Kultur Kompakt Khatia Buniatishvili und das geniale Missverständnis

Düsseldorf · Die Georgierin traf den Stil von Schuberts Musik in der Tonhalle eher weniger.

 Die georgisch-französische Pianistin Khatia Buniatishvili gab in der Tonhalle einen Soloabend.

Die georgisch-französische Pianistin Khatia Buniatishvili gab in der Tonhalle einen Soloabend.

Foto: Julia Wesely

Die Georgierin Khatia Buniatishvili ist eine begnadete Pianistin. Spieltechnisch bewältigt sie jede Herausforderung, sei es die virtuose Geläufigkeit, das perfekte rasante Oktavspiel oder das hauchzarte Pianissimo ihres Anschlags.

Wie aber steht es um das musikalische Verständnis und deren Umsetzung am Klavier? Da überwog in der einleitenden Sonate B-Dur D 960 von Franz Schubert eine Interpretation, die Fragen aufwirft, ob die Pianistin die schubertschen Absichten darstellen oder die komponierten Noten lediglich zur privaten Selbstdarstellung nutzen wollte.

38 Spielminuten war im Programmheft angekündigt, etwa 50 Minuten dauerte das Werk. Und der aufmerksame Zuhörer fragt sich, warum der zweite Satz (Andante sostenuto) in extrem ausgedehnten Pausen und überwiegend im Pianissmo klingen muss.Die anfängliche Faszination, eine spannungsreiche Stille im Tonhallensaal zu erzwingen, wurde auf Dauer zu einer Belastung. Ein Metrum, das aufhört zu existieren, und ein zerbrechlich leiser Ton, der im Instrument verendet, anstatt mit tragfähiger Resonanz den Zuhörer anzusprechen, zeigt wohl, zu welch spieltechnischer Feinheit die Pianistin fähig ist, ihre „private“ Interpretation hat mit dem spätklassischen Ausdruck der letzten Schubert-Sonate allerdings wenig zu tun. Genial missverstanden, so könnte man das Spiel Buniatishvilis charakterisieren,

Versöhnlich dagegen die fünf Stücke Franz Liszts im zweiten Teil des Abends. Die pianistischen Herausforderungen von „Mazeppa“, der vierten „Etude déxecution transcendante“ oder die „Ungarische Rhapsodie“ Nr.6 in Es-Dur zwangen die Pianistin, die  pianistischen Anforderungen emphatisch und musikalisch überzeugend umzusetzen und auf private Effekthascherei zu verzichten.

Ärgerlicher allerdings waren die zwei Zugaben. Schuberts Ges-Dur-Impromptu wurde hier in einer um zwei Drittel gekürzten Torso-Version dargeboten, und hinterließ doch wieder den Eindruck eines rein  äußerlich effekthaschenden Salonkonzertes.

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