Friedrich Conzen: „Kulturinstitute müssen sich ein klareres Profil erarbeiten“

Auch die freie Szene könnte mehr Eigeninitiative zeigen, meint Friedrich Conzen. Ein Blick auf die Kultur.

Düsseldorf. Nahezu alle Vertreter privater und öffentlich geförderter Kultureinrichtungen kamen zur Premiere: Die CDU hatte zu einem Diskussionsforum eingeladen, um über die beiden Komplexe Kultur und Wirtschaft sowie Kultur und Bildung zu sprechen. Wortbeiträge gab es viele. Aber es muss auch etwas dabei herauskommen, hat sich Friedrich Conzen, der Vorsitzende des Kulturausschusses, für die nächste Veranstaltung im Herbst vorgenommen.

Herr Conzen, kann man Ihnen über das Geschäft mit der Kultur noch etwas beibringen?

Friedrich Conzen: Natürlich, ich will ja etwas lernen, um nicht immer nur im eigenen Saft zu schmoren.

Welche war an dem Abend die für Sie überraschendste Erkenntnis?

Conzen: Es hat mich gefreut, dass Michael Münch, Vorstandsmitglied der Deutsche Bank Stiftung, Folgendes ganz klar zum Ausdruck gebracht hat: Jedes Sponsoring von Kunst und Kultur ist eine Investition in die Zukunft der Gesellschaft und damit auch in das eigene Unternehmen. Das bedeutet, jede Investition kommt der Stadt zugute — auch wenn sie nicht monetär zählbar ist.

Haben Sie ein Beispiel?

Conzen: Die von der Stadt und vielen privaten Sponsoren finanzierte Singpause, an der sich Grundschulen mit rund 10.000 Kindern beteiligen. Dieses Singen im Chor ist ein Segen für die Kinder und für die Integration mindestens so wichtig wie Sprachunterricht. Solche Projekte brauchen wir in Düsseldorf, um aufzuzeigen, wie wichtig Kulturförderung nicht nur für die Attraktivität unserer Stadt, sondern auch für die Entwicklung unserer Gesellschaft ist. Unser Kulturstaatsminister Neumann hat das kürzlich auf den Punkt gebracht, als er sagte, dass Kultur eben kein Sahnehäubchen sei, sondern die Hefe im Teig.

Wo kreative Köpfe sind, lassen sich junge Leute nieder, sagt Michael Münch. Wo ist das in Düsseldorf gelungen und wo muss nachgebessert werden?

Conzen: Für eine Stadt der Werbung und der Mode ist die Unterstützung der freien Szene unerlässlich. Darüber hinaus haben wir die Leuchttürme Oper, Tonhalle und Stiftung museum kunst palast. Im Bereich der Bildenden Kunst haben wir mit der Kunstakademie ein weltweit renommiertes Institut. Unsere Kunsthochschule ist exzellent und braucht unsere Unterstützung. Deshalb setzen wir uns für ein Atelierhaus für Akademieabsolventen auf dem Depotgelände Am Steinberg ein, das die Rheinbahn im Sommer aufgeben wird.

Wie konkret ist das?

Conzen: Wir arbeiten daran und suchen Sponsoren.

Was ist eigentlich mit dem Leuchtturm Schauspielhaus?

Conzen: Die Räumlichkeiten am Hauptbahnhof haben internationalen Standard. Das große Haus wird zurzeit renoviert. Staffan Valdemar Holm, unser kommender Intendant, ist mein Hoffnungsträger. Ich freue mich auf seine erste Spielzeit.

Die Künstlerbewegung „Freiraum“ fordert günstige Ateliers und eine bei der Stadt angesiedelte Stelle für die Zwischennutzung leerstehender Gebäude. Helfen Sie?

Conzen: Ich weiß nicht, ob es richtig ist, alles zu institutionalisieren. Gerade für die freie Szene ist Eigeninitiative besonders wichtig. In Düsseldorf gibt es immerhin 400 Ateliers, die unser Kulturamt vermittelt.

Der Chef der Zero Foundation, Mattijs Visser, sagte beim Kulturforum, Düsseldorf habe viele Konturen, jedoch kein echtes Profil. Ein niederschmetterndes Urteil.

Conzen: Das sehe ich nicht so. Im Hinblick auf Kultur kann es gar kein Zuviel geben. Allerdings bin ich der Meinung, dass einzelne Kulturinstitute sich ein klareres Profil erarbeiten müssen.

Dabei helfen ja auch Privatsammlungen.

Conzen: Die Sammlung von Willi Kemp passt nach Düsseldorf. Entscheidend für den Umgang mit Sammlungen, die uns angeboten werden, muss deren Qualität sein. Wir wollen schließlich nicht die Depots füllen.

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