Schauspielhaus: Amélie Niermeyer verlässt Düsseldorfer Theater

Die Intendantin verlängert ihren Vertrag nicht und geht 2011 ans Mozarteum.

Düsseldorf. Wirklich überraschend kam die Nachricht am Mittwoch nicht: Amélie Niermeyer verlässt 2011 das Düsseldorfer Schauspielhaus und geht als Professorin an das Mozarteum in Salzburg. Dort wird sie die Leitung der Abteilung Regie/Schauspiel übernehmen.

Damit erfüllt sie zwar ihren Fünf-Jahres-Vertrag in Düsseldorf, aber verlängert ihn nicht auf zehn Jahre, wie etwa ihre Vorgängerin Anna Badora.

"Ich arbeite sehr gern in Düsseldorf und bin froh, dass wir gerade in dieser Spielzeit so eine positive Resonanz bei Zuschauern und Presse erleben", sagt die Intendantin. Langfristig möchte sie aber ihren Schwerpunkt wieder stärker auf die künstlerische Arbeit als Regisseurin setzen.

Schon lange wurde über Niermeyers Weggang gemunkelt. Sie selbst betonte schon vor einiger Zeit, dass sie auch wieder häufiger an anderen Theatern inszenieren wolle, um den Anschluss als Regisseurin nicht zu verpassen. Auch das war ein Zeichen, dass sie sich schon umorientiert.

Das ist schade, und auch wieder nicht. Denn gerade ihre dritte Spielzeit entwickelt sich bisher mit den gelungenen Inszenierungen etwa von "Joseph und seine Brüder" und "Black Box" und mit der Eröffnung des Centrals als zusätzlichem Spielort zu der vielleicht künstlerisch erfolgreichsten.

Auch Anna Badoras Team hatte sich erst in den letzten fünf Jahren der Intendanz richtig in der Stadt etabliert. Andererseits bekommt eine regelmäßige ästhetische Neuausrichtung jedem Theater gut.

Wirklich glücklich war Niermeyers Intendanz von Anfang an nicht. Die Quote stimmte zwar: Sie steigerte die Besucherzahlen um 20 Prozent, was jedoch auch darauf zurückzuführen ist, dass sie etwa das Weihnachtsmärchen - traditionell ein Renner - ins Große Haus verlegte. Künstlerisch blieben viele Inszenierungen vor allem im Großen Haus hinter den Erwartungen und den vollmundig vorgetragenen Ansprüchen der Intendantin zu ihrem Start 2006.

Sie wollte das Theater mehr in der Stadt verankern, es zum Gesprächsthema machen, zu einem "erotischen Ort", hieß es damals. Doch bisher ist ihr das noch nicht gelungen. Künstlerisch lässt sich keine Ausrichtung des Hauses erkennen, die Regiehandschriften wechseln zu häufig, nur das Ensemble hält das hohe Niveau.

Zudem muss sich die 43-jährige Niermeyer mit ihrer etwa gleichaltrigen Konkurrentin Karin Beier messen lassen, die das Kölner Schauspiel zu einem Ort mit überregionaler Ausstrahlung gemacht hat. Nicht nur Beiers eigene Regiearbeiten kommen bei Publikum und Presse gut an: In ihren zwei Spielzeiten hat sie es schon zweimal geschafft, dass Inszenierungen ihres Hauses zum Berliner Theatertreffen eingeladen worden sind.

Das Düsseldorfer Schauspielhaus, eines der größten in Deutschland, gilt als schwieriges Haus, nicht nur, weil die große Bühne schwer zu bespielen ist. Auch der enorme Verwaltungsaufwand und die bisherige dezentrale Probensituation stellten die Mitarbeiter vor Probleme. Drei Mitglieder des anfänglichen Führungsteams verließen Niermeyer und wechselten an andere Häuser - auch das keine glückliche Ausgangslage für eine Intendantin.

Nun möchte sie sich nach 2011 wieder mehr auf ihre künstlerische Arbeit konzentrieren. Und als Professorin am Mozarteum habe sie dazu in den Semesterferien mehr Gelegenheit. Man kann nur hoffen, dass Améie Niermeyer ihre verbleibenden zwei Spielzeiten nicht nur abspult, sondern auch weiterhin versucht, in Düsseldorf etwas zu bewegen.

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