Musik Blockflöte — trotz blöder Sprüche bleibt sie beliebt

An der Musikschule steht die Blockflöte nicht nur an Weihnachten hoch im Kurs. Der Unterricht ist ebenso gefragt wie das Klavierspiel.

Musik: Blockflöte — trotz blöder Sprüche bleibt sie beliebt
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. „Was ist schlimmer als eine Blockflöte?“ — „Zwei Blockflöten“. Der Witz ist so alt wie die Vorurteile über Blockflötenspieler. Gerade an Weihnachten kommen wahre und falsche Geschichten auf den Tisch, am liebsten über Blockflöten-Anfänger, die an Heiligabend ihr erstes „Kommet ihr Hirten“ vor Publikum spielten.

Die harten Fakten stimmen zunächst trübe: Nach Angaben des Verband deutscher Musikschulen halbierte sich zwischen 1995 und 2012 bundesweit die Zahl der Blockflötenschüler. An der Düsseldorfer Clara-Schumann-Musikschule will man davon indes nichts wissen. Fast 400 Kinder und Jugendliche nehmen dort Unterricht, die Zahl ist seit Jahren konstant. „Damit ist die Blockflöte neben Gitarre und Klavier das gefragteste Instrument“, sagt Schulleiter Peter Haseley.

Emily (10) lernt das Instrument seit zwei Jahren. „Mir macht der Unterricht sehr viel Spaß.“ Gespielt werden nicht nur barocke Stücke oder saisonbedingte Klassiker wie „Fröhliche Weihnacht überall“. „Wir üben auch viele moderne Sachen, zum Beispiel aus dem Jazz-Bereich“, sagt Lehrerin Vitina Adamo. „Viele kommen auch und wollen ein Lied nachspielen, das sie im Radio gehört haben.“ Die Düsseldorferin spielt seit ihrem sechsten Lebensjahr. „Ich habe die Blockflöte sofort ins Herz geschlossen.“ Nach dem Abitur und zehn Jahren Unterricht an der Musikschule studiert sie das Instrument in Düsseldorf und Köln.

Gegen das Vorurteil, Blockflöte spielen sei keine hohe Kunst, wehrt sich die Musikpädagogin. „Man muss vieles gleichzeitig koordinieren, zum Beispiel auf Zungentechnik und Körperspannung achten.“

In den Unterricht kommen übrigens nicht nur Mädchen. „Ich unterrichte auch viele Jungs. Und die sind alle freiwillig und mit viel Engagement dabei.“ Blöde Sprüche von Klassenkameraden bekämen sie auch nicht zu hören. „Die Vorbehalte haben sich verringert. Viele Professoren und berühmte Flötisten sind männlich. Und viele moderne Komponisten schreiben für die Blockflöte.“

Musikschulleiter Peter Haseley beobachtet weitere Veränderungen. „Viele Jahre galt die Blockflöte als Standardinstrument am Anfang der Musikausbildung. Wer ein ,richtiges’ Instrument lernen wollte, musste erst Blockflöte spielen.“ Durch bautechnische Innovationen seien viele Orchesterinstrumente heute aber schon für Kinder im Grundschulalter spielbar. „Der Zwang, erst mit Blockflöte anzufangen, ist dadurch nicht mehr vorhanden.“

Emily will der Blockflöte trotzdem treu bleiben. „Eigentlich wollte ich Klavier lernen, aber das ist erst einmal kein Thema mehr für mich.“ Jetzt fiebert sie dem Weihnachtskonzert in ihrer Klasse entgegen. Und auch Lehrerin Vitina Adamo wird in den kommenden Tagen noch öfter als sonst zu ihrem Lieblingsinstrument greifen. „Klar, meine Familie will an Heiligabend immer was hören.“ Die Blockflöte als Weihnachtssoundtrack — immerhin ein Vorurteil, das nach wie vor gültig ist.

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