Warum tötete 17-Jähriger seinen Bruder (12)?

17-jähriger Schüler legte ein umfangreiches Geständnis ab — aber er konnte die Tat nicht erklären.

Düsseldorf. Was bringt einen 16-Jährigen dazu, seinen kleinen Bruder ohne jede Vorwarnung zu töten und später auch noch auf die eigene Mutter loszugehen? Diese Frage soll seit Freitag vor dem Düsseldorfer Landgericht beantwortet werden.

Dort muss sich der inzwischen 17-jährige Masud (Name geändert) wegen Mordes verantworten. Hinter verschlossenen Türen, weil der Schüler noch minderjährig ist. Schon am ersten Verhandlungstag wurde deutlich, wie schwierig die Suche nach dem Motiv ist.

Am 5. März dieses Jahres war es gegen 15.40 Uhr in Flingern zu dem folgenschweren Streit gekommen. Nach einer Rangelei beim Fernsehen soll Masud seinen Bruder Baran (12) in den Schwitzkasten genommen und anschließend im Schlafzimmer erwürgt haben.

Als gegen 20 Uhr die 51-jährige Mutter nach Hause kam und die Leiche von Baran in der Abstellkammer fand, wollte Masud auch sie töten. Der Schüler wickelte ihr ein Kabel um den Hals und schlug später noch mit einer Hantel zu. Die Frau konnte aber entkommen.

Masud legte gestern ein ausführliches Geständnis ab und schilderte das Geschehen mit vielen Details. Allerdings: Er hatte keine Erklärung dafür, warum er seinen Bruder getötet hat und sei nach der Tat schockiert über sich selbst gewesen. Seine Mutter habe er nur davon abhalten wollen, die Polizei zu rufen. Die 51-Jährige tritt als Nebenklägerin auf.

Nichts hatte offenbar zuvor auf den drohenden Gewaltausbruch hingedeutet. Masud war gut integriert, ging aufs Gymnasium und hatte dort keine Probleme. Als sein Vater sich Ende 2011 das Leben nahm, begann der 17-Jährige allerdings, regelmäßig die Schule zu schwänzen. Das wurde zunehmend zum Problem in der Familie.

Der Schüler behauptete, den Tod seines Vaters ganz gut verkraftet zu haben. Das habe für ihn nichts mit der Tat zu tun. Allerdings soll seiner Mutter gegenüber der Satz gefallen sein: „Ich habe die Schulden meines Vaters geerbt.“ In einem psychologischen Gutachten ist von Zukunftsängsten und Selbstzweifeln die Rede.

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