Museumsschreiber: Gartenkunst aus der Sicht eines Hasen

Band sechs der Serie widmet sich dem Museum für Gartenkunst.

Düsseldorf. Was macht eine leidenschaftliche Gärtnerin wie die Österreicherin Barbara Frischmuth, die zudem auch Schriftstellerin ist, wenn sie aufgefordert wird, etwas über das Benrather Gartenkunstmuseum zu schreiben? Natürlich wird sie nach dem Besuch desselben zur Feder greifen. Allerdings nicht um den x-sten Traktat über Gartenkunst zu verfassen, sondern um die skurrilen Facetten des kleinen Museums aufzuzeigen. Mit aller dichterischen Freiheit, die Autoren zugestanden wird.

Herausgekommen ist eine anarchistische Kunstbetrachtung, vergnüglich zu lesen, aber voller Mehrdeutigkeiten. Mit einem raffinierten Kunstgriff entledigt sie sich des Zwangs, das Haus aus den Augen des Bildungsbürgertums zu sehen: Ein Hase dient sich als Museumsführer an. Wie der Teufel aus der Kiste hüpft er aus der Tapete, um dem Gast seine Sicht der Welt darzulegen.

Aus Hasensicht ist die herkömmliche Gartengeschichte nämlich "Bildungsschrott", er flirtet lieber mit der Göttin Flora, steht auf Du und Du mit den Gnomen (pardon: Gartenzwergen) und spottet über gemalte Rosenknospen, die zwar wie Blüten aussehen, beim Anknabbern aber Alarm auslösen. Scheinkunst nennt er das - mit Gegensatz zu den mehr oder weniger kunstvollen Baumschnitt-Variarionen. Hier seien Hasenzähne am Werk gewesen, ist er sich sicher. Sie zeugen vom Kunstsinn der Hasen und seien deshalb echte Kunst.

Ängstlich ist dieser Hase nicht, sondern frech, witzig - und gelegentlich anzüglich. Einzig den jagenden Steinputten im Museum zollt er Respekt. Diese Museumsführung der anderen, weil tierischen Art ist eine gelungene Ergänzung zum philosophie-lastigen Gartenkunstkatalog.

Erschienen sind die "Sagte der Hase - Dialoge und Randbemerkungen einer Zufallsbekanntschaft", so der offizielle Titel, als Band sechs der Reihe "Museumsschreiber" des Literaturbüros NRW. Angelehnt an die "Stadtschreiber", in denen auswärtige Literaten die Gaststadt auf sich wirken lassen sollen, rief Michael Serrer mit dem Verleger Georg Aehling und den Stadtwerken vor zwei Jahren die Reihe ins Leben. Sechs Bände sind bereits erschienen, in zwei Jahren soll die Reihe rund zwölf Bänden abgeschlossen sein.

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