Werner Wimmer: „Bloß keine gemeinsame Oper mit Köln“

Am heutigen Donnerstag geht es im Stadtrat um die Zukunft der Oper. Werner Wimmer, Kuratorium Oper, plädiert für Duisburg als Partner.

Düsseldorf. Werner Wimmer ist ein Wirtschaftsmann. Er hat BWL studiert und war 40 Jahre lang Vorstandssprecher der Ärzte- und Apothekerbank. Die Liebe zur Kultur entdeckte er über seine Mutter und seinen Beruf. Heute ist er Mitglied in Freundeskreis und Kuratorium der Oper Düsseldorf/Duisburg. Im Gespräch mit der WZ erklärt er, warum diese Kooperation aufrecht erhalten werden muss und Köln der falsche Partner ist.

Herr Wimmer, Sie halten nichts von einer Opernehe zwischen Köln und Düsseldorf. Warum?

Werner Wimmer: Die jahrelange Kooperation mit Duisburg hat gezeigt, dass die beiden Kulturwelten gut miteinander verzahnt sind. Die Kölner leben in ihrer Welt und wollen als Eine-Million-Stadt doppelt zählen. Das bekämen wir zu spüren. Das sage ich, ohne zu den verblendeten Düsseldorfern zu gehören. Zudem gefällt mir die Vorstellung nicht, dass wir uns in Kölner Strukturen begeben, die alles andere als transparent sind. Und: Mit Duisburg kooperieren wir trotz finanzieller Schieflage seit Jahrzehnten auf Augenhöhe. Bei einem Zusammengehen mit Köln würde eine Konkurrenzsituation entstehen.

Dennoch: Es gab bereits ein erstes Treffen zwischen den Oberbürgermeistern der beiden Städte, und in der heutigen Ratssitzung werden CDU und FDP die Verwaltung beauftragen, nach neuen Partnern zu suchen — Köln inklusive. Sind Sie besorgt?

Wimmer: Nein. Ich gehe davon aus, dass sowohl auf Duisburger als auch auf Düsseldorfer Seite politisch taktiert wird, was ich für albern halte. Es wäre hilfreicher, zu sagen: Das bekommen wir gemeinsam hin.

Für einen Betriebswirt argumentieren Sie ungewöhnlich arglos angesichts der angespannten Finanzsituation Duisburgs.

Wimmer: Nein, ich argumentiere perspektivisch. Denn was bei der ganzen Diskussion vergessen wird, ist die Jugendarbeit. 30 000 Kinder und Jugendliche haben in der Spielzeit 2010/2011 und in der Spielzeit 2012 weiter steigend zu gleichen Teilen die Opernhäuser in Düsseldorf und Duisburg besucht. Sämtliche Kindervorstellungen waren ausverkauft. Auch in Duisburg. Spürbar werden die Folgen dieser Jugendarbeit in fünf bis zehn Jahren. Das muss man doch berücksichtigen. Wir haben schließlich eine Verantwortung für das Kulturleben in einer Stadt.

Die öffentlichen Gelder für die Kultur werden von der Bezirksregierung als „freiwillige Mittel“ bezeichnet. Da nützt die beste missionarische Arbeit nichts.

Wimmer: Ich bin der Meinung, dass Kulturausgaben als notwendige Ausgabe erachtet werden müssen. Wenn wir schon wegen der deutschen Steuergesetze kein Kultursponsoring im großen Stil wie in England oder den USA realisieren können, dann muss der Staat Verantwortung übernehmen.

Das heißt, das Land NRW soll der Opernehe Duisburg/Düsseldorf zur Seite springen.

Wimmer: Ja, das Land sollte helfen. Es gibt ja auch viel Geld für die Kunstsammlung und die Kunststiftung aus. Außerdem hat es ebenso wie der Bund dafür gesorgt, dass die Kommunen Lasten wie Hartz IV und Wohngeld alleine schultern müssen. Da ist ein Ausgleich fällig.

Sie zeigen großen Einsatz, haben bei Ihrem früheren Arbeitgeber die finanzielle Unterstützung für Opernstudio und Jugendarbeit initiiert. Woher kommt Ihre Leidenschaft für die Klassik?

Wimmer: Meine Mutter war eine sehr gesangsfreudige Dame und die Oper und Operette waren täglich bei uns zu hören. Ich bin übrigens das beste Beispiel dafür, dass klassische Musik und bildende Kunst nicht nur etwas für Bildungsbürger sind. Mein Vater ist im Krieg gefallen, und meine Mutter hat alleine fünf Kinder großgezogen. Ich habe mein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg erlangt. Die Oper liegt mir trotz aller Widrigkeiten seit meiner Jugend am Herzen.

Das ist aber anscheinend nicht die Regel, sonst wären alle Opernhäuser und Konzertsäle voll.

Wimmer: Unsere Oper zählte in der vergangenen Spielzeit 300 000 Besucher. Das ist eine überzeugende Zahl und zeigt: Das Kulturleben ist ein wichtiger Baustein unserer Gesellschaft — so heterogen sie auch sein mag.

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