Martin Grubinger: Ein Meister an den Schlagstöcken

Martin Grubinger überzeugte als Solist mit moderner Musik.

Düsseldorf. Der junge österreichische Percussionist Martin Grubinger ist ein Phänomen an Virtuosität. Er spielt mit zehn Schlägeln gleichzeitig, als sei es das Natürlichste von der Welt. In jeder Hand hält er fünf der verschiedenfarbigen Klöppel, die er führt wie Pianisten ihre Finger. Er kann ganz sanft mit den Schlägeln auf den weichen Klanghölzern des Marimbaphons tremolieren, aber auch mit frappierender Rasanz die harten Metallplatten des Vibraphons zum Glühen bringen.

In der Tonhalle trat er am Dienstagabend in dem Konzert mit dem Bergen Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Andrew Litton auf.

Zu bewältigen hatte er das bravouröse Solo einer modernen Komposition des Norwegers Rolf Wallin (geboren 1957). Das Stück mit dem Titel „Das war schön“ aus dem Jahr 2006 ist eine Hommage an Mozart, die auf sehr rätselhafte Weise Bezug auf den Salzburger Klassiker nimmt. Wallin treibt Wortspiele mit den Satzüberschriften und nennt beispielsweise einen Satz „3 X 3“ — das Erkennungs-Klopfzeichen der Freimaurer, zu deren Loge Mozart gehörte.

Die Musik ist alles andere als gefällig, nämlich stark dissonant und thematisch komplex. Doch das ansonsten mehr mit klassischen und romantischen Werken verwöhnte Publikum der Heinersdorff-Konzerte reagierte neugierig und interessiert auf die avantgardistischen Klänge. Zur begeisterten Aufnahme des Stücks trug wohl auch Grubingers gut gelaunte Art beim Zusammenspiel bei. Vor jedem Einsatz zog er lächelnd die Augenbrauen hoch, als wollte er sagen: Jetzt geht’s richtig los.

Sein Spiel wirkte so organisch, als sei er mit dem Instrument verwachsen. Nahezu atemberaubend war die Zugabe, ein extrem schnelles Stück namens „Violent Ice Cream“ für eine kleine Trommel. Da legte Grubinger ein sportliches Tempo vor, dass man die Schlagstöcke kaum mehr sah. Technische Limits kennt der 28-Jährige anscheinend nicht.

Virtuos ging auch das Orchester zur Sache: Richard Wagners Ouvertüre zum „Fliegenden Holländer“ und die 6. Symphonie von Peter Tschaikowsky spielten die Norweger mit heftiger Dramatik. Mancher Streichereinsatz wirkte wie ein Peitschenknall.

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