Düsseldorf „Welcome Dinner“: Die Integration gelingt am Esstisch

Beim „Welcome Dinner“ laden Düsseldorfer Geflüchtete zum Abendessen ein. Manchmal entsteht daraus eine Freundschaft.

Düsseldorf: „Welcome Dinner“: Die Integration gelingt am Esstisch
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Caroline Bommers Esstisch ist so klein, dass gerade so vier Teller und Gläser darauf Platz haben. Das hält sie nicht davon ab, regelmäßig Freunde zum Essen einzuladen. Vor kurzem hatte sie auch einen syrischen Gast bei sich in der Wohnung — um ihn willkommen zu heißen.

Seit September organisiert eine Düsseldorfer Initiative solche „Welcome Dinner“. Menschen, die Gastgeber für ein Abendessen werden wollen, können sich dort melden, die Initiative vermittelt dann die Gäste — das sind in fast allen Fällen Geflüchtete.

Als Caroline im Internet auf die Idee aufmerksam wurde, war für sie gleich klar, dass sie mitmachen möchte. „Ich kann das Gefühl, niemanden in einer neuen Stadt zu kennen, gut nachvollziehen“, sagt die 28-jährige Belgierin. Auch sie ist erst vor wenigen Jahren aus beruflichen Gründen nach Düsseldorf gezogen.

Gemeinsam mit zwei Freunden — Charlotte aus Frankreich und Esteban aus Spanien — hat sie Anfang Oktober Avan empfangen. Der ist vor vier Monaten in Düsseldorf angekommen. Er ist aus Syrien geflüchtet. Ende September kamen die Organisatoren der „Welcome Dinner“ in den Deutschkurs, den er besucht, um auf ihre Idee aufmerksam machen.

„Die Resonanz für unser Projekt war riesig — bei Gästen und Gastgebern“, sagt Jennifer Jokiel, eine der vier ehrenamtlichen Organisatoren. Im Oktober habe es etwa jeden zweiten Tag ein Dinner gegeben — für November ist bereits für jeden Tag eins vorgesehen. „Wir können erst ab Dezember wieder Dinner-Termine vergeben“, sagt die Organisatorin. Gäste und Gastgeber füllen im Voraus einen Fragebogen aus, in dem es um den Platz in der Wohnung des Gastgebers aber auch um Essgewohnheiten geht. „Wir wollen damit mögliche Stolpersteine abklopfen und passende Dinnerkombinationen finden“, sagt Jokiel.

Caroline, Charlotte und Esteban sind etwa im gleichen Alter wie Avan. Bei ihrem ersten gemeinsamen Essen ins Gespräch zu kommen, ist den Vieren nicht schwer gefallen. Lernt man Caroline kennen, wundert einen das nicht: Mit ihrer offenen und warmherzigen Art gibt sie ihren Gästen gleich das Gefühl, willkommen zu sein.

Bei ihrem Welcome Dinner ging es erstmal um das gegenseitige Kennenlernen und darum, gemeinsame Interessen zu finden. „Wir haben über Dinge gesprochen, die man in unserem Alter eben gerne macht“, sagt die Gastgeberin. Aber auch „typisch Deutsches“ war Thema. „Kaffee und Kuchen am Nachmittag oder Tatort-Gucken Sonntagabends waren Dinge, die wir selbst erst in Deutschland kennengelernt haben“, erinnert sich die Belgierin. Nach dem Essen ging es dann noch gemeinsam in die Altstadt. Bei dem einen Abend ist es nicht geblieben: Seit dem Welcome Dinner treffen sich die vier regelmäßig zum Essen und Ausgehen. Die Idee des Welcome Dinners ist bei ihnen also aufgegangen: Die vier sind Freunde geworden.

„Um jemandem ein nettes Willkommen zu bereiten, braucht es nicht viel Platz oder großen Aufwand“, findet Caroline. Um das Abendessen selbst gehe es dabei ja nicht. Vielmehr darum, offen zu sein und den Menschen, die hier neu sind zu helfen, Anschluss zu finden.

Was halten Sie von einem Welcome Dinner?

wz-duesseldorf.de

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