Zweiklang: Bruno Ganz als Märchenonkel

Literatur trifft Musik im Robert-Schumann-Saal.

Düsseldorf. Er war schon Faust und Hitler, steht seit einem halben Jahrhundert auf der Theaterbühne und fast ebenso lang vor der Filmkamera. Nun erschien der Schauspieler Bruno Ganz als Märchenonkel und gestaltete gemeinsam mit dem außergewöhnlich feinsinnig musizierenden Delian-Quartett einen literarisch-musikalischen Abend aus der Reihe „Zweiklang“ im Robert-Schumann-Saal.

Im Zentrum stehen zwei Märchen von Hans Christian Andersen: „Der kleine und der große Klaus“ sowie „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“. Bruno Ganz ist ein etwas kauziger Geschichtenerzähler, mit seiner schorfigen Stimme und der Tendenz zum Nasalen mehr Kobold als Chronist. Seine Art zu sprechen und zu betonen wirkt geheimnisvoll und verlockt den Hörer, sich ganz in den Bann des Märchens ziehen zu lassen.

Die halb komische, halb rabiate Story über die zwei ungleichen Gesellen, die beide Klaus heißen, rezitiert Ganz mit eleganter Ironie. Da kommen unter anderem fünf Pferde und zwei Großmütter dramatisch ums Leben. Doch dadurch, dass Ganz mit seinem süffisanten Unterton die schon auf Andersens Erzählstil beruhende humoristische Seite verstärkt, erregen die geschilderten Ereignisse vor allem Heiterkeit.

Ganz anders, sehr viel sanfter und zartfühlender, rezitiert der Sprecher das Märchen vom „Mädchen mit den Schwefelhölzern“, das in der Silvesternacht unter den schönsten Visionen, die ihr im Lichte der Streichholzflammen erscheinen, erfriert. Auf diese gleichermaßen schöne wie traurige und herzbewegende Geschichte setzt der berühmte Adagiosatz aus Samuel Barbers 1. Streichquartett eine feine zur Stimmung passende Klang-Reflexion.

Das Delian-Quartett spielt ausgesprochen sinnlich, nuancenreich und ausdrucksvoll. Schon ganz am Anfang ließ eine wunderbar transparente und gleichzeitig geschmeidig weiche Darbietung von Mozarts C-Dur-Quartett KV 465 „Dissonanzen“ aufhorchen. Die harmonischen Reibungen kostet das Ensemble zwar kräftig aus, verzichtet aber auf übertriebene Verschärfungen.

Leider begann das Wechselspiel aus Musik und Gedicht-Rezitation (Rilke, Goethe, Hesse, Eichendorff) etwas unausgewogen mit etwas zu viel Musik und zu kurzen Textteilen, die ihre Wirkung nicht richtig entfalten konnten. Durch den stimmungsvollen Märchen-Teil nach der Pause wurde es aber ein insgesamt bereichernder Abend.

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