Ausstellung Hetjens-Museum: Wenn Kunst zum Witz wird

Düsseldorf · Foto- und Videokünstler beleben mit ihren Motiven die keramische Ausstellung und irritieren die Besucher.

Museumschefin Sally Schöne holt zum 100. Geburtstag des Hetjens-Museums keine neuen Gefäße ins Haus, sondern lässt Fotografen mit der Sammlung spielen. Dabei entsteht eine heitere, witzige Schnitzeljagd, die bei den Fotos an den Wänden beginnt und zu den Objekten in den Vitrinen führt. Der Besucher ist sich jedoch nie sicher, ob er das, was er sucht, auch finden wird. Vor allem Christopher Muller führt die Gäste an der Nase herum.

Normalerweise ist der Düsseldorfer dafür bekannt, dass er Alltagsdinge durch die Art der Lichtführung und die Komposition ästhetisch überhöht. Diesmal dreht er den Spieß um, stellt Plastikflaschen und Dosen neben Dinge, die auf den ersten Blick alltäglich wirken, bis man sie in den Schaukästen wiederfindet. Seine Bilder spielen mit der Banalisierung und der Überhöhung der Objekte.

Boris Becker hat sich einen Jux daraus gemacht, einen Bartmannskrug von 1550 einer Trödelhändlerin in Köln anzubieten, die das gute Stück für fünf Euro ins Schaufenster stellte, so dass Sally Schöne darum fürchten musste. Eine weitere museale Kostbarkeit stellte er auf die Internetplattform von Ebay. Die Stücke sind längst wohlbehalten an ihren angestammten Platz zurückgekehrt. Dort zeigt Becker neben einem Video vom Scheinverkauf auch Fotos von keramischen Figuren, die als Versteck im Drogenhandel dienten.

14 Künstler bringen Leben ins Haus. Karin Geiger präsentiert in Schwarzweißaufnahmen die Restauratorin Silke Rehbein bei der Arbeit. Katharina Mayer legt Sally Schöne rücklings auf eine Holztruhe und verdeckt ihren Kopf mit einer irdenen Sago-Schale aus Papua-Neuguinea, deren Dekor aus lauter Geistern besteht. Es ist, als würden die Ahnen die schlafende Direktorin inspirieren.

Der schwarze Koffer mitten in der islamischen Abteilung

Natascha Borowsky holte sich Kunsthaare in Afro-Läden und bettete die präkolumbianischen und afrikanischen Köpfe darauf. Im Foto erhalten die Skulpturen aus fernen Zeiten eine ungeheure Vitalität und Magie. Yun Lee nimmt florale Muster aus asiatischen Prachtvasen und kombiniert sie im Computer mit den Augenblicken eines Frauengesichts.

Zwei Künstler springen aus der Reihe: Peter Bux stellt einen schwarzen Koffer in die islamische Sammlung, als werde das Unheil sogleich nahen. Und Erik Niedling stieß beim Durchstöbern des Bildarchivs auf den Tresor des Museumsgründers Laurenz Heinrich Hetjens. Dabei fand er auch ein historisches Foto des toten Mäzens, wie er aufgebahrt und von Dauergrün in die Ewigkeit entschlummert. Niedling zog das Bild im Großformat ab, so wird es im Entree sowohl zu einem Memento mori als auch zu einem Herrschaftsbild eines großen Gönners.

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