt „An Tagen wie diesen“ von den Toten Hosen. Das Problem ist nur, dass die ganze Stadt auch den Text kennt. Nur leider Tom Gaebel nicht. Und so fiel auch fast jedem auf, dass Gaebel ziemlich daneben lag. Daher die dringende Bitte an den Regisseur - bitte  mit der zweiten Nummer im TV anfangen.

Das machte Wolfgang Trepper deutlich besser. Er ließ sich über den Brexit und die neue SPD-Führung Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken aus. Und, dass diese nun in einer Linie mit Willy Brandt stehen und der sich sicherlich erschießen würde, wenn er das noch erleben müsste.

Der absolute Abräumer des Abends war völlig überraschend Jürgen Hilger. Eigentlich ist Hilger alias „Dat Fimmänche“ eine vom Aussterben bedrohte Art, denn er ist einer der wenigen, die eine Büttenrede noch in Reimform halten. Das ist in den vergangenen Jahren häufig auch nicht gut angekommen, stehen die Jecken inzwischen doch mehr auf Comedians. Doch für seine Rede über die Umweltspur, die heuchelnden Greta-Jünger, die fürs Klima demonstrieren aber gleichzeitig große Umweltsünder sind, sowie die Verlogenheit der Politik, die durchgesetzt hat, bei jedem Einkauf einen Bon auf Thermopapier auszudrucken. „Jedem Brötchen sein Bönchen, doch wer ist nun hier die Umweltsau?“. Eine Anspielung auf das Satire-Schmählied des WDR-Chores. Er kritisierte den Dauer-Shitstorm „Satire darf das“, übte aber auch Kritik am Chorleiter des WDR. Dafür erhielt Hilger schon während des Vortrages Standing-Ovations. Und das ist für einen Büttenredner während eines Auftritts eine Rarität.

Das Gegenteil von Hilger ist Comedian Markus Krebs. Hier gilt das Motto „Hirn ausschalten und gemütlich zurücklehnen“. Krebs wurde 2014 bei der TV-Sitzung in Düsseldorf entdeckt, als er für den erkrankten Jürgen Beckers aufgetreten ist. Inzwischen füllt der 49-Jährige die großen Hallen und im Vorjahr war die Einschaltquote bei seinem Auftritt am höchsten. Er schaffte es auch in der Stadthalle mühelos die Jecken zum Lachen zu bringen. Und von ihm wird sicherlich auch wieder fast alles im TV zu sehen sein. Außer vielleicht die Witze, die unter der Gürtellinie spielen.

Das Schneidemesser wird der Regisseur bei John Doyle ansetzen müssen. Sein Erlebnisbericht über 25 Jahre Ehe war nicht wirklich lustig, voller Klischees und so ziemlich jede Pointe vorhersehbar.

Das machte Agens Kasulke mit ihren Erzählungen über ihren Ehemann Erwin deutlich besser. Sie schickte auch eine Spitze in Richtung Michael Wendler: „Der hat dem Lothar Matthäus seinen Parkplatz am Gymnasium geklaut.“

Ein echter Hingucker war der Showtanz der KakaJu zum Thema Klimawandel. Kompliment an die Choreographin Ulla Gehrling, die das Thema auf der Bühne umgesetzt hat. Die Musik und die Kostüme sind wunderschön. Sie wurden alle von den Tänzerinnen in Eigenarbeit hergestellt.

Musikalisch war der Abend solide. Die Fetzer, Kokolores, Rhingschiffer und Alt Schuss spielten ihre bekannten Songs. Neu im Programm war dagegen die Rhythmus Sportgruppe, die einen völlig neuen Sound auf die Bühne bringen, der vor allem das junge Publikum anspricht. Außerdem hat sich der Wechsel des Bühnenorchesters von Ardo zu Michael Kuhl ausgezahlt.

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