Kultur-Prominenz lässt sich versteigern

Studenten der Heine-Uni haben eine Benefiz-Auktion organisiert. Für 70 Euro kann jeder für eins von 42 exklusiven Treffen mitbieten.

Düsseldorf. Bert Gerresheim kommt die Sache fremd und sonderbar vor. Sich selbst — als Gestalt, wie der Düsseldorfer Bildhauer es ausdrückt — zu versteigern, das ist schon eine besondere Angelegenheit. Aber er macht mit, weil ihn das Projekt überzeugt.

Gerresheim gehört zu 42 prominenten Persönlichkeiten aus dem Kulturbetrieb in NRW, die am kommenden Donnerstag im neuen Haus der Universität am Schadowplatz für den guten Zweck — man könnte sagen — unter den Hammer kommen.

Bei der Benefiz-Auktion der Kulturdialoge können Bieter für ein Mindestgebot von 70 Euro ein exklusives Treffen mit Künstlern, Museumsdirektoren, Opernintendanten, Sammlern oder Buchhändlern ersteigern.

Wer den Zuschlag bekommt, der vereinbart mit der Frau oder dem Mann seiner Wahl individuell einen Termin. Ehepartner oder Kinder dürfen mitgebracht werden. „Bei mir auch Haustiere“, erklärt Gerresheim. Denn er wird sich mit dem Höchstbietenden an dem von ihm 1982 geschaffenen Heine-Denkmal am Schwanenmarkt verabreden.

Zeit ist kostbar, Dialoge sind wertvoll — dieser Idee folgt die Auktion, die 22 Kunstgeschichts-Studenten der Heine-Uni im Rahmen eines Seminars der Kunstvermittlung konzipiert und organisiert haben und nun auch umsetzen werden. „Mich hat überrascht, mit wie viel Herzblut die Dialog-Spender bei der Sache sind“, sagt Studentin Jennifer Jokiel. Es sei viel mehr als nur noch ein Termin kurz vor Weihnachten. So rechnen die Studenten damit, dass bei der Versteigerung einige der angebotenen „Objekte“ auch anwesend sein werden.

Mit gutem Erfolg haben die Düsseldorfer Kunstgeschichts-Professorinnen Andrea von Hülsen-Esch und Ulli Seegers bereits vor zwei Jahren in Köln eine Kulturdialoge-Auktion veranstaltet. Damals seien mehr als 10 000 Euro dabei herausgekommen. Das wollen sie mit der Düsseldorfer Auktion toppen und rechnen mit etwa 200 Bietern und Besuchern. Auktionator Reinhard Singer vom Auktionshaus Van Ham sorgt dafür, dass an dem Abend alles spannungsvoll und reibungslos läuft.

Der Erlös der Auktion kommt zwei Projekten zugute, die sich ebenfalls der Vermittlung von Kunst und Kultur widmen: Zum einen konzipieren Studierende ein Inklusions-Konzept für ein Düsseldorfer Museum, das dieses Haus auch umsetzen wird. Welches Kunsthaus das ist, wird erst am Abend der Auktion bekannt geben. Zum anderen fließt Geld an das DenkmalKolleg Düsseldorf, ein Projekt der Kunstgeschichte an der Heine-Uni. Experten aus der Denkmalpflege und Studenten ermöglichen dabei Oberstufen-Schülern einen Einblick in mögliche Berufe im Bereich der Denkmalpflege.

Also ist die Auktion von Studierenden auch eine Aktion für Studierende. Für Bettina Paust, Direktorin Stiftung Museum Schloss Moyland, schließt sich damit ein wichtiger Kreis. Das, was die jungen Menschen in diesen praxisnahen Projekten im Masterstudium lernen, seien wichtige Erfahrungen für den Beruf.

„Ein wunderbarer Einstieg. Das hat in meinem Studium gefehlt.“ Wer ihre Zeit ersteigert, wird mit ihr ins Depot gehen und eine Fotoserie des Düsseldorfers Manfred Tischer ansehen. Sie zeigt Joseph Beuys 1964 bei einem Fluxus-Festival. Die Fotos waren bislang wegen eines Rechtsstreits so gut wie noch nie öffentlich zu sehen.

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