In Düsseldorf fehlen freie Hebammen

Nachwuchssorgen: Die Arbeitsbedingungen sind schlecht, mehr Werbung ist dringend erforderlich.

Düsseldorf. Die Situation ist ernst - und eigentlich wird sie immer ernster. Das sagt die junge Hebamme Jessica Schliewe. Im Ausschuss für die Gleichstellung von Männern und Frauen erklärt sie gestern den Politikern die Situation der freiberuflichen Hebammen in Düsseldorf.

"Hier in der Stadt arbeiten gerade einmal 100 freie Hebammen, 20 von ihnen als Vollzeitberufliche." Das seien viel zu wenige. Mit der Versorgung werdender Mütter komme man in einer so familienfreundlichen Stadt kaum noch nach. Schliewe: "Die Festangestellten in den Krankenhäusern leisten zwar auch eine tolle Arbeit, doch fehlt ihnen die Zeit, sich so intensiv mit den werdenden Müttern zu beschäftigen, wie wir es tun."

Konkrete Forderungen an die Stadt hat Jessica Schliewe einige. Zum Beispiel möchten die Hebammen eine Möglichkeit der kostenlosen Fort- und Weiterbildung. In Köln gebe es das bereits und scheint zu nützen: Dort arbeiten zum Vergleich 240freie Hebammen.

Eine Unterstützung bei der Gründung einer Hebammenzentrale durch die Stadt könnte helfen, sagt Schliewe. "Wenn die Frauen wissen, wo sie uns finden, ist das schon mal ein großer Fortschritt." Der letzte Punkt auf ihrer Liste lautet: Düsseldorf für den Hebammen-Nachwuchs attraktiver zu gestalten. Denn der gehe aufgrund der schlechten Bedingungen aus. Ein großer Kritikpunkt ist auch die teure Haftpflichtversicherung für freiberufliche Hebammen, die Geburtshilfe anbieten. "Bei einem vorgeschriebenen Stundenlohn von 7,50 Euro ist es uns kaum möglich die Versicherung von 3700Euro im Jahr zu zahlen."

Renate Brehdahl vom Gesundheitsamt sind die Probleme bekannt. An der Situation müsse sich etwas ändern, sagt sie. So sieht das auch Beigeordneter Wilfried Kruse. "Ich werde mir die Wünsche ansehen. Wo wir helfen können, helfen wir."

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