Nagelobjekt von Günter Uecker: „Bloß kein Denkmal“

Das Nagelobjekt steht. Ein Interview mit dem Künstler.

Düsseldorf. Alles, was Rang und Namen hat unter Politikern, Sammlern, Galeristen und Verwaltungsmenschen, fand sich am Mittwoch zur Einweihung des Nagelobjekts von Günter Uecker am Kö-Ende ein. Ein Geschenk des Industrieclubs an die Stadt. Wir sprachen mit dem Bildhauer über sein Meisterwerk.

Warum dieser 1,2 Tonnen schwere Nagel aus Bronze?

Uecker: Er erinnert an die industrielle Entwicklung, an die Vermählung von Kohle und Stahl, an den Arbeitsplatz mit der größten Bevölkerungsdichte in Europa.

Wann haben Sie den ersten Nagel eingeschlagen?

Uecker: Ich war 15 Jahre alt, als ich Anfang 1945 die Fenster und Türen des Elternhauses in Wüstrow von innen zunagelte, um meine Schwestern Editha und Rotraut und meine Mutter vor dem Einmarsch der Russen zu schützen.

Diese Erinnerung wurde zum Zeichen Ihrer Kunst?

Uecker: Ich komme von der Landwirtschaft in der DDR. Wir machten alles mit unseren Händen. Ich habe sogar einen Holzklotz mit Nägeln bearbeitet, als Porträt meiner Schwester, indem ich Nägel anstelle von Haaren genommen habe.

Diesmal wirkt Ihr Nagel anders als sonst, viel uriger, fast wie eine Figur. Was haben Sie sich gedacht?

Uecker: Als mich der Industrieclub fragte, ob ich zum 100-jährigen Bestehen des Vereins etwas für Düsseldorf machen könnte, war mein erster Gedanke: bloß kein Monument. Ich nahm den Durchmesser meiner Arme für den Nagelkopf. Alles ist auf den Menschen bezogen, sogar auf seine Augenhöhe.

Darf man die Kunst berühren?

Uecker: Berühren und benutzen. Die Kinder sollen darauf herumtoben. Die Väter können ihnen ja helfen.

Die Farbe ist keine typische Bronzefarbe. Warum?

Uecker: Ich wollte keine künstliche Patina, sondern eine natürliche Farbe, die im Laufe der Jahre oxidiert. Sie wird sich wie der Regenbogen ändern.

Haben Sie selbst Hand an Ihr Werk gelegt?

Uecker: Selbstverständlich. Es war meine eigene Hand, die über anderthalb Monate den Gips modelliert hat. Man sieht auch die Handspuren.

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