Kletterhalle: An bunten Steinen in die Höhe

Mit der Entstehung des Viertels „Grafental“ muss die Kletterhalle Mensch umziehen.

Düsseldorf. Hinter der schweren Glastür beginnt eine andere Welt. Während mir draußen gerade noch Schneeflocken um die Ohren geflogen sind, werde ich in der Kletterhalle Mensch von Reggae-Musik empfangen und blicke dabei auf eine gelbe Sandfläche, auf der gerade eine Gruppe Jugendlicher in kurzen Hosen Beachfußball spielt. Neben ihnen führt ein hölzerner Steg zum Kletterbereich.

Ich bin heute das erste Mal in der „Mensch Sport- und Erlebniswelt“ an der Neumannstraße 2 und soll meine Einweisung an der Kletterwand bekommen. Wie lange die Halle hier allerdings noch steht, ist ungewiss. Im Zuge der Entstehung von Büros und Wohnungen im neuen Viertel „Grafental“ muss sie bald weichen. „Nach August wird unser Mietvertrag wohl nicht verlängert“, sagt Peter Schmitz, der die Halle zusammen mit Swen Dahlhaus betreibt. „Wir stehen aber schon mit möglichen neuen Vermietern in Kontakt.“ Erschwert wird die Suche dadurch, dass sie gern in der näheren Umgebung bleiben möchten und die Halle wegen des Kletterbereichs eine Mindesthöhe haben muss.

An der Neumannstraße gibt es einfach alles unter einem Dach, inklusive einer Empore mit Fitness- und Reha-Geräten, auf 3200 Quadratmetern unter einer Deckenhöhe von rund 20 Metern.

Hinter dem Tresen im Eingangsbereich steht heute Kai Besocke. Der 22-jährige Physikstudent mit langen Haaren und Cappy kommt schon seit seiner Grundschulzeit regelmäßig in die Kletterhalle, hat hier seine Kindergeburtstage gefeiert und in der Zeit auch selbst mit dem Klettern begonnen. „Viele unserer regelmäßigen Besucher sind schon seit vielen Jahren hier“, erzählt er mir. Heute wird Kai mich zum ersten Mal an einer Kletterwand einweisen.

Zuerst gibt er mir die roten Kletterschuhe in Größe 43. Damit man einen guten Halt darin hat, müssen sie eng anliegen. Und das tun sie. Schon nach den ersten Schritten über den hölzernen Steg in Richtung Kletterwand möchte ich sie am liebsten gegen Schuhe einer größeren Nummer eintauschen. „So lange es noch auszuhalten ist, sitzen sie richtig“, sagt er nur.

An der Boulderwand beginnen wir. Ohne Sicherungsseil klettert man hier nur wenige Meter nach oben — rutscht man einmal ab, landet man auf weichen Sportmatten. Die bunten Steine und Griffe werden zum Festhalten und Abstützen genutzt. Jede Farbe gibt dabei eine andere Steigroute an — in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Problemlos steigt Kai innerhalb kürzester Zeit über den schwierigsten Pfad nach oben. Jetzt bin ich dran. „Mit den Händen festhalten, mit den Beinen das Gewicht nach oben drücken“, sagt er. Alles klar. Ich bin zwar nicht ganz so schnell, aber auch ich schaffe die Route.

Für die große Kletterwand bekomme ich den Sicherungsgurt angelegt. Kai sichert mich, während ich die ersten Schritte nach oben mache. Auch hier geben zwar die verschiedenen Farben die Routen vor, aber nach wenigen Metern komme ich nicht weiter. „Egal“, ruft Kai vom Boden aus, „probier es einfach mit allen Farben.“

Als ich aber auch so irgendwann nicht weiterkomme, stoße ich mich nach Kais Anweisung einfach von der Wand ab, damit er mich wieder herunterlassen kann. Kurz bekomme ich ein mulmiges Gefühl, da es sich so anfühlt, als wenn der Achterknoten erst jetzt so richtig festzieht. Aber er hält und ich lande wieder heil auf dem Boden. Und hier merke ich, dass ich meine Unterarme Belastungen ausgesetzt habe, die sie scheinbar lange nicht kannten. Trotzdem — ich verstehe die Leute, die seit Jahren regelmäßig hier sind, gut. Auch ich war heute bestimmt nicht zum letzten Mal an einer Kletterwand.

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