Düsseldorf Marie Labude macht Taschen aus Buttercreme

Die 31-jährige Australierin kreiert besondere Torten. Und weil ihr Mann der Chef-Patissier im Interconti ist, heißt ihr kleines Unternehmen „The Baker’s Wife“.

Düsseldorf: Marie Labude macht Taschen aus Buttercreme
Foto: Labude

Düsseldorf. Wer die orangefarbene Chanel-Handtasche „Flap-Bag“ sein Eigen nennt, der hat eine Ikone ergattert — und dafür mehrere tausend Euro hingeblättert. Bei Marie Labude gibt es das gute Stück für um die 200 Euro. Nachteil: Die Tasche hält sich nicht sehr lange. Das Plus: Sie ist essbar. Und wahnsinnig lecker.

Düsseldorf: Marie Labude macht Taschen aus Buttercreme
Foto: Labude

Wenn Freunde und Bekannte Marie Labude sagen, sie und ihr Mann seien ein echt süßes Paar, dann versuchen sie vermutlich, witzig zu sein. Er ist der Chef-Patissier im Interconti an der Kö, verantwortlich für sämtliches Naschwerk in der Nobelherberge. Und sie macht Torten, die wie alles Mögliche aussehen — nur nicht wie Torten. Handtaschen, Turnschuhe, Darth-Vader-Masken, Minions, Traktoren, sogar schön marmorierte Steaks. Aber alles aus Schoko oder Buttercreme oder Carrot Cake. Und ganz viel Fondant.

Düsseldorf: Marie Labude macht Taschen aus Buttercreme
Foto: Sergej Lepke

Damit hat die gelernte Köchin in ihrer Heimat angefangen — Sydney. Aber nur als Hobby. Dann lernte sie Georg Labude kennen, lieben, heiratete ihn. Und er wollte ihr unbedingt Deutschland zeigen. „Sechs Jahre später sind wir immer noch hier“, sagt die 31-Jährige und lacht.

Jetzt arbeitet sie bei den „Kaffeepiraten“ an der Neusser Straße — aber sie darf dort auch die Küche nutzen, um aus ihrem einstigen Hobby jetzt ein neues berufliches Standbein zu machen: besondere Torten. Chanel-Taschen für einen großen Fan der Edelmarke, eine Nikon-Kamera zum Geburtstag eines leidenschaftlichen Fotografen. Eine Konsole mit Spielhülle, für die sie das Cover des echten Spiels auf Esspapier gedruckt hat. Ein Affe, dessen täuschend echtes Fell mit Airbrush aufgetragene Lebensmittelfarbe ist. Einen ganzen Schreibtisch hat sie mal backen müssen — die Aktentasche eine Schokotorte mit Beeren-Buttercreme, die Kaffeetasse mit Aufschrift „The Boss“ ein kleiner Zitronenkuchen, der Kuli reiner Zucker. Darth Vader, wie sollte es anders sein, ein dunkler Schokoladenkuchen — ein saftiger, sündiger Chocolate Mud Cake, wie er in Australien Bäckersmode ist. Fünfeinhalb Kilo schwer.

Zugetraut hatten die neuen deutschen Bekannten Marie die Kunstwerke anfangs wohl nicht. „Immer, wenn ich eine Torte gemacht habe, sagten alle: Oh Georg, wie toll.“ Wieder lacht sie. Aus ihrem Karrierestart im Schatten des großen Interconti-Patissiers hat sie einfach einen Namen für ihr kleines Unternehmen gemacht: „The Baker’s Wife“ — des Bäckers Frau.

Marie Labude

Viel Wertschätzung indes erfährt sie von ihren Kunden. Eine Frau hat ihren Handtaschenkuchen sogar nur an der hintersten Ecke vorsichtig aufgeschnitten, Teig und Creme herausgegessen und die Fondanthülle samt aller liebevoll gestalteten Details aufbewahrt. „Vielen fällt es schon schwer, die Torten anzuschneiden“, hat Marie erlebt.

Die junge Australierin genießt ihren süßen Arbeitsalltag zwischen Ganache und Gelierzucker. Und die Auftragslage wird stetig besser — vier Torten an einem Wochenende sind keine Seltenheit. Schon länger sucht sie nach einem kleinen Ladenlokal, wo sie neben ihren Torten auch Cupcakes und Macarons anbieten kann. Australian Breakfast bis nachmittags. Und Tortenkunst-Kurse. „Das ist ein schöner Traum“, sagt sie sehnsüchtig.

Genau wie der, diesen Laden irgendwann gemeinsam mit ihrem Mann zu schmeißen. Sie ist angekommen in Düsseldorf — auch wenn das deutsche Beef mit dem australischen natürlich nicht mithalten kann und sie die ständigen Barbecues vermisst. Nur eines hat sie inzwischen satt: selbst Torte zu essen. Aber das gehört wohl zum Berufsrisiko einer Baker’s Wife.

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