Großeinsatz in Düsseldorf-Rath Die Stadt lässt Schausteller-Areal räumen und reißt eine Halle ab

Rath · Das berüchtigte Schaustellergelände in Rath ist seit Jahren ein Zankapfel, der Abriss einer dort illegal errichteten Halle schon lange beschlossene Sache. Nun hat die Stadt Düsseldorf das Gebäude mit der Polizei räumen lassen.

 Am Dienstag räumten Einsatzkräfte die Halle, die nun abgerissen werden soll. Die Bewohner reagierten teilweise zornig.

Am Dienstag räumten Einsatzkräfte die Halle, die nun abgerissen werden soll. Die Bewohner reagierten teilweise zornig.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Am Dienstag gegen 9 Uhr rückten Dutzende Einsatzkräfte von Polizei und Stadt an der Straße Mühlenbroich an und begannen, die Halle leer zu räumen. Die Räumung dient dabei mehr als nur der Beseitigung der Halle – sie ist auch ein Schlag gegen kriminelle Machenschaften auf dem Gelände.

Auf dem 5200 Quadratmeter großen Areal stehen Hütten, Schuppen und Verschläge. Hier leben seit mehr als 20 Jahren die Mitglieder mehrerer Schaustellerfamilien. Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) sprach am Dienstag von einer Enklave, die entstanden sei.

Nachbarn fühlten sich unsicher, würden angepöbelt. Und tatsächlich wurden etliche Bewohner des Geländes in der Vergangenheit immer wieder mit Straftaten in Zusammenhang gebracht. So auch mit einem großangelegten Metalldiebstahl per Zug vom
Mannesmannwerk.

Streit gab es zwischen den Schaustellern und der Stadt bereits seit Jahren um ein Gebäude. „Monstergarage“ steht in grünen Buchstaben auf der Wellblechhalle. Diese wurde nach Angaben der Stadt illegal errichtet und steht auf einer öffentlichen Straße, unter der Gasleitungen verlaufen.

Seit zwei Jahren liefen Verhandlungen, die Stadtverwaltung habe den Bewohnern auch alternative Abstellflächen angeboten, um die Straße wieder frei zu machen. Mehrfach habe man es über einen Gerichtsvollzieher versucht. Ende September habe ein Gericht schließlich die Räumung beschlossen, seitdem liefen die Vorbereitungen auf den Einsatz. Keller: „Jetzt können wir wieder rechtmäßige Zustände, Öffentlichkeit und soziale Kontrolle schaffen.“

Nicht nur die Stadt hatte ein Interesse an der Polizei-Aktion. Auch die Staatsanwaltschaft Aachen hatte die Düsseldorfer Polizei um Amtshilfe bei einer Durchsuchung gebeten. Sie sucht Leasingfahrzeuge, die eine inzwischen insolvente Firma aus Würselen in Holland geleast und nach der Pleite nicht zurückgegeben hat. Es geht um Autos, auch um Lastkraftfahrzeuge – und einige von ihnen sollen auf dem Gelände gesichtet worden sein. Die Aachener Ermittlungen richteten sich aber nicht unmittelbar gegen Bewohner des Areals, sagte ein Sprecher.

Alles, was sich in der Halle befand, wird nun auf einem anderen Gelände gelagert und von der Polizei nach möglichem Diebesgut untersucht. Die Halle soll, sobald sie leer ist, abgerissen werden, sagte Baudezernentin Cornelia Zuschke. Das könne bereits in wenigen Tagen der Fall sein. „Dieser Schritt kommt für die Familie sicher nicht überraschend“, sagte Zuschke. „Der Termin allerdings schon.“ Dementsprechend zornig hätten die Bewohner reagiert.

Paul Maus, Angehöriger einer der Schaustellerfamilien, bestätigte, dass die Halle ein Schwarzbau ist. Er sagte aber, dass es einen Vertrag für das Grundstück mit der Stadt gebe, auf dem die Halle steht. Vertreter der Stadt hätten trotz der Gasleitungen vor 19 Jahren ihr Einverständnis für den Bau der Halle gegeben, eine Baugenehmigung existiere aber nicht. Dass es kooperative Gespräche mit der Stadt gegeben habe, dementierte der 79-Jährige.

Oberbürgermeister Keller betonte, dass es sich bei der Aktion nicht um ein politisches Signal kurz nach seinem Amtsantritt handele. „Das ist Kontinuität“, sagte er. „Das ist lange vorbereitet worden.“ Allerdings seien ihm die Zustände auf dem Gelände seit seiner Zeit als Ordnungsdezernent ein besonderes Anliegen.

(sg/veke)
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