Stadt-Teilchen: Die Hundstage in der Stadt

Hilfe, das Image der Kö vertrocknet!

Stadt-Teilchen: Die Hundstage in der Stadt
Foto: Völkel

Düsseldorf. Bäume wachsen nicht in den Himmel. Wenn doch, ich hätte ihn in dieser Woche auf den Kopf bekommen. Auf der Kö. Irgendwas trifft mich plötzlich scharf am Ohr: ein großes Stück Rinde. Womöglich die Botschaft eines Baumes: Ich habe Durst! Über die geheime Sprache der Bäume sind ja schon Bücher geschrieben worden. Aber dies hier ist Hilfe-Schrei: Die Bäume in Düsseldorf darben, die Kö scheint zu vertrocknen.

Wenn in der Stadt Bäume gefällt werden sollen, beispielsweise für eine Eventfläche auf den Messeparkplätzen, Kirschbäume in Flingern, am Fürstenplatz Büsche rausgerissen werden — dann regen sich die Leute auf. Aber wenn dieselben Bäume verdursten, sehen sie darüber hinweg und laufen vorbei. Oder schreien nach der Stadt. Schließlich bezahlt man ja Steuern.

Ok, es gibt Ausnahmen. Neulich in Golzheim an der Orsoyer Straße schlängelte sich ein Wasserschlauch über den Bürgersteig. Eine Anwohnerin wässerte vergnügt die Baumscheiben. „Erfrischend!“ rief ich ihr zu. „Macht ja sonst keiner“, antwortete sie.

Scheint so. Oder es ist Zufall, dass ich während der anhaltenden Hitzewelle noch nie einen Wasserwagen sehen durfte, der dem Stadtgrün beim Überleben hilft. Dabei soll es sie geben. Ein Freund von der Feldstraße berichtet von einem holländischen Tankwagen, der durch seine Straße fährt und Baumscheiben wässert. Nachbarschaftshilfe — weit hergeholt.

Platsch! Schon wieder fällt ein Stück Platane auf die Prachtmeile. Der Baum kann nichts dafür, doch meinen Finanzberatern nehme ich das richtig übel. Mag auch etwas weit hergeholt sein, aber sie könnten es verhindern. Sie brauchten nur vor der eigenen Tür zu gießen.

Vielleicht haben sie es aber auch einfach nicht gelernt. Baumpflege gehört in Finanz-Akademien wohl nicht zu den so genannten Soft Skills, den weichen Karriere-Faktoren. Delegieren vielleicht? Zum Beispiel an einen Hausmeister? Wenn’s noch welche gibt während der Bankenkrise. Vielleicht ist auch kein Eimer da. Geschweige denn eine Gießkanne. Könnte man kurzfristig anschaffen. Aber wie verbuchen? Da fängt es doch schon an.

Image-Pflege beginnt für mich nicht erst am Schalter an oder im Berater-Kabäusken, sondern schon draußen vor der Tür. Ich erwarte da ein bisschen mehr Leistung aus Leidenschaft von der Bank an meiner Seite. Doch hinter der Drehtür nach draußen gähnt sichtbar die Service-Wüste Deutschland. Vielleicht könnte eine interne Schulung durch einen Unvermögensberater helfen?

Dabei müsste der Umwelt-Unterricht schon viel früher anfangen. Aber das Görres-Gymnasium an der Kö gießt sein Grünzeug offensichtlich auch nicht. Genauso wenig wie sein Nachbar, das 5-Sterne-Hotel Interconti. Da gucken die Gäste der Präsidenten-Suite vom Bett auf einen ungepflegten, vertrockneten Dachgarten, auf dem Unkraut sprießt. Darauf angesprochen, erwidert der smarte Hotel-Angestellte, das Gießen geschehe automatisch. Und wenn nicht? Dann vertrocknet hoffentlich nicht irgendwann das Image der Kö - von oben bis unten. Automatisch.

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